„Digital Survival Training“: Orientierung im digitalen Dschungel

Drei Teilnehmer des digitalen „Überlebenstrainings“: Doris Mailänder ist Geschäftsführerin einer Personalberatung, René Rade (Mitte) ist Luftfahrtingenieur, Sascha Heller arbeitet für eine Rating-Agentur. Fotos: Martina BerlinerDrei Teilnehmer des digitalen „Überlebenstrainings“: Doris Mailänder ist Geschäftsführerin einer Personalberatung, René Rade (Mitte) ist Luftfahrtingenieur, Sascha Heller arbeitet für eine Rating-Agentur. Fotos: Martina Berliner

Mit „Digital Survival Training“ bietet das NIT einen Intensiv-Workshop für Entscheider

Als der spanische Kommandant Hernán Cortés im Frühjahr 1519 an der Küste Mittelamerikas landete, hatten seine Untergebenen wenig Lust, das unbekannte Land zu erkunden. Sie wollten in die vertraute Heimat. Der Eroberer versammelte die Schiffsbesatzungen am Strand und ließ die eigene Flotte versenken. „Wie den Seeleuten vor 500 Jahren geht es heute vielen Unternehmern. Sie sehnen sich nach dem analogen Zeitalter. Aber die Schiffe sind verbrannt. Es gibt keinen Weg zurück“, sagt Dr. Martin Burckhardt.

Der 60-Jährige ist Kulturtheoretiker, Gründer, Programmierer und in diesem Augenblick Seminarleiter des Digital Survival Trainings – organisiert vom NIT Northern Institute of Technology Management. Gemeinsam mit den Workshop-Teilnehmern verbringt er zwei Tage im Blue Room, einem futuristisch anmutenden Loft im Hamburger Kontorhausviertel. Das Ziel: verstehen, wie Entwickler ticken und was „Digitalisierung“ eigentlich bedeutet. Den sieben Frauen und Männern im Digital Survival Training ist sehr wohl bewusst, dass sie sich der Digitalisierung stellen müssen – nur nicht, wie. Unverständlich ist ihnen die Sprache der Technikexperten mit Fachvokabular wie „GitHub“, „JavaScript“ und „Node Package Manager“. Mit denen sie aber kommunizieren müssen, um Produkte und Geschäftsmodelle anzupassen, um nicht den Anschluss zu verlieren und die Chancen der Digitalisierung für sich zu nutzen. Hier im Workshop erarbeiten sie sich Orientierung.

Enormer Respekt

Einige Teilnehmer, wie der Luftfahrtingenieur René Rade, haben bereits Erfahrung mit Programmiersprachen. Andere nicht. Doris Mailänder zum Beispiel. „Ich hatte mich noch nie mit Programmieren beschäftigt und enormen Respekt davor“, sagt die Geschäftsführerin einer Hamburger Personalberatungs-Firma. „Und ich weiß, dass das vielen anderen Unternehmerinnen auch so geht.“

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Der Druck, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, ist groß. „Im Bewerbungs-Management benötigen wir Entlastung durch Maschinen, um genügend Zeit für das Kerngeschäft zu haben. Unser altes Programm entspricht nicht mehr den Ansprüchen. Wir müssen schneller werden. Das Problem ist, einen geeigneten Programmierer zu finden und ihm klar zu machen, was genau wir brauchen. Unsere Erfahrung: Der Computer-Experte versteht nicht, welche Anforderungen unsere internen Mitarbeiter stellen. Und wir verstehen nicht, was er plant.“ Die Folge: hoher Zeit- und Geld-Verlust. Das Konzept des Digital Survival Trainings überzeugte Doris Mailänder sofort. „Zwei Tage Intensiv-Training, davon einer am Wochenende – das ist auch für Führungskräfte wie mich zeitlich machbar.“ Und auch Martin Burckhardts Herangehensweise gefällt ihr. Denn es geht nicht allein ums Programmieren, sondern auch um das Internet der Dinge, Leadership, Machine Learning, künstliche Intelligenz und digitale Philosophie. Wissensvermittlung wechselt mit Learning-by-doing, Diskussion und Erfahrungsaustausch. Und: Die Kursteilnehmer gewinnen Einblick in die Gedankenwelt eines Programmierers.

Eine Horizonterweiterung

Martin Burckhardt ist aber auch Germanist, Historiker und Theaterwissenschaftler. Als solcher weiß er spannend zu erzählen. Teils kuriose Details aus der Entwicklung der Computertechnik sorgen für Auflockerung und Denkanstöße. „Es geht mir darum, das Thema Digitalisierung zu entmystifizieren. Wenn ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert wird, ist das für das Publikum ja auch nur deshalb aufregend und unbegreiflich, weil es nicht gesehen hat, wie das Tier hineingesteckt wurde.“ Martin Burckhardt gewährt einen solchen Einblick hinter die Kulissen von Digital-Trends. Die Teilnehmerin Ines Kulka beschreibt den Effekt so: „Der Workshop öffnet unseren Geist für neues Denken, erweitert unseren Horizont. Wir bekommen eine Vorstellung davon, was dank moderner Technik möglich ist. Und mit der Einsicht verlieren wir unsere Angst.“ Das Seminar mache Mut und Lust auf die Erkundung unbekannten Terrains. „Ich habe mich definitiv jener digitalen Welt angenähert, von der ich ständig höre“, resümiert Doris Mailänder. „Ich habe keine Scheu mehr, mich selbstständig einzulesen und Computer-Experten kritischer zu hinterfragen.“ mab

Weitere Termine im Jahr 2018: 27.-28. April, 22.-23. Juni, 14.-15. September, 23.-24. November im Design Thinking Space am NIT.
Kosten inklusive Verpflegung und Materialien: Regulärer Seminar-Preis: 1690 Euro (zzgl. MwSt), Frühbucher (bis sechs Wochen vor Veranstaltung): 1490 Euro (zzgl. MwSt), Sonderpreis für Kooperationspartner und Alumni: 1290 Euro (zzgl. MwSt).

Web: www.nithh.de/digitalsurvival

 

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