TTIP bietet mehr Vor- als Nachteile für den Außenhandel.
INTERVIEW mit AGA-Hauptgeschäftsführer Volker Tschirch kommentiert die aktuelle konjunkturelle Situation und die Chancen eines Freihandelsabkommens mit den USA.
Der AGA Unternehmensverband vertritt die Interessen von 3500 Mitgliedsunternehmen in Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem unternehmensnahen Dienstleistungssektor sowie im Groß- und Außenhandel. In diesen Firmen sind rund 150 000 Menschen beschäftigt. Mit einem Jahresumsatz von 482 Milliarden Euro haben diese Wirtschaftsbereiche in Norddeutschland eine Schlüsselstellung. B&P-Redakteur Wolfgang Becker sprach mit AGA-Hauptgeschäftsführer Volker Tschirch über die derzeitige Konjunktureinschätzung.
Der Hamburger Hafen vermeldet rückläufige Zahlen, der Handel mit Russland liegt auf Eis, der Markt in China schwächelt – trotzdem ist die Stimmung in der deutschen Wirtschaft relativ gut. Wir hatten ein Spitzen-Export-Jahr 2015, doch jetzt dreht auch der Geschäftsklimaindex ein wenig ins Negative. Wie stellt sich die aktuelle Situation im Bereich Handel und Dienstleistung aus Ihrer Sicht, aus Sicht des AGA dar?
Wenn wir uns die Weltlage und die Nachrichtensituation anschauen, gibt es ja ausreichend schlechte Nachrichten – Kriege, Terroranschläge, Flüchtlingsströme. Letzteres ha-ben wir in Europa noch nicht gelöst. Wir sehen stattdessen, dass es erhebliche Spannungen in der EU gibt. Wir diskutieren bereits den sogenannten Brexit – den Ausstieg Großbritanniens aus der EU –, obwohl das Thema Grexit und die Schuldenproblematik Griechenlands sowie anderer EU-Staaten noch gar nicht gelöst sind. Das ist eine Gemengelage, die kaum Raum lässt, auch mal auf die guten Nachrichten zu schauen.
Aber die gibt es offensichtlich?
Wir haben in der Tat eine gute und stabile Konjunktur in Deutschland, die nach wie vor durch die Außenwirtschaft getragen wird. In 2015 haben wir ein Rekordjahr bei den Ausfuhren erlebt – die stiegen um sechs Prozent auf rund 1,2 Billionen Euro. Die Importe stiegen um vier Prozent auf rund 950 Milliarden Euro. Der Außenhandelsüberschuss war noch nie so hoch wie in 2015. Das zeigt uns: Deutschland lebt vom Außenhandel. Und unser Wohlstand hängt vom Außenhandel ab.
Wird es denn Ihrer Ansicht nach so positiv weitergehen?
Die Voraussetzungen sind gut. Es gibt vor allem drei Entwicklungen, die uns positiv stimmen, dass auch 2016 gut verlaufen wird: Die nach wie vor niedrigen Rohstoffpreise von Weizen über Kupfer, Eisen, Aluminium und Rohöl. Die Abwertung des Euro, die zu guten Exportbedingungen führt. Erstmalig seit Jahrzehnten haben die USA Frankreich als unseren wichtigsten Handelspartner abgelöst. Die USA sind derzeit unser Exportziel Nummer eins. Der dritte Punkt: Günstiges Geld, um Kredite zu finanzieren. Das beflügelt Produktion und Investitionen . . .