OTG Zukunft durch Ausbildung: Betriebsleiter Rolf Vesper wünscht sich einen Nachfolger mit Empathie, Fachwissen und Idealismus
Ein erfülltes Berufsleben zählt für mich zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens“, sagt Rolf Vesper, Betriebs- und Ausbildungsleiter bei der OTG Zukunft durch Ausbildung GmbH (OTG ZdA) in Buchholz-Steinbeck, die in logistischem Echtzeitbetrieb Fachlageristen sowie Fachkräfte für Lagerlogistik ausbildet. Er betont: „Jeder Mensch sollte diese Chance erhalten“. Doch für viele junge Menschen beginnt der Weg schon am Start mit vielen Stolpersteinen: Schwache schulische Leistungen, Sprachschwierigkeiten, körperliche Beeinträchtigungen. „Dem können wir entgegenwirken“, erklärt Rolf Vesper, „wenn wir uns dieser Menschen annehmen, ihnen Wege aufzeigen und ihnen Chancen geben.“ Das Tochterunternehmen der in Hittfeld ansässigen Laurens Spethmann Holding (LSH) unterstützt genau dabei, indem es Verantwortung übernimmt und gleichzeitig aktiv etwas gegen den Fachkräftemangel unternimmt.
Jetzt steht die OTG ZdA selbst vor einer besonderen Herausforderung, sagt Rolf Vesper: „In gut zwei Jahren gehe ich den Ruhestand, aber wir suchen schon jetzt einen Nachfolger, den wir mit entsprechend Zeit im Gepäck einarbeiten können.“
15 Jahre ist es her, dass die LSH ein soziales Projekt mit Blick auf junge Menschen startete – entstanden aus dem Engagement von Andreas Buß, dem langjährigen früheren Vorstand für Personal und Logistik der LSH. Rolf Vesper war von Anfang an begeistert dabei: „Zu den Erfolgsbausteinen zählt, dass die OTG ZdA von Anfang an kein gewöhnlicher Ausbildungsbetrieb für angehende Fachlageristen war.“ Und: „Mit dieser Erstausbildung geben wir den Auszubildenden die Chance, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren und langfristig arbeitsfähig zu werden. Dabei lernen sie sowohl Altersunterschiede, unterschiedliche Kulturen und familiäre Hintergründe zu überwinden als auch mit den jeweiligen Stärken und Schwächen anderer umzugehen. So erlangen sie wichtige Schlüsselkompetenzen für ihr späteres Arbeitsleben.“
In der Philosophie der LSH
Um dem Anspruch gerecht zu werden und ihn nachhaltig zu verankern, wurde eigens ein Unternehmen in der Rechtsform einer GmbH gegründet: Es sollte keinerlei staatliche Förderung in Anspruch genommen werden und die ZdA sollte sich ausschließlich autark, beziehungsweise aus den Ressourcen der LSH finanzieren. Dahinter steht die Philosophie eines modernen Familienunternehmens: Das heißt: Ein Konzept muss sich beweisen – vor allem auch wirtschaftlich, denn sonst funktioniert nachhaltiges Engagement nicht. Dennoch sollen Ideen eine Chance bekommen. Zehn junge Frauen und Männer gingen im April 2004 als Praktikanten für Lagerlogistik an den Start und wurden im August desselben Jahres in die Ausbildung zum Fachlageristen übernommen.
Die angehenden Fachlageristen erlernen im ersten Jahr die Grundkenntnisse im Lager und werden langsam im realen Betrieb an die Arbeitswelt herangeführt. Im zweiten Jahr tauchen sie dann im OTG Lager- und Frachtkontor tiefer ein. Hier erlernen sie alle Abläufe von der Planung und Organisation über den Wareneingang, die Ein- und Auslagerung, das Kommissionieren und die Konfektionierung bis zum Warenausgang. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die OTG ZdA damit zum Ausbildungsbetrieb für Fachlageristen, der Absolventen bei entsprechendem Wunsch und Leistung im Anschluss weiter zur Fachkraft für Lagerlogistik ausbildet.
