Spielregeln im Corporate Finance.
Hoher Beratungsbedarf
Die CFC hat ihren Sitz in den Räumlichkeiten der Naves (32 Mitarbeiter) im Zürichhaus an der Domstraße in Hamburg-City. Kaum gegründet, wagt Bolte eine erste Bewertung: „Der Start ist unheimlich gut gelungen. Es gibt einen hohen Beratungsbedarf und wir müssen bereits über eine Anpassung der personellen Ressourcen nachdenken.“ Er und sein Geschäftsführungspartner Kuchenbecker berichten von einem größeren Finanzierungsmandat, welches innerhalb von vier Wochen erfolgreich unter Dach und Fach gebracht wurde. Mehrere weitere interessante Mandate sind aktuell in der Pipeline, obwohl CFC erst Anfang Mai 2017 gegründet wurde.
CFC sieht sich als Beratungspartner für den Mittelstand. Unternehmenskäufe und -verkäufe ab fünf Millionen Euro Transaktionsvolumen und Nachfolgeregelungen in einer vergleichbaren Größenordnung werden genauso angeboten wie die Strukturierung von größeren, komplexen Kredittransaktionen.
Diese Grenzen haben einen Grund, den Bolte erläutert: „Für alles, was darunter ist, finden Unternehmer gute Beratung bei ihren Haus-Banken. Das ist das typische interne Beratungsgeschäft. Wenn es größer und komplexer wird, sind in der Regel immer mehrere Banken und Sparkassen beteiligt. Da ist es gut, einen Partner zu haben, der neutral auf das Geschäft schaut.“
Tür zum regionalen Markt
Das zumindest dürfte für Bolte noch ungewohnt sein, denn immerhin ist er zur Hälfte Haspa-Mann, dennoch aber auch der CFC-Brückenkopf zum Kunden. Er sagt: „Ungewohnt ist es in der Tat, aber davon muss ich mich frei machen. Entscheidend ist die uneingeschränkte Verlässlichkeit gegenüber dem Kunden, was im Einzelfall bedeuten kann, dass ich Informationen nicht an die Haspa weitergeben darf. Dieses Geschäft ist typisches People-Business.“ Will heißen: Es kommt auf Kontakte, Vertrauen und die richtige Chemie an. Und: „Wir sind in dieser einmaligen Konstellation Hamburg-verbunden, haben ein tiefes Kundenverständnis und die höchste Expertise in der Ausführung von Finanztransaktionen. Eines ist wichtig: Wir sind keine Investmentbanker!“
Warum hat sich Naves die Haspa ins Haus geholt? Dazu sagt Mark Kuchenbecker: „Gemeinsam mit der Haspa öffnet sich für das Joint Venture die Tür in die Metropolregion Hamburg. Die Haspa hat rund 60 000 Firmenkunden und zahllose gute und intensive Kontakte.“ Und warum holt sich die Haspa ein Unternehmen wie Naves ins Haus? Dazu sagt Arent Bolte: „Weil wir dem Kunden mit der CFC neutral im Sinne von unabhängig eine Beratungsleistung bieten können, die er uns sonst möglicherweise nicht zutrauen würde.“ Kurz: Hier treffen Kontakte und regionales Netzwerk auf Expertise im Corporate Finance und Branchenknowhow. Eine Erfahrung, die insbesondere Sparkassen und Volksbanken zu schaffen macht: Sie begleiten und finanzieren kleine und mittlere Unternehmen manchmal über Jahrzehnte – sind sie groß geworden, kann man die skizzierte Dienstleistung nicht erbringen und es verdienen dann die Großbanken. Solche Fälle gibt es häufig. Auch hier kommt jetzt die CFC ins Spiel.
Während die Haspa weitgehend regional aktiv ist, kann die unabhängige CFC, die bewusst keine Tochter der Hamburger Sparkasse ist, auch bundesweit für Kunden interessant werden. Eine Grenze haben Bolte und Kuchenbecker hier nicht gezogen. Sie bieten ihre Dienste im Zusammenhang mit oben skizzierten Transaktionen an und verstehen sich für diese sensiblen Phasen im Unternehmen als Finanzabteilung auf Zeit. Die Beratungsleistung wird in der Regel über erfolgsabhängige Honorare bezahlt. wb