Aufgrund der steigenden Nachfrage wird der Keller in der Rathausstraße jetzt umgebaut. Friedrich Menges spricht von der letzten Ausbaustufe an diesem Ort. Eine halbe Million Euro investiert er – unter anderem in eine komplexe Mischmaschine, die bis zu
30 Kilogramm verarbeiten kann. Sie wiegt eine Tonne, zieht 20 Kilowatt Strom und wird das Herzstück der nichtsterilen Fertigungslinie. Menges: „Dieses Gerät wird volldigital gesteuert und überwacht. Die Daten von unterschiedlichen Drucksituationen und Temperaturen werden über Sensoren auf den Rechner geleitet. So geht Apotheke 4.0.“ Zusätzlich muss die Entwässerung neu gebaut werden und der Keller bekommt einen Druckluftanschluss für die Mischmaschine. Um den Platz zu optimieren, wird das Lager verkleinert. Menges steigt auf Just-in-time-Belieferung um. Außerdem plant er für nächstes Jahr den Kauf eines Roboters, der Medikamente selbstständig einlagert und ausgibt. Von seinen 28 Mitarbeitern sind sechs in der Produktion beschäftigt. Tendenz steigend. Der Apotheker sagt: „Wir haben mittlerweile Anfragen aus Praxen, Kliniken, Unternehmen, von Pflegediensten und betriebsmedizinischen Diensten sowie Hochschulen. In der Regel geht es um Kleinserien und Spezialprodukte – wie zum Beispiel ein Hot-Thermo-Gel, das wir für einen Pflegedienst entwickelt haben.“ Während die großen Pharmaunternehmen Masse machen müssen, konzentriert sich der Harburger Apotheker gezielt auf Spezialitäten und liegt derzeit bei 400 bis 500 Zubereitungen pro Tag. „Ja, dann sind hier unten zwei bis drei Mitarbeiter voll im Swing . . .“, sagt er augenzwinkernd.
Nächste Station: Veritaskai
Bislang ist die Schäfer-Apotheke in Harburg noch eine Personengesellschaft und als solche pro Standort nur begrenzt für die Produktion von Arzneimitteln zugelassen. Im nächsten Schritt soll deshalb ein zweites Steril-Labor mit Reinraum am Veritaskai gebaut werden. Dort hat Friedrich Menges 100 Quadratmeter Laborfläche im geplanten Brückenquartier reserviert, das genau gegenüber seiner Apotheke am Veritaskai gebaut wird. Er sagt: „Unser Ziel ist es, all diese Schritte aus eigener finanzieller Kraft zu erreichen.“
Zusätzlich sucht der Apotheker im Umfeld eine etwa 500 Quadratmeter große Lagerhalle, in der das Sortiment für den Online-Shop und die Großhandelskonfektionierung von einem weiteren Roboter verwaltet und versendet wird. Apotheke 4.0 hieße dann auch: Das Lager bestellt selbstständig nach, wenn bestimmte Medikamente zur Neige gehen. Friedrich Menges: „Das muss vollautomatisiert funktionieren. Menschen sollen da nicht arbeiten.“ De facto bedeutet der Plan: Friedrich Menges plant Hamburgs erste vollautomatische Roboter-Apotheke. Den Zulassungsantrag hat er bereits fertig in der Schublade. Das Ziel soll binnen drei bis fünf Jahren erreicht sein.
Auch hier stehen die Signale auf Zukunft: Das Lager soll Zentrum einer Einkaufsgemeinschaft werden, die Menges mit mehreren Apotheken im Großraum Hamburg vereinbart hat. Apotheken stehen unter massivem Zeit- und Preisdruck. Menges spricht von Hochfrequenzhandel, denn wer morgens online ein Medikament bestellt, will es möglichst am selben Tag erhalten. Menges: „Im Umkreis von 20 Kilometern liefern wir am selben Tag aus. Wir sind schneller als die Online-Versandapotheke DocMorris.“
All diese Entwicklungsschritte deuten auf den Aufbau einer eigenen Pharmafabrikation hin, doch dieser Schritt ist vergleichsweise groß, wie Friedrich Menges sagt: „Geregelt ist das im Arzneimittelgesetz. Im Paragraph 13 geht es um den Herstellerbetrieb. Dort wird unter anderem eine bestimmte Personalkonstellation vorgeschrieben – das ist aus heutiger Sicht sehr aufwendig, aber wie auch immer: Wir üben schon
mal . . .“ wb