Und plötzlich bist du E-Mobilist . . .

Die Erkenntnis
Es sind gleich mehrere Erkenntnisse, die sich nach so einem smarten Wochenende zusammenfassen lassen.

  •  Zunächst: Das E-Auto an sich ist eine tolle und für sich betrachtet saubere Sache. Der smart forfour electric drive macht einen guten Job und ist zweifellos ein idealer Begleiter für Touren im Stadtradius, allein die Ladegeschwindigkeit könnte höher sein – doch da soll 2018 nachgerüstet werden. Klein, wendig, spritzig und der Traum aller Parkplatzsuchenden. Dazu mit einem auffälligen, jungen Design und vielen smarten Lösungen im Detail. Ein typisches Stadtauto.
  •  Der Umstieg vom vollen Dieseltank auf eine vollgeladene Batterie ist eine mentale Herausforderung – der Gedanke an die nächste Ladung wird zum ständigen Begleiter. Die Reichweite ist omnipräsent, denn sie gibt Auskunft darüber, ob der Rückweg noch geschafft werden kann. Doch Achtung: Die Fahrweise ist entscheidend. Wer es sportlich mag, der kann zusehen, wie die Energie schwindet. Wer sanft unterwegs ist, kommt sicherer ans Ziel. Der eingangs beschriebene Hamburg-Ausflug ist aller Wahrscheinlichkeit nicht an der mangelnden Reichweite, sondern an der mangelnden Nervenstärke und Gewöhnung des Fahrers gescheitert.
  •  Ein provisorischer Ladevorgang mit Verlängerungsschnur aus dem Gartenschuppen ist eher lästig – ideal wäre es, den Strom für den E-smart am Tag über Photovoltaik auf dem Sonnendach zu erzeugen und in einem eigenen Speicher zu sammeln, an den nachts das Auto angeschlossen wird. Dann wäre Autofahren plötzlich eine fast autarke Angelegenheit und damit selbst für einen Dieselfan äußerst reizvoll.

Tipp für den E-Pendler: So sieht es in Hamburg aus

Die logistische Infrastruktur ist ein Thema für sich. In Hamburg gab es nach Auskunft von Peter Lindlahr, Geschäftsführer der hySolutions GmbH und damit unter anderem verantwortlich für die „Regionale Projektleitstelle Elektromobilität Modellregion Hamburg“, Anfang August 480 Ladepunkte (zwei pro Säule). Bis Oktober sollen es 600 sein. Anfang 2019 steht die 1000 im Fokus. Der Aufbau des Netzes – die meisten Säulen stellt die städtische Gesellschaft Stromnetz Hamburg – geht einher mit einer Erweiterung der Reichweiten und schnelleren Ladefunktionen in den Fahrzeugen. Das wiederum führt dazu, dass die Autos in Zukunft seltener geladen werden müssen. Hier die passende Säulendichte zu finden, ist das Gebot der Stunde.

Getrieben wird der Netzausbau zurzeit vor allem von den gewerblichen Nutzern, hier an vorderster Front die Carsharing-Anbieter von BMW (DriveNow) und Daimler (Car2go). Hier sollen die Flotten zügig auf E-Antrieb umgestellt werden. In Hamburg gibt es unabhängig davon zurzeit um die 2000 E-Fahrzeuge plus diejenigen, die über Flottenbetreiber in anderen Städten angemeldet sind. Aus der Metropolregion kommen weitere etwa 1000 Elektroautos hinzu. Lindlahr ist davon überzeugt, dass die jetzt noch vergleichsweise teuren E-Cars eine Kostenreduktion erfahren, sobald genügend Masse vorhanden ist. Hauptkaufargument dürften die geringen Energiekosten (3,50 bis 4 Euro pro 100 Kilometer) sein. Abgesehen von der Umweltprämie für Privatkunden (je 2000 Euro vom Hersteller und vom Staat) gebe es im gewerblichen Bereich bereits eine Reihe guter Förderinstrumente, die zu Leasingraten führten, die nicht mehr weit von den herkömmlichen Autos entfernt seien. wb

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