Die Bildungsstätten des Handwerks sind Innovations-Motoren!
Vom Mittelalter bis weit ins 19. Jahrhundert hinein gingen die Handwerksgesellen nach der Lehre auf Wanderschaft und lernten so neue Techniken, Verfahren und Produkte kennen, trugen ihr Wissen in andere Regionen und formten dabei ihre Persönlichkeit. Viele kehrten als unternehmerisch Denkende und Handelnde zurück in ihren Heimatort. Auf diesem Wege fand in den Gewerken des Handwerks praktisch laufend ein Wissenstransfer statt, der permanent kleine und große Innovationen induzierte. Heute hat die Wanderschaft – auch wenn sie sich wieder steigender Beliebtheit erfreut – ihre Bedeutung als Innovationsmotor im Handwerk verloren.
Die Institution der Wanderschaft im Handwerk wurde abgelöst durch Fachmessen und Fachtagungen, wie zum Beispiel die GET Nord, durch handwerksorientierte Forschungsinstitute sowie durch die Berufsbildungsstätten des Handwerks. Vor allem Letztere zeigen Wege auf, wie aus technischen Innovationen neue, umsetzungsreife Produkte und Dienstleistungen entstehen, wie Bestehendes mit Neuem sinnvoll kombiniert werden kann. Gleichzeitig können in den Schulungen Meister und Gesellen auch praktisch fit gemacht werden. Die Berufsbildungsstätten machen die Betriebe stark und sind die Hidden Champions des innovativen Wandels im Handwerk.
Es lässt sich auf akademischem Level viel über Energiewende, Umweltschutz und ähnliche Themen debattieren und forschen. Doch das alles hilft nur, wenn es auch die Experten mit Umsetzungskompetenz gibt – das solide Fach-Handwerk. In Ländern, wo das fehlt, fehlen nicht nur die Solaranlagen auf den Dächern, sondern auch die intelligenten Steuerungen von Heizungs- und Klima-anlagen, die gut isolierten, atmenden Dächer, die Fachleute für eine funktionierende Elektromobilität, die ökologischen Antworten im Nahrungsmittelhandwerk. Es geht, und man kann es im Informations- und Medienzeitalter nicht laut genug sagen, immer noch, auch und gerade um die Kenntnis der gegenständlichen Welt und nicht nur der virtuellen.
Wer sich im Hamburger Handwerk umsieht, der schaue sich aufmerksam die Weiterbildungsangebote und die Aktivitäten der Ausbildungszentren der Innungen und des Elbcampus, dem Weiterbildungszentrum der Handwerkskammer an. Beispielhaft seien hier genannt das Zentrum für er-neuerbare Energien der SHK Innung, das Kompetenzzentrum für zukunftsorientiertes Bauen im Ausbildungszentrum Bau der Hamburger Bau-Innung, die Aktivitäten des ZEWU und der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt SLV am Elbcampus, die KOMZET-Aktivitäten der Kfz-Innung Hamburg, das Schulungsangebot und die Präsentation der Elektro-Innung in Sachen moderner Haus- und Gebäudetechnik auf der GET Nord im Herbst 2014.
Ohne diese Innovationsmotoren im Hamburger Handwerk ließen sich Klimaziele und ein wirtschaftlich vertretbarer ökologischer Wandel nicht erreichen.
Ihr Klaus Fischer
In der Reihe „Grenzenlos: Innovationen im Handwerk“ stellt das Wirtschaftsmagazin
Business & People innovative Handwerksbetriebe aus dem Hamburger Süden vor.
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