Die lade ich mir einfach kostenlos aus dem App-Store aufs Smartphone?
Lüers: Ja. Wir starten damit vermutlich im ersten oder zweiten Quartal 2017.
Sommer: Die Fintechs (Zusammengesetzt aus Finanzdienstleistung und Technologie. Mit Fintech wird die Branche bezeichnet, in der Finanzdienstleistungen mit Technologie verändert werden. Fintechs sind die entsprechend aktiven Unternehmen, d. Red.) entwickeln zunehmend Alternativen zu den klassischen Bankprodukten und -prozessen. Darauf muss sich auch die Organisation der Sparkassen einstellen. Wir müssen das ausbauen, was uns über die Jahrzehnte und Jahrhunderte stark gemacht hat – die persönliche Beratung. Additiv müssen wir darüber hinaus noch viel stärker als heute in der digitalen Welt stattfinden, damit wir nicht abgehängt werden. Diesen Mittelweg zu finden, das ist die Herausforderung.
Lüers: Wenn die Fintechs gut sind, kooperieren wir. Die haben die Ideen und sind schnell in der Umsetzung, ja, aber wir haben die Kunden. Und die Systeme dahinter. Ein Konto wie Yomo wickeln wir über unsere ganz normalen IT-Systeme ab.
Wenn ich eine Überweisung mit der neuen App Kwitt mache, kostet das eigentlich eine Gebühr? Denn damit löse ich ja eine ganz normale Überweisung aus.
Sommer: Das hängt im Einzelfall von dem Kontomodell der jeweiligen Sparkasse ab. Bei uns ist über die Pauschalbepreisung des Girokontos alles abgegolten.
Bei allem Verständnis für neue Produkte – Geld verdienen Sie damit nicht, oder?
Lüers: Aber wir binden perspektivisch die Kunden an uns. Das ist das Ziel.
Sommer: Wenn wir Oldschool-Sparkasse machen, werden sich die Kunden auf lange Sicht abwenden. Sie sind es aus anderen Branchen schon lange gewohnt, alles bequem und einfach zu haben und jederzeit an jedem Ort Serviceleistungen nachzufragen. Also müssen wir den modernen Weg gehen, aber gleichzeitig unsere Kompetenz ausspielen. Außerdem: Wenn Sie heute eine günstige Baufinanzierung googeln, kriegen Sie ja nicht wirklich den günstigsten Anbieter, sondern den, der Google dafür bezahlt, dass er ganz vorne genannt wird. Auf der einen Seite können sich die Kunden über alles im Internet informieren, aber es wird Punkte geben, an denen ich kompetente und vertrauenswürdige Beratung brauche, weil es zu komplex wird. Und da müssen wir mit unserer Kompetenz präsent sein.
Nun ist die Zeit sehr schnelllebig. Wenn ich mich gerade häuslich in einem Social-Media-Account eingerichtet habe, dann sind meine Kinder womöglich schon längst woanders unterwegs . . .
Lüers: Deshalb müssen wir mit den jungen Leuten sprechen und die fragen. In unserem Fall haben wir zum Beispiel Auszubildende und Jungangestellte zu einem Gespräch mit dem Vorstand eingeladen, um einfach mal festzustellen, wie die Altersklasse unsere Sparkasse sieht.
Was bedeutet diese ganze Entwicklung für das Filialnetz? Ist das so auf lange Sicht überhaupt noch haltbar?
Sommer: Damit sind wir beim zweiten Megatrend: Regionalität. Sie brauchen auch in der digitalen Welt einen Ansprechpartner, den Sie persönlich k ennen. Die Verbindung von Regionalität und Digitalisierung – das ist etwas, was Groß- oder Direktbanken nicht können. Wir arbeiten daran, das Beste aus beiden Welten miteinander zu kombinieren.
Das Digitale braucht ein Gesicht . . .
Lüers: Ja! Oder wie es ein Vorstandskollege in Berlin sagte: Die Digitalisierung beginnt in der Filiale. Unter dem Strich birgt die Digitalisierung für uns mehr Chancen als Risiken.