So werden aus ungelernten Mitarbeitern qualifizierte Fachkräfte
Wer beim Stichwort „Lebenslanges Lernen“ abwinkt, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Die Notwendigkeit von Qualifizierung drängt sich immer stärker ins Bewusstsein von Arbeitgebern und Arbeitnehmern – eine Entwicklung, die einhergeht mit dem zunehmenden Mangel an Fachkräften. Ganze Branchen klagen angesichts fehlender Bewerbungen und unbesetzter Stellen. Von politischer Seite wird versucht, mit Fördermaßnahmen gegenzusteuern. Allein die „zwei P Plan:Personal gGmbH“ unter dem Dach der Stiftung Berufliche Bildung (SBB) hat seit 2009 fast 14 000 Menschen mit dem Hamburger Weiterbildungsbonus gefördert, einem Instrument, das die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration gemeinsam mit dem Europäischen Sozialfonds aufgelegt hat. Der Weiterbildungsbonus unterstützt die Qualifizierung von Mitarbeitern in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen und richtet sich an Personen, die in Hamburg wohnen und/oder dort arbeiten.
Bildung kostet Geld. Das gilt auch für berufliche Qualifizierungsmaßnahmen. Geschäftsführer Olav Vavroš: „Es sind einfach zu wenig Fachkräfte auf dem Markt. Dadurch wächst der Druck, aus Geringqualifizierten Fachleute zu machen. Der Weiterbildungsbonus ist dazu gedacht, einen Teil der Kosten für Kurse aller Art zu übernehmen. Wir sind darauf spezialisiert, Menschen zu beraten, die Weiterbildung wollen. Das wiederum unterstützt die Unternehmen. Es geht um die betrieblichen Bedarfe.“ Ziel sei es deshalb, Fachkräfte auszubilden, sie in den Unternehmen zu halten und dem Mangel entgegenzuwirken. Vavroš ist im Hamburger Süden vor allem als Geschäftsführer von Jugend in Arbeit bekannt, hat diese Aufgabe jedoch mittlerweile an einen Nachfolger übergeben. Auch das Hamburger Zentrum für pädagogische Fachkräfte Complete Personalmanagement steht unter seiner Führung.
Beratung in der Hansaburg
Der Weiterbildungsbonus ist ein Förderinstrument, das sich ausschließlich an Personen in regulärer Beschäftigung wendet. Sie sollen finanziell unterstützt werden. Und sie sind es in der Regel auch, die sich bei „zwei P Plan:Personal“ in der Hansaburg, einer ehemaligen Papierfabrik im Hamburger Stadtteil Hamm (Wendenstraße 493), beraten lassen. Projektmanager Peter Holst-Glöss: „Wir haben Zugriff auf etwa 2000 Bildungsträger in ganz Deutschland und beraten in alle Richtungen – das kann ein SAP-Kurs ebenso sein wie ein Schweißlehrgang oder ein Staplerschein.“ Eine wichtige Bedingung: Der Arbeitgeber muss begründen, warum der anvisierte Qualifizierungskurs seines Mitarbeiters sinnvoll für das Unternehmen ist, betont Vavroš.
Idealerweise hilft der Weiterbildungsbonus dabei, aus einem Nichtqualifizierten einen Fachmann zu machen. Ein Beispiel: Ein Meeresbiologe ist aufgrund verschiedener Umstände in der Personalabteilung eines Unternehmens gelandet und arbeitet hier seit Jahren. Nun steht eine berufliche Veränderung an – der Mann möchte wechseln. Als Meeresbiologe ist er seit Jahren aus dem Job, als Personaler kann er keine Qualifizierung nachweisen. Olav Vavroš: „Da steht man plötzlich als Geringqualifizierter vor erheblichen Problemen. Wir können dafür sorgen, dass eine Qualifizierung stattfindet und ein Zertifikat erlangt wird.“ Ein anderes Beispiel: Ein ungelernter Landschaftsgärtner macht seine Arbeit so gut, dass der Chef ihm gern mehr Verantwortung übertragen möchte – beispielsweise als Vorarbeiter. Eine entsprechende Qualifizierungsmaßnahme sorgt dafür, dass aus dem Ungelernten eine Fachkraft wird. Den Weg dazu eröffnet „zwei P Plan:Personal“, übrigens die einzige Beratungsstelle für berufliche Weiterbildung, die in Hamburg den Weiterbildungsbonus vermittelt.
Nicht nur für Hamburger
Zu den konkreten Zahlen: Eine klassische Maßnahme wird nach entsprechender Beratung des Bewerbers und der Begründung durch den Arbeitgeber mit bis zu 75 Prozent der Kursgebühr gefördert – maximal jedoch mit 750 Euro. Speziell für das Handwerk gibt es ein Angebot mit einer Maximalförderung von 2000 Euro. Ist der „Ratsuchende“, so die offizielle Lesart, Existenzgründer und Aufstocker (Arbeitslosengeld II/Hartz IV), steigt der Förderbetrag auf bis zu 1125 Euro. Ist der Bewerber in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis und trotzdem Aufstocker, gibt es maximal 1500 Euro.
Olav Vavroš: „Wir haben mittlerweile Menschen aus rund 5700 Unternehmen beraten. Die dürfen auch gern im Hamburger Umland wohnen, müssen aber in Hamburg arbeiten. Wer sich weiterqualifizieren möchte, darf sich gern bei uns melden.“ 52 Prozent der Geförderten sind weiblich. Die aktuelle Förderperiode (vier Jahre) hat 2017 begonnen. 5,8 Millionen Euro stehen „zwei P Plan:Personal“ zur Verfügung, von denen 3,5 Millionen direkt für Fördermaßnahmen vorgesehen sind. wb
Web: www.weiterbildungsbonus.net, www.zwei-p.org
Qualifizierungsmöglichkeiten lassen sich vorab auf der Fortbildungsdatenbank www.wisy-hamburg.de recherchieren.
Kontakt: Hotline: 0 40/211 12-536,
Mail: info@weiterbildungsbonus.net