Hamburgs Innovations-Ökosystem

Arnold G. Mergell

Von Arnold G. Mergell Vorstands­mitglied
(in Zusammenarbeit mit Martin Mahn/ TuTech)

Wer an Hamburg denkt, denkt wohl in erster Linie an Hafen und Handel. Und vermutlich weniger an Industrie und noch weniger an Wissenschaft. Und dennoch: Hamburg und die Metropolregion sind auch Industriestandort – nicht nur, aber besonders auch südlich der Elbe. Und noch vielmehr: Stadt und Region zeichnen sich durch eine Vielzahl von Akteuren im wissenschaftlichen und wissenschaftsnahen Bereich sowie eine inzwischen wieder florierende Gründerszene aus.

Über die Region hinaus noch weniger bekannt (und zum Teil auch in der Stadt selber nicht) ist: Beide Welten werden seit mehr als 20 Jahren durch eine sehr effiziente Wissens- und Technologietransfer-Szene verknüpft. Das heißt: Wirtschaft und Wissenschaft arbeiten eng und erfolgreich zusammen. Auf diese Weise sind in der Vergangenheit aus Forschungsergebnissen und Erfindungen durch Anwendung im Markt unzählige Innovationen entstanden.

Industrie 4.0 als Chance für den Hamburger Süden

Dennoch ist noch viel Luft nach oben: in der Zusammenarbeit, aber vor allem, was die Vernetzung und Sichtbarkeit der Projekte, Orte und Akteure betrifft. Hier ist ein gemeinschaftlicher Ansatz gefordert – nämlich das reiche Hamburger Ökosystem im Bereich Innovation transparent und international sichtbarer zu machen. Dazu müssen unter anderem Leuchttürme und Case Studies kommuniziert sowie übergreifende, gemeinsame Formate aufgebaut werden. Hier darf gern mehr geklappert werden – auch wenn es dem hanseatischen Charakter nicht so sehr behagt.

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Als der Begriff Industrie 4.0 erstmalig zur Hannover Messe 2011 von der Bundesregierung an die Öffentlichkeit getragen wurde, konnten sich nur wenige Marktteilnehmer darunter etwas vorstellen. Bis heute wird diskutiert, ob es sich bei der fortschreitenden Digitalisierung wirtschaftlicher Wertschöpfungsketten nach der Mechanisierung durch Wasser und Dampf, der Massenfertigung am Fließband und schließlich der Automatisierung tatsächlich um die vierte industrielle Revolution handelt.

Richtig ist, dass die technischen Möglichkeiten bereits heute unbegrenzt erscheinen. Ein Radiowecker mit Anpassung des Alarms bei Verkehrsstau oder eine Flugzeugturbine, die ihre Wartungsintervalle selbst bestimmt, sind nur zwei von tausenden Beispielen. Dennoch muss uns klar sein, dass die digitalen Möglichkeiten immer noch angebotsgetrieben sind. Ob sich aus einer digitalen Innovation oder der Vernetzung ganzer Produktionsabläufe zu einer „Smart Factory“ geschäftliche Erfolge ableiten lassen, wird am Ende der Markt entscheiden.

So muss sich jedes Unternehmen mit den Optionen des eigenen digitalen Geschäftsmodells auseinandersetzen und am Ende eine „smarte“ Strategie entwickeln. Aufgrund der Technischen Universität Hamburg (TUHH) und der engen Verzahnung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bietet der Hamburger Süden dafür ein hervorragendes Umfeld. Was dagegen noch fehlt – und das ist im Zeitalter der Digitalisierung elementar – ist der konsequente Auf- und Ausbau des Glasfasernetzes, um die riesigen Datenmengen zu transportieren und zu vernetzen.

Fragen an die Autoren:

agmergell@hobum.de, mahn@tutech.de

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