Auf Schloss Lüdersburg hat Autorin Nina Schwarz das Business & People-Angebot für Golfeinsteiger ausprobiert und machte „Deutschlands schnellste Platzreife“
Mein erstes Golf-Utensil ist weiß, aus Leder und spannt sich so stramm über meine Finger, dass ich beim Zugreifen das Gefühl habe, eine zähe Gummimasse zu bewegen. „Ein Golfhandschuh muss so eng sitzen“, versichert mir der Mann hinter dem Tresen. Im „Caddy Master“-Häuschen herrscht reges Treiben. Acht Golf-Neulinge, inklusive mir, wuseln umher – alle auf der Suche nach einem passenden Handschuh für den bevorstehenden Golfkurs. Die Stimmung ist ausgelassen. Auch ich spüre ein leichtes Kribbeln im Magen und bin gespannt. Das Projekt Platzreife hat begonnen.
Freitagnachmittag, 16.30 Uhr. In einem bunt gemischten Grüppchen stehen meine Mitstreiter und ich vor dem Clubhaus der Hotel- und Golfanlage Schloss Lüdersburg: vier Männer, vier Frauen, jung und alt, ausgestattet mit Turnschuhen, Sweatshirts, Sneakers – sogar Bluejeans sind dabei. Unser Ziel: Wir wollen mit dem Business & People-Einsteigerkurs zum Golfspieler werden – an nur einem Wochenende.
Auch Sabine und Andi wurde der Kurs empfohlen. „Es ist praktisch, dass man so wenig Zeit investieren muss“, sagt er. Rund 14 Stunden Training stehen auf dem Programm – am Ende winkt die offizielle Anerkennung als Golfspieler. „Nach drei Tagen ist man natürlich kein perfekter Golfer“, sagt Christian Relling, Marketing-Chef auf Schloss Lüdersburg. „Aber man ist gut vorbereitet, die erste Runde zu spielen.“
Der Mann, der dies heute ermöglichen soll, heißt Peter Dolan. Er ist Engländer, 60 Jahre alt und ehemaliger Profigolfer. Seine Haut ist braun, die Haare grau, Lachfalten zeichnen sich um die Augen ab. „Hello, ich bin Peter“, sagt er in britischem Akzent. Dann marschiert er los – wir hinterher. An der so genannten Driving Range halten wir an. Alles ist angerichtet. Acht Golfbags stehen in einer Reihe, daneben neon-gelbe zur Pyramide gestapelte Bälle. Peter erläutert Schlägermodelle, Griff und Schlagbewegung. Dann ist es soweit: Mein erster Schlag steht an. Ich schnappe mir Eisen sieben, fummele einen Ball aufs Tee und mache alles, wie gerade gehört. Ich hole aus, der Schläger zischt nach vorne und mit einem dumpfen „Klong“ fliegt der Ball tatsächlich. „Fantastisch“, lobt Peter. Ich freue mich wie ein kleines Kind, das gerade Radfahren gelernt hat. Plötzlich fühlt sich auch der Handschuh gar nicht mehr eng, sondern wohlig weich an. Einige gute und viele mittelmäßige Schläge später ist das Training und damit der erste Kurstag vorbei. Erschöpft sinke ich in die Kissen.
Tag zwei beginnt um neun. Trotz eines leichten Ziehens in Rücken und Handgelenk kann ich es kaum erwarten, das Gelernte auszubauen. „Heute spielen wir ein Turnier“, sagt Peter und ich glaube, mich verhört zu haben. Was er meint, sind die offiziellen Regeln. Bei einem Spaziergang über den Platz veranschaulicht der Pro uns erneut die Golf-Theorie.
Anschließend, auf der Range, klappen meine Schläge schon besser. Danach heißt es: Konzentration beim Kurzspiel. Voller Ehrgeiz chippe, pitche und putte ich die Bälle Richtung Loch. Am späten Nachmittag dann das „Go“: Es geht auf den 4-Loch-Kurzplatz – zur ersten Golfrunde meines Lebens. Als ich die Golftasche schultere, fühle ich mich fast wie eine echte Golferin. Als ich den ersten Abschlag mache, schon nicht mehr. Ganze elf Schläge brauche ich beim ersten Loch – acht über Par. Die nächsten werden besser, wenn auch nicht brillant. Peter hatte recht: Ich muss noch viel „üben, üben, üben“.
Der dritte Tag ist Prüfungstag. Während der theoretische Teil schon zu Hause am Computer abgelegt werden konnte, gilt es heute, nach einigen weiteren Übungseinheiten eine Runde unter Aufsicht von Peter über den Kurzplatz zu drehen. Diesmal brauche ich nur noch drei Schläge über Par. Mit aufmerksamem Blick beobachten unser Trainer und der Marketing-Mann Relling das Treiben auf dem Platz – und sind zufrieden. Am Ende halte ich tatsächlich eine Urkunde in der Hand. Da ist sie, meine Eintrittskarte in die Welt des Golfsports. Müde aber glücklich trete ich die Heimreise an. Im Gepäck: eine große Portion Stolz, ein passabler Golfschwung – und auf der Rückbank ein weißer Golfhandschuh, der sicherlich bald wieder zum Einsatz kommt.