Engagement und Erfolge
Auf den Erfolg angesprochen, muss Rolf Vesper schmunzeln: „Dass es uns noch gibt, ist ja wohl Beweis genug“, sagt er. Zu Beginn richtete sich OTG ZdA vor allem an Menschen, die es auf dem ersten Arbeitsmarkt schwer hatten. Doch die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt. Mittlerweile bietet der Betrieb eine qualitativ hochwertige Ausbildung für alle Logistik-Interessierten. Hier können sie ihren ersten beruflichen Grundstein in der Lagerlogistik legen. Und später gut daran anknüpfen – denn die ausgelernten Auszubildenden sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt.
„Wir erhalten regelmäßig Anfragen von anderen Unternehmen, die sich für diese qualifizierten Fachkräfte interessieren. 95 Prozent der Absolventen finden nach der Ausbildung eine Tätigkeit, unter anderem natürlich bei den Tochterunternehmen der LSH selbst, drei von ihnen sind mittlerweile sogar selbst als Ausbilder in dem Betrieb tätig“, freut sich Vesper. In Zahlen drückt sich das dann so aus: Die OTG ZdA hat bis heute 198 Auszubildende gefördert und ihnen Schlüsselkompetenzen vermittelt. Weit mehr als die Hälfte von ihnen hat die Ausbildung mit einem erfolgreichen Abschluss als Fachlagerist oder Fachkraft für Lagerlogistik beendet, manche von ihnen sogar mit herausragenden Noten.
„Hinter diesen Zahlen stehen jedoch Menschen, Schicksale, viele Geschichten von Erfolgen, an die nur wenige geglaubt haben, aber auch Geschichten vom Scheitern“, betont Rolf Vesper, aber das spiegelte eben auch das Leben wieder. Teilnehmer mit schwacher schulischer Leistung begleiten die Ausbilder mit intensiver Förderung und individueller Nachhilfe durch die Ausbildung. Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen erhalten hier eine berufliche Perspektive, indem die OTG ZdA ihren Arbeitsplatz individuell anpasst und ihnen Mobilität ermöglicht. Migranten werden auf sprachlicher Ebene unterstützt. Und die Auszubildenden helfen sich auch gegenseitig – Stichwort Teamarbeit.
Gesucht: Ein Multitalent
Aber nicht immer schlägt das Konzept an, manchmal ist einfach das soziale Umfeld nicht stabil genug – dann scheitern die jungen Menschen. Umso erfreulicher ist, dass es an Erfolgsgeschichten nicht mangelt. So durchlief beispielsweise eine alleinerziehende Mutter ohne Berufsabschluss ihre Ausbildung bis zur Logistikmeisterin. Ein junger Mann mit zuvor schlechten Noten in der Schule schloss zunächst seine Ausbildung zum Fachlageristen ab und zeigt heute als Anwärter zur Fachkraft für Lagerlogistik ausgezeichnete Noten in der Berufsschule. „Das macht Freude, das gibt Bestätigung, und das ist unser Motor, weiterzumachen und sich persönlich immer wieder einzubringen. Menschen machen eben den Unterschied“, sagt Vesper und spielt damit auf die Philosophie der LSH an.
„Neben fachlichem und pädagogischem Können sind für diese Aufgabe viel Empathie und Einfühlungsvermögen gefragt“, erklärt Rolf Vesper. „Sich kümmern, auf unterschiedliche Bedürfnisse und Probleme eingehen, die richtige Balance finden zwischen Sensibilität, Solida rität und der durchaus auch mal nötigen Strenge: Echtes Engagement für die Auszubildenden setzt einfach ungeahnte Ressourcen bei ihnen frei.“ Man spürt, die OTG ZdA ist Vespers Herzensprojekt. Und so soll auch seine Nachfolge sorgfältig vorbereitet werden: Die angehende Führungskraft wird er in den kommenden Jahren an die vielseitige Verantwortungsposition heranführen, partnerschaftlich begleiten und an seiner jahrzehntelangen Erfahrung teilhaben lassen.
Gesucht wird dazu ab sofort eine Ausbilderin oder ein Ausbilder für die Berufe Fachlagerist und Fachkraft für Lagerlogistik. Für diese Position bedarf es einer hohen Sozialkompetenz, und Rolf Vesper ist es wichtig, hierfür die geeignete Persönlichkeit zu finden. „Natürlich kommt auch vieles mit der Erfahrung im Laufe der Zeit. Auch ich habe mich in den 15 Jahren entwickelt. Die Tätigkeit lehrte mich, gelassener und geduldiger zu werden. Man ruht anders in sich. Doch am Wichtigsten ist: Diese Aufgabe hat mich erfüllt.“ an