Das neue Präsidium der hochschule 21 blickt nach vorn
Viele Jahre war Ingo Hadrych als Geschäftsführer für das Harburger Bauunternehmen HC Hagemann im Fronteinsatz der Baubranche. Um sein Wissen an die junge Generation weiterzugeben, nahm er zunächst an der Technischen Universität Hamburg einen Lehrauftrag an und ging 2017 an die hochschule 21. Vor wenigen Monaten wurde der Professor für konstruktiven Ingenieurbau zum neuen Präsidenten der privaten Hochschule in Buxtehude gewählt. Jetzt berichteten er und das gesamte Präsidium im B&P-Gespräch darüber, wie sich die hs 21 weiterentwickeln will.
Von einem Neuanfang mag Ingo Hadrych eigentlich nicht sprechen, das sei etwas übertrieben: „Die hochschule 21 ist seit ihrer Gründung 2004 in einer Wachstumsphase. Wir entwickeln uns ständig weiter und sehen anhand der steigenden Bewerberzahlen, dass unser duales Konzept – der Kern unserer Hochschule – attraktiv ist. Darauf bauen wir auf.“ Viele Studiengänge seien ausgebucht, und auch das Interesse der Unternehmen, die das duale Studium als gute Investition in die eigene Personalentwicklung sehen, sei ungebrochen.
„Wir sind ein verlässlicher Partner“
Das sieht auch Marcus Hübner, Geschäftsführer der hs21, so: „Wir sind im Vergleich zwar eine kleine Hochschule, aber dadurch sehr flexibel. So konnten wir uns auch sehr schnell an die Pandemie-Verhältnisse anpassen. Wir haben im März lediglich eine Woche später mit dem Lehrbetrieb begonnen und konnten das Wintersemester sogar pünktlich starten. Der Studienverlauf mit Theorie- und Praxisphase ist also nicht beeinträchtigt. Das ist auch ein Signal an die Unternehmen, die ihren Nachwuchs zu uns schicken: Wir sind verlässliche Partner.“ Rund 1100 Studenten besuchen derzeit die hochschule 21. Insbesondere die Nachfrage im Bauwesen ist ungebrochen hoch. In anderen Bereichen wie im Studienfach Gebäudetechnik/Automation ist dagegen etwas Ungewöhnliches zu beobachten: Dort gibt es mehr interessierte Unternehmen als Studenten, was den Bedarf an gut ausgebildeten Ingenieuren unterstreicht. Zurzeit haben sich 20 junge Leute eingeschrieben, wie Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Thorsten Hermes sagt. „Der Studiengang ist erst im vergangenen Jahr neu gestartet und etabliert sich noch. Insgesamt haben wir
40 Plätze zu vergeben.“
„Lebensnahe“ Projekte mit regionalem Bezug
Er beobachtet, dass das duale Modell eines stark praxisorientierten Studiengangs mittlerweile auch an anderen Hochschulen stärker in den Fokus rückt – beispielsweise an der TU Hamburg und der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). Dort gehe es allerdings eher um Praxissemester oder Praxiszeiten in der vorlesungsfreien Zeit. Thorsten Hermes: „So konsequent und mit einem Praxisanteil von etwa 50 Prozent, wie wir das duale Studium hier in Buxtehude umsetzen, macht es kaum eine andere Hochschule.“
Neben dem Studienangebot in den Fachbereichen Bauwesen, Technik und Gesundheit setzt das neue Präsidium weiterhin auf Forschung und Entwicklung mit einem handfesten Nutzen für die Region. So liefert die Vizepräsidentin und Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, Prof. Dr. med. Barbara Zimmermann, unter anderem die wissenschaftliche Begleitung des vom Landkreis Stade interprofessionell initiierten Projekts „Landgang“. Das Projekt untersucht die (Gesundheits-)Versorgung der Menschen im Elbe-Weser-Dreieck und erforscht, wie sich die Wanderbewegung der Menschen in die Städte auf die ländliche Region auswirken kann.
Medizintechnik Dual und Master Bauingenieurwesen
Ob der Messroboter „Marwin“, der im DESY-Tunnel eingesetzt wird, sein obstbauaffiner Kollege „AurOrA“, der die Landwirte bei der Ernte entlasten soll, oder das neue Projekt „JuMaMi“, das in Kooperation mit den Jugendzentren im Landkreis Stade MINT-Projekte für Zehn- bis 16-Jährige anbieten möchte – es gibt eine Reihe spannender Projekte, mit denen sich die Hochschule ganz bewusst mitten ins Leben begibt.
