„Wir stehen erst am Anfang der Entwicklung“

Daniel Berheide ist Prokurist und kaufmännischer Bereichssleiter bei den Stadtwerken in Buxtehude – und überzeugter E-Mobilist. Foto: Wolfgang Becker

Stadtwerke Buxtehude: Prokurist Daniel Berheide über die E-Mobilitätsstrategie seines Arbeitgebers.

Anfragen haben die Kunden bereits seit drei Jahren, aber jetzt rechnet Daniel Berheide mit einem Ruck: „Gerade mit den neuen E-Modellen, die die deutschen Hersteller jetzt nach und nach herausbringen, steigt die Nachfrage nach Wallboxen deutlich an. Das merken wir auch.“ Berheide ist Prokurist und kaufmännischer Bereichssleiter bei den Buxtehuder Stadtwerken. Vielleicht ist gerade Buxtehude dafür prädestiniert, ein Hotspot für die Elektro-Mobilität zu werden, denn Hamburg ist allemal in dem Reichweite-Radius der stromgetriebenen Fahrzeuge – und dorthin orientieren sich viele Buxtehuder. Die Rolle der Stadtwerke: Sie rüsten E-Mobilisten mit der Lade-Infrastruktur aus.

Daniel Berheide: „Nach meinem Eindruck sind E-Autos momentan eher noch als Zweitfahrzeug gefragt. Derzeit rüsten wir vor allem Garagen und Carports aus. Im Blick haben wir aber auch neue Wohnanlagen, denn hier kann die nötige Technik für die E-Mobilität von vornherein eingeplant werden. Das Neubausegment gerade im Mehrfamilienhaus-Bereich ist für uns sehr interessant, denn die künftigen Bewohner werden entsprechende Lademöglichkeiten voraussetzen.“

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Dass er mit dieser Einschätzung richtig liegen dürfte, belegen entsprechende Anfragen von Bauträgern.

Für den Einfamilienhausbesitzer bieten die Stadtwerke Buxtehude beispielsweise eine 11-KW-Wallbox an – ein einfaches Gerät zum Laden, aber mit 649 Euro (plus Montage durch einen Fachbetrieb) eine sehr günstige Lösung, wie Daniel Berheide sagt. Technisch stellt die Ausstattung eines Hauses mit so einem Gerät in der Regel kein Problem dar.

Schwieriger wird es, wenn ganze Wohnanlagen oder diverse Kunden in einer Straße auf E-Mobilität wechseln – dann ist ein intelligentes Lastmanagement erforderlich.

Daniel Berheide: „Unser Ziel ist es, möglichst das vorhandene Stromnetz zu nutzen. Alles andere würde hohe Zusatzkosten auslösen. Da die Leitungen in der Straße aber in vielen Fällen nicht darauf ausgelegt sind, dass hier am Abend, wenn die Leute von der Arbeit kommen, mal eben zeitgleich 20 E-Autos aufgeladen werden können, ist eine intelligente Lösung gefragt. Die bieten wir an – intelligente Wallboxen, die miteinander kommunizieren und die Ladevorgänge so optimieren, dass jedes Auto trotz eingeschränkter Gesamtleistung die Ladeleistung erhält, die am nächsten Morgen für die anstehende Fahrt gebraucht wird.“

Interessante Zusatzinformation: Wenn in einem Mehrfamilienhaus einer von zehn Wohnungseigentümern eine Wallbox an seinem Stellplatz in der Tiefgarage installieren möchte, müssen alle Nachbarn zustimmen.

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Intelligentes
Lastmanagement

Die Stadtwerke Buxtehude sind zurzeit in der finalen Technikauswahl, um ein intelligentes Lastmanagement-System liefern zu können. Das soll dann allerdings noch wesentlich mehr können, wie der Vertriebs­chef sagt: „Intelligente Ladestruktur beinhaltet beispielsweise auch ein Bezahlsystem und ein Zugangssystem. Zwei wichtige Punkte für einen reibungslosen Betrieb.“ Leider seien die Investitionskosten so hoch, dass es nicht funktioniere, die Wallboxen kostenlos zu verteilen und über den Strompreis abzurechnen.

Grundsätzlich steht Daniel Berheide der E-Mobilität sehr positiv gegenüber.

„Die Fahrzeuge werden besser, die Reichweiten höher. Ich finde es allerdings schade, dass es bislang überwiegend nur Kleinfahrzeuge oder richtig große E-Autos ab 80 000 Euro aufwärts auf dem Markt gibt.“

Daniel Berheide

Dass VW im Sommer 2020 den neuen ID.3 auf den Markt bringen will, beobachtet Berheide mit Spannung – sowohl privat als auch dienstlich, denn auf dieses Fahrzeug der Golf-Klasse dürften viele potenzielle E-Mobilisten gewartet haben.

