Apotheker Friedrich Menges (Schäfer-Apotheke) weitet zudem die Arzneimittelproduktion aus und plant einen weiteren Standort im Channel.
Zwölfeinhalb Quadratmeter – mehr Platz bietet der Kellerraum der Schäfer-Apotheke in Harburg nicht. Trotzdem hat Friedrich Menges hier in den zurückliegenden Jahren eine stetig steigende Produktion von Medikamenten aufgebaut. Der umtriebige Apotheker hat nicht nur ein Faible für Technik, er ist auch der tiefen Überzeugung, dass sein Berufsstand genau diese Aufgabe hat. Die Herstellung von Arzneimitteln ist jedoch in vielen Apotheken allenfalls eine Randerscheinung. Menges will sich jedoch nicht auf den Handel beschränken: Er baut seine Kellerproduktion derzeit aus und plant bereits einen zweiten Standort. Grund: die hohe Nachfrage. Pro Jahr entwickelt er fünf bis zehn neue Medikamente. Ganz nebenbei bereitet er den Start der ersten Hamburger Roboter-Apotheke vor – eine Reaktion auf die Online-Konkurrenz.
Der 51-Jährige sprüht vor Ideen. Allerdings ist ihm auch klar, dass die Kapazitätsgrenze im Keller an der Harburger Rathausstraße mit der aktuellen Umbauphase erreicht ist. Dort gibt es bereits seit einigen Jahren einen Reinraum für die Produktion von Zytostatika, die individuell für Krebstherapien hergestellt werden. Dasselbe gilt für Augenarzneimittel, die im Rahmen einer Antikörpertherapie in den Glaskörper gespritzt werden und die Netzhaut vor Beschädigungen schützen. Menges: „Wir produzieren auch kleine Chargen nichtsteriler Arzneiformen – zum Beispiel Kapseln und Tabletten mit Dosierungen für Kinder und Tiere.“ Hintergrund: Übliche Handelsformen gerade bei Krebsmedikamenten gehen immer vom 75-Kilo-Durchschnittsgewicht eines Erwachsenen aus. Doch auch Kinder erkranken und müssen therapiert werden. Menges: „Wir nehmen die handelsüblichen Formen, zerkleinern und verdünnen den Inhalt. Dann wird die neue Dosierung in Kapseln abgefüllt.“
Chemotherapie für Tiere
Dass auch Tiere eine Chemotherapie bekommen, mag überraschen, aber Menges bekommt regelmäßig Anforderungen der Tiermedizinischen Hochschule in Hannover. Die Mittel, die er verarbeitet, heißen Melphalan und Cyclophosplamid – heftige Zellgifte, die die Reproduktion von Tumorzellen unterbinden sollen und dazu in die DNA-Strukturen eingreifen. Das ist die onkologische Seite der Produktion. Friedrich Menges: „Wir stellen auch Augentropfen und Nasensprays her, Salben und vieles mehr. Sicherlich sind wir in einer Marktnische unterwegs, aber ich bin sicher: Die Kleinserie ist unsere Zukunft.“ Die Medikamentenherstellung ist in der Apothekenbetriebsordnung geregelt und pro Apotheke limitiert.