B&P VOR ORT-
Fünf Wochen lang war Haspa-Auszubildender Lucas Wacker verantwortlich für die Filiale Sachsenwald in Lohbrügge – Ein Experiment mit Langzeitwirkung
Wenn „Mister Feelgood“ zum Obstmesser greift und einen Obstsalat für die Mannschaft schnippelt, wird die Stimmung garantiert noch besser als sie es ohnehin schon ist: Maik Trappmann ist nicht nur Roland-Kaiser-Fan, sondern auch ein erfahrener Filialleiter in Diensten der Haspa. Außerdem hat er sich aus eigenem Antrieb zum Feelgood-Manager ausbilden lassen. Seit gut einem halben Jahr hat er einen Job, der ihm auf den Leib geschneidert ist. Er hat ein Auge auf die erste Azubi-Filiale der Hamburger Sparkasse. Im ständigen Wechsel arbeiten am Binnenfeldredder in Lohbrügge (Bergedorf) angehende Bankkaufleute auf freiwilliger Basis eigenverantwortlich für die Kunden und das mit riesigem Erfolg.
Einer ist Lucas Wacker. Der 25-Jährige hatte im September die Filialleitung übernommen. Er steht bereits kurz vor dem Ende seiner Ausbildungszeit und machte in Lohbrügge Karriere auf Zeit: „Ich habe schon damals beim Vorstellungsgespräch gesagt, dass ich nach der Ausbildung eines Tages gern in die Filialleitung gehen würde.“ So schnell kann das gehen . . .
Für die Haspa-Regionalbereichsleiter Arent Bolte (Firmenkunden) und Holger Knappe (Privatkunden), die die Verantwortung für die Azubi-Filiale übernommen haben, ist das Experiment gelungen. Das Echo aus der Kundschaft und vor allem aus den Reihen der Auszubildenden sei überaus positiv, bestätigen beide unisono. Und für den Haspa-Vorstand gilt das ebenso – nach den vielen positiven Rückmeldungen wurde das Projekt soeben verlängert.
Verantwortung übertragen
Ende Juli war die erste Haspa-Azubi-Filiale an den Start gegangen. Arent Bolte: „Unter den regulären Mitarbeitern der Filiale Sachsenwald gab es durchaus Skepsis, doch das hat sich längst gelegt.“ Tatsächlich sind immer auch ein paar erfahrene Kollegen vor Ort – so wie Maik Trappmann, der sich allerdings bewusst im Hintergrund hält und die jungen Leute machen lässt. Den Azubis, die immer nur für ein paar Wochen in Lohbrügge eingesetzt sind, wird hier besonders viel Verantwortung übertragen. Holger Knappe: „Und dabei kommen dann tolle Aktionen zustande, die es unter normalen Umständen nicht geben würde.“
Ein Beispiel: Wenn Kunden in der Schlange stehen müssen, weil der Andrang so groß ist, kommen die Azubis mit dem iPad und erklären auf Wunsch, wie einfach Online-Banking funktioniert – ein Service, der nicht in Lohbrügge erfunden wurde, der hier aber gut umgesetzt wird und dazu führte, dass die Azubis interessierte Kunden zu einem „Kaffee-und-Kuchen-Abend“ zum Thema Online-Banking in die Filiale einluden. Tatsächlich kamen fast ein Dutzend Interessierte und lernten, wie manche Transaktionen ganz einfach von zu Hause aus erledigt werden können.
Rund 300 Auszubildende werden aktuell bei der Haspa auf das Berufsleben vorbereitet. Ende Oktober hatten bereits 50 die Chance genutzt, für ein paar Wochen in der Azubi-Filiale zu arbeiten. Arent Bolte: „Manch einer nahm dafür weite Wege in Kauf – weil er unbedingt dabei sein wollte.“ Auch für Lucas Wacker stand fest, dass er sich hier als Filialleiter ausprobieren wollte: „Das habe ich gemacht. Eine tolle Zeit, allerdings bin ich leider schon ein Auslaufmodell. Mein Einsatz hier endet in Kürze.“
„Ich bin leider ein Auslaufmodell“
Die Azubi-Filiale ist übrigens keine Haspa-Erfindung, wie Holger Knappe sagt: „Das haben vor uns bereits Sparkassen in Köln-Bonn und Krefeld ausprobiert. Wir fanden die Idee spannend.“ Und die Kunden finden das offenbar auch, denn bisher hat es keine Beschwerde gegeben. Stattdessen setzt ein anderer Effekt ein: Die Kunden werden plötzlich von jemandem bedient, der ihnen nicht haushoch überlegen ist – „da finden Gespräche auf Augenhöhe statt“, wie Arent Bolte sagt. „Das kommt gut an.“
Dass der Nachwuchs bei der Haspa ernstgenommen wird, zeigt auch ein anderer Fall: Im Mai 2015 hielt ein Auszubildender bei einer Vorstandstagung eine flammende Rede und löste damit das Krawattensterben aus. Erst fanden Tests statt, heute ist die Krawatte bei der Haspa weitgehend Geschichte.
80 000 Internet-Aufrufe
Einen echten Coup landete das Azubi-Team nach dem Sommer. Lucas Wacker und Jacqueline Kohnert stellten im Rahmen einer Präsentation eine Idee zur Nutzung der Sozialen Medien als Marketing-Plattform vor, die dann auch umgesetzt wurde: Schulen wurden via Instagram aufgefordert, einen Flashmob zu initiieren und daraus ein einminütiges Video zu machen. Der Clip wurde bewertet und der Sieger attraktiv belohnt. 16 Schulen machten mit. Arent Bolte: „Diese Aktion erzielte im Internet sensationelle 80 000 Aufrufe. Das kommt dabei heraus, wenn man die Jungen einfach mal machen lässt. Im Vordergrund steht die Aktion, aber die Haspa ist immer dabei – das ist modernes Marketing.“ Ende September wurden die Preise vergeben: 2000 Euro für das beste Video, 1000 für das zweitbeste und jeweils 500 für die anderen 14 teilnehmenden Schulen.
Hinter der ganzen Azubi-Aktion verbirgt sich mehr als „nur“ ein didaktisch spannend gestalteter Ausbildungsauftrag. Es geht um neues Denken. Auch Sparkassen stehen im digitalen Zeitalter vor massiven Herausforderungen, denn zunehmende Markttransparenz, mediales Dauerfeuer und auch sich verändernde Erwartungen an einen Beruf erfordern eine Rückbesinnung auf Grundwerte. Maik Trappmann: „Mir geht es auch um zwischenmenschliche Beziehungen. Wenn die Arbeit und das Arbeitsumfeld Spaß machen, dann stellt sich der Erfolg von ganz allein ein.“ Holger Knappe nennt noch einen Punkt: „Früher kannte jeder Mitarbeiter alles, heute sind die einzelnen Themen so komplex, dass es viele Spezialisten geben muss. Bei der Haspa spielen die Akteure gut zusammen. Der Kunde spürt: ‚Das ist meine Bank.‘“ wb