MIT Harburg Land lädt 22 Schüler Berufsbildender Schulen zum Chefpraktikum
Freitagnachmittag im Buchholzer Autohaus Hans Tesmer. „Ich möchte vor allem sagen, dass ich nichts sagen darf“, sagt Jannik Eichhorn, Schüler der Berufsbildenden Schule (BBS) Winsen und einer von 22 Teilnehmern des Chefpraktikums. Schüler und Lehrer, die im Konferenzraum hoch über der Ausstellungshalle mit den glänzenden Karossen Praktikums-Nachlese halten, lachen. Jannik lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich war nämlich bei der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Ich unterliege der Schweigepflicht. Ich darf keine Namen und Zahlen nennen. Bankgeheimnis.“ Aber dann spricht Jannik doch zehn Minuten lang über seine Erfahrungen, ohne sensible Daten zu verraten. Und die anderen hören interessiert zu. Alle haben sich freiwillig für das viertägige Praktikum beworben, zu dem die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT), Kreisverband Harburg Land eingeladen hat, und dabei insgesamt drei Unternehmen kennengelernt. In den vergangenen beiden Tagen hat jeder individuell den ihm zugewiesenen mittelständischen Betrieb besucht. Das Branchenspektrum ist breit und reicht von der Stadtverwaltung bis zum Wildpark. Eine Polsterei ist dabei, ein Elektronikmarkt, ein Chemikalienhersteller, eine Klinik, verschiedene technische Betriebe, ein Textilunternehmen, ein Autohaus und noch viel mehr. So unterschiedlich wie die teilnehmenden Firmen sind die Eindrücke der Schüler, die sie besucht haben. Aber es gibt niemanden unter den jungen Männern und Frauen, der nicht seinen Horizont erweitert hätte. Und genau darauf
kommt es den Organisatoren an. „Wir wollen kein spezielles Wissen vermitteln, sondern zeigen, wie der Mittelstand funktioniert. Deutlich machen, wie viel Verantwortung die Chefs kleiner und mittlerer Betriebe tragen“, erklärt Michael Tietz. Tietz ist Geschäftsführer der Terra Handels- und Speditionsgesellschaft mbH und MIT-Mitglied im Landkreis Harburg. Das Praktikum ist seine Idee und damit eine Herzensangelegenheit. Schon zum 18. Mal hat er die Veranstaltung auf die Beine gestellt – gemeinsam mit sechs Auszubildenden. „Diese Art der Schülerarbeit ist einmalig in Deutschland“, sagt der MIT-Vorsitzende Wilfried Uhlmann stolz. Potenzielle Auszubildende zu rekrutieren, sei kein primäres Ziel des Projekts. „Aber wir freuen uns natürlich, wenn der eine oder andere Praktikant sich vorstellen könnte, nach Schulabschluss in der Branche oder sogar in dem Betrieb zu arbeiten, den er besucht hat.“ Ina Rubelowski, Lehrerin an der BBS Buchholz, und Sebastian Wichmann von der BBS Winsen haben das Praktikum begleitet und sind überzeugt, dass die Teilnehmer in der Berufsorientierung ein ganzes Stück weiter gekommen sind. „Wir möchten, dass Schulabgänger bei der Suche nach einer Lehrstelle nicht automatisch zuerst an Großkonzerne denken. Es ist der Mittelstand, der kontinuierlich ausbildet. Wie breit gefächert er aufgestellt ist, haben die Schüler jetzt eindrücklich erfahren“, sagen die Pädagogen. mab
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