Mit dem Internet groß geworden: Das Harburger Unternehmen catWorkX – Eine MAZ-Geschichte.
Es ist nicht selbstverständlich, dass sich drei junge Akademiker zusammentun, eine Firma aufbauen, „ganz nebenbei“ Familien gründen, Häuser bauen, am Standort bleiben und nach 17 Jahren immer noch gemeinsam ihr Business betreiben. Der Name catWorkX steht für den sozio-ökonomischen Lebenslauf eines Unternehmens, das quasi mit dem Internet groß geworden ist. Von der Gründung bis zum weltweit vernetzten IT-Spezialisten ein weiter, manchmal auch steiniger Weg, der durchaus auch mal an einem Abgrund vorbeiführte. Die drei Gründer: Dr. Wolfgang Tank, Oliver Groht und Andreas Girnuweit. Die catWorkX-Geschichte ist ein Beispiel für Aufbruchsstimmung, unternehmerischen Mut, Kurskorrekturen und beständiges Neuorientieren in einem sich rasant verändernden Markt.
Aus dem Fenster im achten Stock des Silo im Harburger Binnenhafen fällt der Blick auf den Harburger Seehafen. Der Channel ist auch das Produkt eben jener bewegten Performance, die die IT-Branche in den vergangenen fast drei Jahrzehnten erlebt hat. Und dennoch ist er eingebettet in das traditionelle Umfeld der Harburger Hafenwirtschaft und Industrie. Es ist wie im richtigen Leben – wenn IT und klassisches Business zusammenprallen.
Apps waren noch nicht erfunden
Eine Keimzelle des Channels war das Mikroelektronik-Anwendungszentrum MAZ, das auf Geheiß des Hamburger Senats 1990 im Harburger Binnenhafen gebaut wurde (heute Tutech-Haus, künftig Startup-Dock). Ziel: die Entwicklung und Ausgründung von mikroelektronischen Anwendungen. Das charakteristische Haus an der Harburger Schloßstraße hätte heute vermutlich den neudeutschen Namen App-Center erhalten, aber Apps waren damals noch gar nicht erfunden. Die Anwendungen der 90er-Jahre waren im Vergleich zu heute eher Hardware-lastig, aber durchaus visionär.
MAZ-Chef Werner Zucker hatte die Aufgabe übernommen, das neue Zentrum auf die gewünschte Flughöhe zu bringen. Er baute einen Brainpool von 30 bis 40 durchweg promovierten Köpfen aus ganz Deutschland auf. Hier wurden zum Beispiel Ideen entwickelt wie HoGaNet – der Internetzugang für jedes Hotelzimmer. Unter den Berufenen war auch Dr. Wolfgang Tank, der sich in Berlin vor allem mit künstlicher Intelligenz auseinandergesetzt hatte. Als studentische Hilfskraft war der BWL-Student Andreas Girnuweit am MAZ, schrieb dort seine Diplomarbeit und war freiberuflich tätig. Unter anderem gründete er damals das Unternehmen maus.web. Als es um die Umsetzung der HoGaNet-Pilotversuche ging (Verkabelung der Hotelzimmer), trat Oliver Groht auf den Plan. Er hatte an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften HAW Technische Informatik studiert und bereits studienbegleitend das Serviceunternehmen „Groht Computer + Elektrotechnik“ ins Leben gerufen.
Am MAZ liefen die Lebensfäden der drei jungen Männer zusammen, die 1999 schließlich das IT-Systemhaus catWorkX gründeten – allerdings ohne Unterstützung durch das MAZ. catWorkX ist deshalb keine typische Ausgründung und hat auch nie einen Euro Fördergeld bekommen.
Für einen Moment Millionär
Wolfgang Tank: „Unser erster großer Kunde war die Logistikfirma Stratex. Wir entwickelten eine internetgestützte Notfall-Logistik für die Automobil-Industrie. Stratex verfolgte das Ziel, ein Logistiknetz mit selbstständigen Transportunternehmern aufzubauen, die jederzeit jedes beliebige Teil zum Besteller bringen konnten. Bis zu 200 Touren täglich hat Stratex erreicht. Wir waren als IT-Spezialisten so gut im Geschäft, dass die Stratex-Führung schließlich beschloss, catWorkX zu kaufen, um sich das Knowhow zu sichern. Es lief alles perfekt. Oliver Groht wurde in den Vorstand bei Stratex berufen, Andreas Girnuweit leitete die Finanzen beider Firmen, war im Stratex-Aufsichtsrat vertreten und hatte weiterhin einen Geschäftsführerposten bei catWorkX. Ich übernahm die technische Geschäftsführung bei catWorkX. Die Verträge waren unterschrieben – und für einen Moment waren wir sozusagen Millionäre geworden.“