Die Stadtwerke Buxtehude sind zumindest darauf vorbereitet, dass der Hype um das E-Auto erst noch bevorsteht. Hilfreich ist sicherlich, dass die lange angekündigte Prämie von bis zu 6000 Euro mittlerweile politisch durchgewinkt wurde. Auch sonst setzen die Stadtwerke Akzente: Unter anderem unterstützen sie den Car-Sharing-Verein Dorfstromer aus Hollern-Twielenfleth mit kostenlosen Wallboxen. Der Verein betreibt in Jork, Steinkirchen und Horneburg jeweils ein E-Fahrzeug. Und: In Buxtehude haben die Stadtwerke fünf Ladesäulen aufgestellt, die allerdings noch recht spärlich nachgefragt werden (etwa 100 Ladevorgänge/Monat).

Daniel Berheide ahnt, warum dies so ist: „Zum einen sind noch nicht so viele E-Autos unterwegs, zum anderen werden die Fahrzeuge vielfach zu Hause oder tagsüber beim Arbeitgeber geladen. Ich denke, das wird in den überwiegenden Fällen so gemacht.“ Ein weiterer Ausbau mit öffentlichen Ladesäulen in der Stadt dürfte deshalb in naher Zukunft nicht auf dem Plan stehen. Hinzu komme, so der Vertriebsexperte, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern den Strom ohne die Anrechnung als geldwerter Vorteil weitergeben können.

Vorreiter in der Region

Dass es die Stadtwerke mit der E-Mobilität ernst meinen, zeigt eine andere Zahl, die Daniel Berheide nennt: „Wir haben als Betrieb mittlerweile zwölf E-Autos und sind damit der Vorreiter in der Region.“ Generell hält er E-Mobilität zwar eher für ein Großstadt-Thema, sagt aber: „Als Kleinstadt ist Buxtehude gut aufgestellt. Wir haben eine gute Infrastruktur, eine starke Wirtschaft und sogar eine eigene Klimamanagerin im Stadthaus. Das sind alles gute Voraussetzungen für die E-Mobilität.“ Und der ist zuversichtlich: „Wir stehen erst am Anfang der Entwicklung. E-Mobilität dürfte in absehbarer Zeit günstiger werden. Und mit den neuen Modellen wird es auch gelingen, mit einer Ladung von Buxtehude nach Hamburg und zurück zu kommen . . .“ wb

Web: www.stadtwerke-buxtehude.de

Daten und Fakten

– Das SWB-Solardach komfort: Wer seinen eigenen Strom auf die Straße bringen möchte, der sollte sich bei den Stadtwerken Buxtehude beraten lassen. Die Lösung: eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und ein Stromspeicher im Haus, über den dann wieder das Auto geladen werden kann. Kosten: zwischen 14 000 und 19 000 Euro. Beide Komponenten können allerdings auch finanziert werden. Beispiel: Die PV-Anlage mit 9,9 kWp (Spitzenleistung) kostet etwa 130 Euro im Monat. Laufzeit: 18 Jahre, Weiternutzung kostenlos. Der 7-kWh-Speicher ist auf zehn Jahre berechnet und kostet etwa 80 Euro Pachtrate/Monat. Da eine 100-prozentige Abdeckung des Eigenbedarfs nicht wirtschaftlich ist, empfehlen die Stadtwerke eine Reststrom-Abdeckung mit zertifiziertem Ökostrom. Die genannten Preise verstehen sich inklusive Wartung, Fernüberwachung, möglicher Reparaturen und Versicherung.

– Der SWB-Strom Haus & Auto Duo: Bis zu einem Gesamtverbrauch von 20 000 kWh können Kunden den Tarif Haus& Auto nutzen, der sich aus einem Grundpreis (109 Euro) sowie dem Arbeitspreis HT von 6 bis 19.30 Uhr sowie dem Arbeitspreis NT von 19.30 bis 6 Uhr zusammensetzt. Will heißen: Wer nachts sein Auto lädt, zahlt statt 29,05 Cent pro kWh nur 24,91 Cent pro kWh.

– Öffentliche Ladesäulen: Die fünf Ladesäulen in Buxtehude sind Teil des Innogy-Mobilitäts-Verbundes. Genutzt werden sie über die App eCharge+. Grundpreis pro Monat: 4,95 Euro. Die kWh kostet 30 Cent.

– E-Bikes: Stromkunden der Stadtwerke Buxtehude erhalten eine E-Bike-Förderung: 75 Euro Gutschrift verteilt über drei Jahres-Stromabrechnungen. Das E-Bike muss allerdings bei einem der neun teilnehmenden Händler in der Region gekauft worden sein. Mehr dazu im Internet.