Parallel zur Entwicklung von Masterstudiengängen wie im Bauingenieurwesen setzt die Hochschule vor allem auf den Ausbau interdisziplinärer Angebote, wie Ingo Hadrych sagt: „Wir planen aktuell das Fach Medizintechnik auf Bachelor-Niveau.“ Das neue Angebot wird nach bisherigem Stand zu 70 Prozent aus Technik und 30 Prozent aus Medizin bestehen, so Thorsten Hermes. Es werden bereits potenzielle Praxispartner angesprochen – Unternehmen aus den Bereichen Labortechnik, optische Geräte und Radiologie im weitesten Sinne. Hermes: „Im Medizinbereich ist so viel Technik zu finden, dass es absolut sinnvoll ist, hier einen Studiengang aufzusetzen und Spezialisten auszubilden.“
Für die hochschule 21 eröffnet sich damit ein Fächerkanon, den Ingo Hadrych unter einen neuen Leitbegriff stellt: „Lebensqualitätsthemen. Alle Studiengänge, die wir hier praxisnah anbieten, dienen am Ende dazu, junge Menschen so auszubilden, dass sie später in ihren Berufen die Lebensqualität und -realität der Menschen verbessern können. Das gilt sowohl für das Bauwesen als auch für die Technik und die Gesundheit.“ Letzteres zeige sich zum Beispiel in der Akademisierung der Pflegeberufe. Laut Barbara Zimmermann erfreut sich auch der ausbildungsintegrierende Studiengang Pflege Dual immer größerer Beliebtheit. Der Präsident: „Wir sind strategisch in der Lage, Bedarfe zu erkennen und uns mit unserem Angebot gut darauf einzustellen.“
Namhafte Praxispartner bilden in Buxtehude aus
Aus Sicht von Marcus Hübner wird künftig auch das Thema Fort- und Weiterbildung breiteren Raum einnehmen – eine logische Konsequenz der beschriebenen Praxisorientierung. Thorsten Hermes: „Natürlich ist die akademische Ausbildung junger Menschen unsere originäre Aufgabe. Aber wir verstehen uns auch als Servicedienstleister für die Region.“ Das hat sich offenbar herumgesprochen, denn mittlerweile nutzen mehr als 1000 Firmen das Angebot der hochschule 21, um ihre Nachwuchskräfte auszubilden. Namhafte Praxispartner setzen auf die Zusammenarbeit mit der Buxtehuder Hochschule – darunter die Hamburg Port Authority, Airbus, die HHLA und Eurogate, aber auch immer mehr Kommunen, Landkreise und Stadtwerke, die gut ausgebildete Ingenieure suchen. 2004 waren gerade mal 50 Studenten an den Start gegangen. 16 Jahre später sind es 1100 – Tendenz steigend. Als Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb beschäftigt die Hochschule rund 80 Mitarbeiter. wb
π In den Ingenieurstudiengängen sind die Studenten immer drei Monate in der Hochschule und drei Monate in ihrem Praxisbetrieb. Dort können sie das Erlernte praktisch umsetzen und schnell in Projekte eingebunden werden. Dieser Wechsel zwischen Theorie und Praxis zieht sich durch das ganze Studium. Als Absolventen sind sie dann akademisch ausgebildet und bereits berufserfahren. Die Unternehmen können die Studenten flexibel dort einsetzen, wo sie später tätig werden und Verantwortung übernehmen sollen.
π Mit der Finanzierung eines dualen Studierenden beugen die Firmen aktiv dem eigenen Fachkräftemangel vor, betreiben gezielte Personalentwicklung und binden junge Talente vertraglich an ihr Unternehmen. Die Suche nach qualifiziertem Personal auf dem angespannten
Arbeitsmarkt entfällt ebenso wie langwierige und
kostenintensive Probezeiten und Einarbeitungsphasen.
π Folgende duale Ingenieurstudiengänge mit dem
Abschluss Bachelor of Engineering bietet die
hochschule 21 aktuell an: Mechatronik, Gebäudetechnik und -automation, Architektur, Bauingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwesen Bau und Immobilien.
>> Kontakt: Unternehmen, die sich für eine Zusammenarbeit mit der hochschule 21 interessieren und sich über das duale Modell informieren wollen, können gerne Kontakt aufnehmen:
Telefon: 04161 648-0 oder www.hs21.de