Die Nähe zu Hamburg wirkt positiv

Erklären Sie bitte mal den Unterschied zwischen Gründung und Ausgründung . . .

Friedrichs: Wenn in einem Unternehmen geforscht und entwickelt wird, ist da viel mehr Power dahinter, als wenn jemand bei null anfängt. Entstehen dann neue Unternehmen, sprechen wir von Ausgründung. Die Gründer von Innogames kamen damals von null – das war eine Gründung. Zum ersten Mal wurden Spiele browserbasiert angeboten. Aber das ist ein Fall in zehn Jahren, den ich in der Stader Gründerszene als innovativ bezeichnen würde. Alle anderen kommen aus Unternehmen oder haben im Unternehmen ein neues ausgebildet und dann ausgegründet.

Was ist mit Gerret Kalkoffen, der den Carbon-Transporter im CFK-Valley baut?

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Friedrichs: Der kommt mehr vom Markt her, denn er hat auf den Entwicklungen einer anderen Firma aufgesattelt. Jetzt versucht er – hoffentlich erfolgreich –, Partner zu finden, mit denen er die tollen Ideen umsetzen kann.

Was tun Sie denn, um so ein Unternehmen am Standort zu halten. Wenn der erstmal richtig läuft – läuft er dann weg?

Friedrichs: Der würde dann weglaufen, wenn wir keine vernünftigen Rahmenbedingungen böten. Was braucht er? Erstmal einen Raum. Den hat er im Technologiezentrum Stade. Da kann er im Labor und in der Halle arbeiten, das Netzwerk vor Ort nutzen. Wenn er Kapital braucht, begleiten wir ihn über Projekte und Programme. Und wir haben auch noch die Business Angels.

Sie haben Innogames angesprochen, tut es weh, dass die weggegangen sind? Und haben Sie versucht, das Unternehmen zu halten?

Friedrichs: In Business & People habe ich mal gesagt, dass diese Gründung unser größter Erfolg und zugleich unser größter Misserfolg war. Wir haben sie angesiedelt, sie hatten am Ende 18 Büros, aber fanden dann nicht mehr die Mitarbeiter, die sie brauchten. Also haben sie sich aufgemacht zum nächstgrößeren Arbeitsmarkt – zunächst nach Harburg, dann nach Hamburg. Wir haben versucht, sie zu halten, aber wenn wir nicht genügend Fachkräfte haben, bin ich meiner wichtigsten Ressource beraubt. Also konnten wir sie nicht halten.

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Buxtehude ist wirtschaftlich betrachtet ein Mikrokosmos für sich. Wie sieht das Gründergeschehen bei Ihnen aus?

Maack: Ein bisschen so ähnlich wie bei den Kollegen. Wir haben eine ganze Reihe von Hochtechnologie-unternehmen. Wenn wir mal an die additive Fertigung der Implantate bei Implantcast denken. Oder schauen wir auf Unilever mit einer Smart Factory am Standort – das ist ein Referenzwerk für ganz Europa. Da kann man Miprotek nennen oder Hollmann Engineering. Ich sehe da auch die Verbindung zu unserer Hochschule 21. Allein der Studiengang Mechatronik ist entstanden, weil wir mit Unternehmern am Tisch saßen und fragten, was die brauchen . . .