15 Jahre Süderelbe AG: Dr. Annika Schröder über das Ernährungsnetzwerk von foodactive e.V.
Sorgt die Corona-Pandemie für eine Veränderung der Essgewohnheiten, die in Deutschland üblich sind? Dr. Annika B. Schröder, Geschäftsführerin von foodactive e.V., hält das nicht für ausgeschlossen. Seit 2009 baut sie unter dem Dach der Süderelbe AG das Ernährungsnetzwerk der Metropolregion Hamburg auf und versorgt mittlerweile 90 Mitgliedsunternehmen aus der Food-Branche mit Kontakten, Workshops und wichtigen Informationen – zum Beispiel auch zum Thema Corona. foodactive ist mittlerweile ein starkes Standbein der Süderelbe AG, die seit 15 Jahren besteht. B&P stellt aus diesem Anlass verschiedene SAG-Themenbereiche vor.
Aus Gesprächen mit Unternehmen aus der Lebensmittelbranche weiß Annika Schröder, dass sich in den zurückliegenden drei Monaten Trends abzeichnen, die auf eine Renaissance des Lebensmittelkonsums schließen lassen: „Die Menschen konnten lange Zeit keine Restaurantbesuche mehr machen und mussten folglich selber kochen. Wer vorher häufig zum Essen gegangen war, der gönnte sich nun als Ersatz gern auch mal eher hochpreisige Lebensmittel – zum Beispiel Fisch oder besonderes Fleisch. Das gilt natürlich nicht für jeden, aber eine gewisse Tendenz zeichnet sich ab.“
„Ein langsamer Prozess“
Im Gegensatz zu den Franzosen, die bereit sind, vergleichsweise viel Geld für gute Lebensmittel zu bezahlen, sind die Deutschen traditionell eher Discount-orientiert. Beim Essen schauen sie auf das Geld, beim Autokauf eher nicht. Und das soll sich jetzt ändern? Annika Schröder: „Das ist ein langsamer Prozess. Und es ist nicht klar, ob er nachhaltig ist. Wenn im Zuge der Pandemie in den nächsten Monaten viele Menschen ihren Job verlieren, könnte sich das auch wieder in Richtung Discount entwickeln.“
Das Ernährungs-Cluster unter dem Dach der Süderelbe AG wurde 2008 von den Inhabern namhafter Unternehmen der Branche im Hamburger Süden angeschoben – Schinken-Abraham (heute Bell Deutschland), Gemüse-Behr und die Laurens-Spethmann-Holding (LSH), unter anderem Marktführer im Tee-Bereich. Sie gaben den Impuls zum Aufbau eines Ernährungsnetzwerks. Andreas Buß, damals LSH-Vorstandsmitglied, ist zwar mittlerweile im Ruhestand, aber bis heute aktiv in der Branche und im Vorstand von foodactive e.V. tätig.
90 Unternehmen aus fünf Bundesländern
2009 hatte Niedersachsen einen Förderantrag der Süderelbe AG positiv beschieden – das war die Phase, als die promovierte Ökotrophologin Annika Schröder einstieg. Heute führt sie das operative Geschäft gemeinsam mit Anke Spree, ebenfalls Ökotrophologin. Das Netzwerk hat die HH-Süd-Grenzen längst gesprengt: „Unsere Mitglieder kommen aus fünf Bundesländern – Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen“, sagt Annika Schröder. Wer die kleine bis mittelständische Struktur in der Food-Branche kennt, weiß, dass es in Norddeutschland deutlich mehr als 90 Unternehmen gibt. Annika Schröder: „Da ist noch viel Luft nach oben, aber wir wachsen beständig.“
Die Themen von foodactive: Nachhaltigkeit, Regionalität, Logistik, Verpackung, Versorgungssicherheit, Lieferketten, Qualitätsmanagement, Lebensmittelrecht und vieles mehr. Den Mitgliedern werden dazu vielfältige Angebote gemacht. Allein 2019 organisierte das Duo Schröder/Spree 32 Fachveranstaltungen mit insgesamt 700 Teilnehmern. Noch im Januar fand in Hannover ein parlamentarischer Abend mit rund 100 Teilnehmern, darunter mehrere Minister, statt, eine Kooperation mit der Landesinitiative Food Niedersachsen. Und während der Pandemie verschickte foodactive 40 Newsletter mit einem Corona-Update. Annika Schröder: „Gerade in Krisenzeiten bieten Netzwerke für die Mitglieder einen wirklichen Mehrwert. Wir haben sehr gute Rückmeldungen auf unseren Corona-Newsletter erhalten. Die Arbeitskreise und Veranstaltungen finden derzeit digital statt.“ wb
Web: https://www.foodactive.de