Auf der Suche nach dem richtigen Dreh . . .

Kamera läuft: Durch das Thema führte Wolfgang Becker (links), Verantwortlicher Redakteur von B&P – hier im Interview mit Christoph Birkel, Chef des hit-Technoparks in Bostelbek. Foto: Martina Berliner

Video-Produktion statt Podiumsdiskussion: So verändert Corona die Kommunikation – Beispiel: Die Studie „Der Süden macht mobil“

Mitte Juni im Bostelbeker hit-Technopark: Die Fenster des Konferenzsaals sind trotz sommerlicher Wärme geschlossen. Von draußen soll kein Laut hereindringen. Obwohl die Sonne strahlt, ist die Beleuchtung eingeschaltet. Eine Stehlampe spendet zusätzliches Licht im Raum, der für zwei Stunden als Filmstudio dient. Hier, am Tempowerkring 6, wird ein Video gedreht. Das Thema: Der Süden macht mobil. Im Kern geht es um die Vorstellung einer Mobilitätsstudie. Die Auftraggeber – hit-Technopark, Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden, Süderelbe AG, channel hamburg e.V. und Citymanagement Harburg e.V. – wollten die Ergebnisse (siehe B&P-Ausgabe vom April) bereits Ende März vor zahlreichen geladenen Gästen erörtern, doch dann kam Corona und machte den Plan zunichte. Und weil klar ist, dass es sobald keine großen Präsenzveranstaltungen geben kann, wird das Thema nun auf virtuellem Weg publik gemacht.

Abfolge von Zwiegesprächen

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„Wenn einfach mit dem Handy drauflos gefilmt wird, ist das Ergebnis bezüglich Licht und Ton meist fürchterlich“, weiß Borhen Azzouz. Der Veranstaltungstechniker, Chef der Harburger Firma SUB-events, ist vom Wirtschaftsverein mit der Film-Produktion betraut. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Fabian Segebrecht ist er schon eine Stunde vor Beginn der Aufzeichnung angereist. Mit Kamera und Mischpult, Laptop und Bildschirm, drei Mikrofonen und unzähligen Kabeln – Equipment im Gesamtwert von etwa 15 000 Euro.

Steht die Kulisse, werden Ton und Kameraeinstellung überprüft, Schwenks und Zooms geprobt, Frisur, Kleidung und Haltung korrigiert, Posen gewechselt, die Kehle mit Wasser geschmeidig gemacht. Ein letztes Räuspern. Dann endlich ist alles bereit. „Wenn das rote Lämpchen leuchtet, ist die Kamera an“, sagt Azzouz. Die Protagonisten antworten mit nervösem Lächeln. Zwar ist jeder hier gewohnt, öffentlich aufzutreten und frei zu sprechen. Doch es erfordert hohe Konzentration, den Blick nicht herumirren zu lassen, mimisch und gestisch angemessen zu agieren und nicht zuletzt die inhaltlichen Zusammenhänge flüssig und schlüssig darzulegen. Zudem gilt es, jederzeit den der aktuellen Corona-Verordnung entsprechenden Abstand zum Gesprächspartner zu halten. Das Drehbuch sieht deshalb eine Abfolge von Zwiegesprächen vor, während derer die übrigen Akteure draußen vor der Tür bleiben. Bei jedem personellen Wechsel werden die Mikro-Headsets sorgfältig desinfiziert und der Raum gelüftet. Auch das kostet Zeit.

Der fertig geschnittene Streifen wird auf dem YouTube-Kanal des Wirtschaftsvereins hochgeladen, der Link dazu über die Verteiler aller beteiligten Institutionen verschickt. Insofern wird die Videobotschaft möglicherweise viel mehr Menschen erreichen als es eine Präsenzveranstaltung je vermocht hätte.

Dennoch: Auch noch so gut gemachte Filme werden niemals Live-Events mit Publikum ersetzen können, meint Uta Rade, Geschäftsführerin des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden. „Es geht uns ja ums Netzwerken und damit auch um die Gespräche am Rande der Veranstaltungen“, sagt sie und spricht damit auch für ihre Kollegen von Technopark, Channel, Süderelbe AG und Citymanagement. „Wir denken aber darüber nach, Videos auch nach Corona als zusätzliches Kommunikationsmittel einzusetzen.“ Ihr schweben kurze Sequenzen vor, die wichtige Informationen abrufbar machen – jederzeit, für jedermann, von jedem Ort und beliebig oft. Videos könnten künftig eine gute Ergänzung zur persönlichen Begegnung darstellen. mab

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