Sound im House und im Hotel: INKLANG-Gründer Thomas Carstensen über die Renaissance des Musikgenusses, eine ungewöhnliche stilwerk-Strategie und eine neue Produktlinie
Ein Besuch im stilwerk an der Großen Elbstraße in Hamburg lohnt immer. Dort gibt es Inspirationen, Atmosphäre, Design pur – und exquisiten Sound. Thomas Carstensen, Gründer der Hamburger Lautsprecher-Manufaktur
INKLANG, hat hier seinen Showroom eingerichtet und trifft immer wieder auf Kunden, die überrascht sind, wie Musik tatsächlich klingen kann. Während eine ganze Generation heranwächst, für die der frequenzreduzierte Sound aus dem Smartphone Normalität bedeutet, entwickelt sich langsam, aber dennoch spürbar die Gegenbewegung – Menschen haben wieder Lust an authentischem Musikgenuss. Carstensen: „Wer Freude an Musik hat, wird erleben, wie sich diese Freude überproportional steigern lässt, wenn hochwertige Technik im Spiel ist.“ Allerdings weiß er auch: „Lust an Musik muss reifen.“
Dass sich Carstensen für das stilwerk als Showroom-Adresse entschieden hat, verdeutlicht auch den Anspruch, den er an seine Produktlinie stellt, die im Hamburger Hafen gebaut wird. Die Aktivitäten von stilwerk-Inhaber Alexander Garbe führen nun dazu, dass INKLANG Teil einer außergewöhnlichen Initiative wird, die Garbe und Tatjana Groß, stilwerk-Geschäftsführerin, gestartet haben. Ihr Ansatz: Unter der Marke stilwerk Hospitality werden im Großraum Hamburg drei eigene Hotels mit stilwerk-Interieur ausgestattet, um Hotelgästen ein Gefühl von Wohnen in Design-Atmosphäre zu ermöglichen. Mit der Übernahme des Berghotels Hamburg Blick in den Harburger Bergen (Hausbruch) ist ein Standort südlich der Elbe zu finden. Hier soll unter dem Namen Hotel Bergblick ein Tagungshotel mit 100 Zimmern und Apartments für Langzeitgäste entstehen – alle ausgerüstet mit Mobiliar von stilwerk-Firmen und Stereo-Anlagen von INKLANG. Das Hotel „Heimhude“ wurde bereits im vorigen Jahr in Hamburg übernommen und befindet sich mit 24 Zimmern als Pilotprojekt aktuell im Umbau. In einigen Zimmern stehen hier schon die ersten INKLANG-Anlagen. Carstensen: „Die Hotelgäste sind begeistert. Dieser Service kommt unheimlich gut an.“
Audiophiler Zimmer-Service
Dabei erleben sie gerade mal den Einstieg in die INKLANG-Welt, denn mit dem 10.2-Lautsprecherpaar der Advanced Line und einem Bluetooth-Verstärker steht das kleinste Set in den Zimmern. Der Clou: Hotelgäste können ihre Smartphones blitzschnell mit der Anlage verbinden und ihre eigene Musik auf audiophilem Niveau genießen – so, wie vielleicht niemals zuvor. Der Vollständigkeit halber: In Travemünde soll ein ganz neues Hotel à la stilwerk gebaut werden – mit 80 Zimmern. Rund 50 Millionen Euro will Garbe einem Bericht der „Welt“ zufolge insgesamt investieren.
Für Thomas Carstensen heißt das nun: Lautsprecher bauen. Insgesamt 226 kleine Anlagen sollen sukzessive in die Hotelzimmer einziehen. Eine gezielte Injektion Hörgenuss, die Lust auf mehr machen soll.
Jetzt kommt die Natural Line
Der eingangs erwähnte Hinweis, Lust an Musik müsse reifen, lässt auch erahnen, dass die INKLANG-Sets ihren Preis haben. Dazu Thomas Carstensen: „Wir haben eine umfangreiche Befragung durchgeführt. In Bezug auf das verfügbare Budget für hochwertige Lautsprecher, kristallisieren sich zwei wesentliche Gruppen heraus – Kunden, die bereit sind, 1000 bis 2000 Euro auszugeben, und solche, die 2000 bis 4000 Euro bezahlen. Alles was darüber liegt, betrifft einen verschwindend kleinen Marktanteil. Da das INKLANG-Sortiment preislich etwas oberhalb dieses Bereichs zu finden ist, haben wir jetzt mit der Planung einer neuen Produktlinie begonnen, die im kommenden Jahr herauskommen soll: INKLANG Natural Line.“
Die Neuen sollen sich an der bereits etablierten Advanced Line orientieren, werden jedoch etwas weniger aufwendig gebaut und mit anderen Chassis bestückt. Und: Die neuen Lautsprecher sollen optional auch aktiv arbeiten, also eingebaute Verstärker haben und kabellos über Funkverbindung angesteuert werden. Am Ende sollen sie dennoch etwa 30 Prozent günstiger angeboten werden als die Advancend Line, deren Topmodell 17.5 derzeit ab 2699 Euro pro Stück zu haben ist.
Transparenz und Räumlichkeit
Insgesamt beobachtet Carstensen, dass die großen technologiegetriebenen Produktinnovationen der letztem Jahrzehnte wieder in der Versenkung verschwinden und sich der Klassiker, die hochwertige Stereo-Anlage, wieder durchsetzt: „Als in den 90er-Jahren die 5.1-Dolby-Surround-Anlagen auf dem Markt erschienen, waren die Leute begeistert – Kino-Sound im Wohnzimmer! Doch wenn sie dann ihre Lieblings-CD auflegten, merkten sie schnell: Das klingt nicht gut. Jetzt treffe ich Kunden, die viel Geld in Smart Speaker investiert haben und sich nach einer Zeit eingestehen müssen, dass der Klang eben nicht so toll ist.“ Er ist sicher: Auch diese Welle ist irgendwann für all jene uninteressant, die das schätzen, wofür INKLANG steht: Transparenz, Räumlichkeit, jedes Detail ist hörbar. Carstensen: „Als ob da jemand im Zimmer steht und Musik macht. Das Hörerlebnis haut einfach um.“
Die Hamburger Lautsprecher-Manufaktur vertreibt ihre Schallwandler mittlerweile sogar europaweit. Deshalb hat sich der INKLANG-Chef eine erfolgreiche Marketing-Aktion einfallen lassen: den „Probe-Weekender“. Interessierte können sich ihr Lieblingsmodell für ein Wochenende buchen und zu Hause testen. Carstensen: „Auf diesem Weg ist jede Fehlentscheidung ausgeschlossen.“ Ergebnis: Die Lautsprecher werden seit dem Start der Aktion jedes Wochenende gebucht. Die Kosten zwischen
45 und 90 Euro pro Wochenende werden beim Kauf gutgeschrieben. wb