Es geht um die verlässliche und vertrauensvolle Freiheit von Transaktionen im Internet und das Thema Sicherheit: „Blockchain – Technologien als Basis für gesellschaftliche Innovation“ lautete das Thema, zu dem das in Harburg ansässige Northern Institute of Technologie Management (NIT) eingeladen hatte. In den Räumen von NXP Semiconductors an der Troplowitzstraße im Hamburger Stadtteil Hoheluft trafen sich Experten und Einsteiger zum 6. Hamburger Wirtschaftsdialog, um sich mit einem Thema zu befassen, das gelegentlich auf die Kryptowährung Bitcoin reduziert wird. In Wahrheit geht es um eine Technologie der Datensatzverkettung, die Manipulation ausschließen und folglich für Transparenz und Sicherheit sorgen soll – das ist auch für industrielle und kaufmännische Prozesse interessant.
Laut NIT-Geschäftsführerin Verena Fritzsche begleitet der Wirtschaftsdialog als Veranstaltungsformat den umfassenden Kulturwandel und beleuchtet die verschiedenen Facetten der Digitalisierung. Sie führte durch den Abend und brachte die Diskussion in Gang. Ein Impulsreferat steuerte Christopher Nigischer von der Consider IT GmbH bei, der als externer Berater bei NXP tätig ist. Weitere Experten: Dr. Johannes Hinckeldeyn, Oberingenieur am TUHH-Institut für Technische Logistik, Gründer Florian Fiedler und der Bürgerschaftsabgeordnete Carsten Ovens, Fachsprecher für Wissenschaft und Digitale Wirtschaft.
Nigischer holte in seinem Eingangsreferat weit aus und berichtete von Satoshi Nakamoto, dem Begründer der Bitcoins und damit der ersten Blockchain-Anwendung. Sein Ziel: Sichere Geldtransfers von Sender zu Empfänger. Das Kuriose: Satoshi Nakamoto ist ein Pseudonym. Bis heute weiß niemand, wer eigentlich dahinter steckt. Nigischer: „Das Blockchain-Thema kam mit den Kryptowährungen auf, aber es geht weit darüber hinaus. Ziel ist die weltweite direkte Kommunikation im Internet – ohne zwischengeschaltete Mittelsmänner. Dazu ist ein erhöhtes Maß an Sicherheit notwendig.“ Kurz: Blockchain-Technologie dürfte damit ein Frontalangriff auf Banken und Kommunikationsplattformen sein.
Die Airbus-Pläne
Ein Beispiel aus der Industrie: Im Zuge der 3D-Druck-Technologie gibt es bei Airbus konkrete Überlegungen, Flugzeug-Ersatzteile künftig in einem weltweiten Servicenetz ausdrucken zu lassen – vorgestellt bereits vor drei Jahren beim ersten Hamburg Innovation Summit. Doch wie ließe sich das sicher bewerkstelligen? Dazu ist Nigischer an dem Projekt SAMPL beteiligt – Secure Additive Manufacturing Plattform. Es geht um die Schaffung einer sicheren Datentransaktionsplattform für die weltweite Abwicklung und Steuerung digitaler Druckaufträge. Ein Fall für die Blockchain-Technologie. Nigischer: „Wir wollen kein Daten-Orakel, sondern wir brauchen eine vertrauenswürdige Basis für den Datenaustausch.“ Er rechnet damit, dass die Blockchain binnen zehn Jahren eine etablierte Technologie und Grundlage des „Internet of trust“ ist.
Dr. Johannes Hinckeldeyn sieht die Blockchain als logistischen Ansatz und sprach sich für die Bildung eines Netzwerkes mit verschiedenen Playern aus. Als größte Herausforderung sieht er dabei die Symbiose von physikalischer und digitaler Welt. Carsten Ovens will Hamburg als Heimathafen für Innovationen etablieren – auch im digitalen Zeitalter soll die Stadt weiterhin das „Tor zur Welt“ sein. Er ist der Meinung, dass von politischer Seite eine Plattform geschaffen werden muss, um Expertenwissen zusammenzubringen und Innovationen voranzutreiben. Gründer Florian Fiedler geht davon aus, dass sich binnen fünf Jahren aus technischer Sicht noch nicht so viel tun wird, wie heute vermutet, jedoch werden seiner Ansicht einige rechtliche Fragestellungen gelöst sein. Jedoch erwartet er, dass die Blockchain in zehn Jahren komplexe Industrieprozessen effizienter macht und vor allem im Hintergrund laufen wird. wb/sj
Der nächste Hamburger Wirtschaftsdialog ist für den 5. November 2018 ab 18 Uhr bei der Hamburger Schotstek Stiftung geplant. Das Thema wird rechtzeitig auf der Homepage bekanntgegeben.
>> Web: www.nithh.de
Special Deal
Am Mittwoch, 24. Oktober 2018, bietet das NIT einen Zwei-Stunden-Workshop am TUHH-Institut für Technische Logistik an. Dr. Johannes Hinckeldeyn spricht zum Thema „Blockchain-Technologie verstehen“ und arbeitet dazu mit konkreten Fallbeispielen. Der Workshop richtet sich an Entscheider und Führungskräfte in Unternehmen sowie an Interessierte.
Teilnahmegebühr: 99 Euro. Kontakt per Mail: s.bannuscher@nithh.de