Die Unterstützung für Gründer in Harburg wird neu organisiert und schlagkräftig aufgestellt.
Wer einen Friseursalon eröffnet, ist ein Gründer – zweifellos. Vermutlich sogar ein glücklicher Gründer, denn der Markt ist schon da und Haare, die abgeschnitten oder in Form gebracht werden sollen, wachsen ständig nach. Ein Idealfall also. Ganz anders sieht das bei den Startups aus, die beispielsweise aus den technik-orientierten Universitäten erwachsen. Von der Idee bis zur Marktreife ist es häufig ein langer Weg. Und der Erfolg ist keineswegs garantiert. Um diese Gründer-Spezies kümmern sich sowohl die Fachleute vom Startup Dock der TUHH (Technische Universität Hamburg) als auch die Hamburg Innovation GmbH (HI) im Harburger Binnenhafen. Beide Akteure bündeln Ihre Expertise nun unter einem gemeinsamen Dach.
Die Transfergesellschaft, die unter anderem aus wissenschaftlichen Themen wirtschaftliche machen soll, ist als Tutech bereits eine bekannte Marke. Mit ihrer Schwestergesellschaft tritt sie als Dienstleister und Ansprechpartner für alle Hamburger Universitäten auf und hat als Gesellschafter der Hamburg Innovation GmbH eben diese Hamburger Hochschulen mit an Bord. Nach einer Neuaufstellung unter Geschäftsführer Martin Mahn stehen jetzt große Veränderungen an: Aus dem Tutech-Gebäude in der Harburger Schloßstraße wird das neue Startup Dock Haus – ein Gründerzentrum für junge Firmen mit wissensbasierten Produkten und Dienstleistungen; ein Inkubator, in dem Ideen reifen können, bevor sie sich in der rauen Marktwirklichkeit bewähren müssen.
Martin Mahn: „Mit Umstrukturierungen und der daraus folgenden Konzentration auf das Kerngeschäft haben sich Tutech und HI fit für die Zukunft gemacht. Wir haben eine neue Unternehmenskultur entwickelt, für jede Gesellschaft ein neues Corporate Design (siehe auch Seite 42) und wollen so viel stärker aus Harburg für ganz Hamburg und die Region aktiv sein. Dazu sind wir bereits in intensivem Dialog mit allen hiesigen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Stakeholdern.“
„Fit für die Zukunft“
Im Startup Dock Haus werden innovative Gründungsteams in der Frühphase und junge Unternehmen in der Wachstumsphase einen Ort von vielfältigen Möglichkeiten finden. Nils Neumann, Leiter des Geschäftsbereichs Startup Support unter dem HI-Dach, sagt: „Unser Ziel ist es, die Überlebensrate dieser Startups bei 80 Prozent zu halten.“ Statistisch haben Gründer aus dem wissensbasierten Bereich eine relativ gute Chance, beispielsweise durch das Exist-Gründerstipendium – ein Förderinstrument des Bundeswirtschaftsministeriums – unterstützt zu werden. Von 1300 bis 1400 Bewerbern bundesweit bekommen 650 bis 700 eine Chance. Für das Startup Dock Haus heißt das unter anderem: Ein Jahr lang können die potenziellen Firmengründer, die über dieses Programm gefördert werden, kostenfrei Räume und Labore benutzen. Daran schließt sich eine zweijährige Phase an, in der die Räume zu günstigen Konditionen vermietet werden. Neumann: „Danach sollten die Firmen dann so stark sein, dass sie beispielsweise in ein Technologiezentrum wie den hit-Technopark umziehen können.“
Zusätzlich zu den Räumen gibt es jede Menge Beratung, denn eine gute technische Idee macht noch keinen guten Unternehmer. Marktanalysen, Coaching, Fortbildung – all dies soll im Startup Dock Haus gebündelt werden. Dazu wird das Gebäude, Anfang der 90er-Jahre als Mikroelektronik-Anwendungszentrum realisiert, kräftig umgebaut. Die wesentlichen Start-up- Aktivitäten wie Beratung, die Büros der Berater von Hamburg Innovation GmbH und dem Startup Dock der TUHH, Co-Working-Space und Büros für die Start-ups finden in der zweiten Etage statt. Der Co-Working-Space wird 15 separierte Plätze haben.
Drei TUHH-Institute vor Ort
Zusätzlich werden drei TUHH-Institute sogenannte Kreativ- und Seminarräume bekommen. Die Institute befassen sich mit Unternehmertum, Innovationsmarketing sowie Technologie- und Innovationsmanagement. Sie sind wichtige Partner bei der Begleitung der Startups. „Die Nähe des Startup Docks zu den Lehrstühlen an der TUHH ist uns sehr wichtig“, sagt Dr. Christian Salzmann, Leiter des Startup Docks. „Mit der neuen Umgebung möchten wir die enge Verbindung zwischen Studierenden, Lehrenden, Forschenden, Beratenden und den Startups schaffen.“
Einige Beispiele für Startups: nüwiel (Fahrradanhänger mit Antrieb), breeze (Luftüberwachungssystem für Schadstoffbelastungen), attenio (Prozessunterstützung in der Fertigung), PYDRO (Energieerzeugung durch Turbinen in Abwasserkanälen) und vilisto (an die Wettervorschau gekoppelte Heizungssteuerung über lernfähige Thermostaten). Nils Neumann sagt: „Das sind zum Teil Firmen, die schon eine Strecke hinter sich haben. Aber sowohl das Startup Dock der TUHH als auch Hamburg Innovation haben gemeinsam für die kommenden zwölf Monate 15 neue Gründerkandidaten in der Pipeline.“ wb/jk