Eigene Arzneimittel-Produktion mitten in Harburg – Künftig gibt es Ibu made by Schäfer-Apotheke
„Becomix“ ist kein Kollege von Asterix, sondern der Name eines renommierten Herstellers von Rührmaschinen, die unter anderem in der Pharma-Industrie eingesetzt werden. Künftig dreht sich das Planetenrührwerk eines 60 Liter fassenden Mischers im Keller der Schäfer-Apotheke in Harburg. Dort baut der innovative und umtriebige Apotheker Friedrich Menges eine eigene Arzneimittelproduktion auf. Eigentlich wollte Menges diesen Schritt im Binnenhafen realisieren, aber jetzt bleibt er doch mitten im Zentrum: Das neue Herzstück der Rezeptur ist der „Becomix“ – „der Mercedes unter den Mischern“, wie Menges sagt. Sein Plan: Der Apotheker will das machen, was seiner Branche fast vollständig abhanden gekommen ist: Medikamente selbst herstellen.
„Wir werden hier im Keller eine eigene Produktion nichtsteriler Arzneien starten. Das sind überwiegend Salben, Cremes und Kapseln. Flüssige und halbfeste Stoffe werden im „Becomix“ verarbeitet. Ich denke, dass wir auf etwa 50 bis 80 eigene Zubereitungen kommen werden“, sagt Menges. Die Produkte werden in den eigenen Verkauf gehen, also in den Apotheken in der Harburger Rathausstraße und am Veritaskai zu haben sein. Außerdem können Kliniken, Praxen und Pflegeeinrichtungen künftig chargenweise Arzneien made in Harburg bestellen. Die Produktion von Medikamenten ist für den Harburger Apotheker kein Neuland. Bereits vor Jahren begann er, Krebsmittel individuell zu dosieren, nachdem eine Mutter eine passende Medikation für ihr erkranktes Kind nachgefragt hatte. In der Folge baute er einen Reinraum in den Apothekenkeller ein und produzierte für Kliniken speziell auf die Patienten zugeschnittene onkologische Therapeutika. Menges: „Mittlerweile konzentrieren wir uns auf onkologische Feststoffarzneimittel in Kapselform, aber auch Infusionslösungen, die für tierärztliche Kliniken bestimmt sind.“ Mit der neuen Technik will Friedrich Menges jetzt im größeren Stil einsteigen und sich unabhängiger von den Lieferanten machen. Der Keller wird sukzessive umgebaut und unter anderem mit einem Ein-Tonnen-Kran ausgestattet, um Rohstoffe einfacher in die Produktionsräume herablassen zu können. „So ein Vaseline-Fass, Hauptgrundstoff für Salben, wiegt schon mal 200 Kilo“, erläutert er. Der „Becomix“ ist die Vorstufe zur ersten Harburger „Pillen-Fabrik“, denn Menges hat bereits weitere Pläne: „Wir haben das Nebengebäude angemietet und bauen gerade um. Dort soll eine Rundläufer-Tablettenpresse aufgestellt werden. Eine Kapselmaschine kommt ebenfalls zum Einsatz. Der Grund: Immer häufi ger haben wir Lieferprobleme, denn ein Großteil der Medikamente stammt mittlerweile aus Indien. Deshalb will ich die großen Produktschienen jetzt selbst herstellen. Außerdem kann ich dann sicher sein, dass diese Medikamente wirklich in Ordnung sind.“
Die „großen Schienen“ betreffen beispielsweise das Schmerzmittel Ibuprofen, aber auch Anti-Allergika und sogar Antibiotika. Die Schäfer-Apotheke beschäftigt derzeit rund 30 Mitarbeiter und ist nach Einschätzung Menges der einzige Betrieb im Großraum Hamburg, der maschinell derart aufgestellt ist. Er sagt: „Vereinzelt stellen Kollegen in Stade und Hamburg auch noch eigene Medikamente her, aber nicht in diesem Ausmaß, wie wir das vorhaben.“
Web: www.schaeferapo.de