„Wir sind doch keine Konkurrenten, wir brauchen uns!“

Foto: Wolfgang BeckerDas offizielle Abschiedsfoto zeigt Dr. Olaf Krüger (von links), Josef Schlarmann, Frank Horch, Jochen Winand, Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies, und den SAG-Aufsichtsratsvorsitzenden Heinz Lüers.

Zehn Jahre Süderelbe AG – Grenzüberschreitende Initiative mit Vorbildcharakter – Winand übergibt an Krüger – Lobende Worte

Offiziell war es das zehnjährige Bestehen der Süderelbe AG (SAG), tatsächlich ging es aber um den großen Personalwechsel an der Spitze der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die mit ihrer länderübergreifenden Ausrichtung bereits 2004 antrat, um den Süden Hamburgs als gemeinsamen Wirtschaftsraum zu definieren. Mit dem Vorstandsvorsitzenden Jochen Winand tritt nun zum Jahresende der Mann ab, der die SAG maßgeblich aufgebaut hat. Den zweiten großen Wechsel hatte es bereits im Sommer gegeben, als Dr. Josef Schlarmann das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden an den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Harburg-Buxtehude, Heinz Lüers, weiterreichte. Vor mehr als 200 Gästen wurde im Hotel Lindtner zudem der neue Mann an der SAG-Spitze vorgestellt: Dr. Olaf Krüger, derzeit noch Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Regionalentwicklungsgesellschaft Flensburg/ Schleswig mbH (WiREG). Er übernimmt den Vorsitz Anfang Januar.

Plädoyer für das Regionalprinzip

Viel Lob gab es für die Aufbauarbeit nicht nur von ministrieller Seite sondern auch aus dem Mund der Aufsichtsräte. Schlarmann ließ die Anfänge der SAG Revue passieren und verschwieg auch nicht, dass es gerade mit den lokalen Wirtschaftsförderungen immer wieder Reibungspunkte gab. Dennoch ist er ein starker Verfechter des „Regionalprinzips auf lokaler Ebene“. Will heißen: Die SAG ist aufgefordert, mit den lokalen Akteuren in gegenseitiger Akzeptanz zusammenzuarbeiten. Wirtschaftsminister Lies betonte vor allem den Schwerpunkt im Bereich der Qualifizierung – hier liege für ihn die größte Herausforderung in die Zukunft: „Die Frage der Fachkräfte wird der entscheidende Punkt sein. Das merken wir schon heute.“ Er beglückwünschte Winand und das ganze Team für die geleistete Arbeit und kündigte quasi in einem Nebensatz an, dass Niedersachsen das „stade-project 2021“ weiterhin fördern wird. Gute Nachrichten also für die Wirtschaftsförderung Stade, die das Projekt 2015 übernehmen wird, und für die Süderelbe AG, die das Projekt bislang betreut hat.

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Die Aufgabe bleibt bestehen

Auch auf Hamburger Seite gab es durchaus schwierige Phasen, wie Wirtschaftssenator Horch sagte. Die Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung habe das von Winand erdachte Süderelbe-Konzept zunächst sehr skeptisch betrachtet. Heute könne man fast von einem freundschaftlichen Verhältnis sprechen. Der Erfolg der Süderelbe AG sei vor allem auch der Erfolg von Jochen Winand. In seiner Vorschau machte Aufsichtsratschef Heinz Lüers deutlich, wohin die Reise der SAG aus seiner Sicht geht – er nannte die Perspektive von wenigstens 20 Jahren. Lüers: „Die Aufgabe bleibt bestehen: Die Süderelbe AG soll Wachstumsimpulse für die Region geben. Wir haben einen hohen Anspruch – Qualitätsverluste werden wir nicht akzeptieren.“ Er dankte seinem Vorgänger, Gründungsaufsichtsratschef Schlarmann, für die besonnene Führung in den zurückliegenden fast zehn Jahren. Und natürlich dem Macher Winand, der jetzt als Unternehmensberater tätig wird und ganz nebenbei ins Präsidium des FC St. Pauli berufen wurde. Für diese Aufgabe überreichte ihm Horch das passende Attribut: den St.-Pauli-Vereinsschal . . .

In seiner Rede hatte Winand sich ebenfalls den Anfängen gewidmet: „Wir hatten viele Ideen und kein Geld.“ Schließlich habe Hannover grünes Licht gegeben. 2004 ging die damalige „Wachstumsinitiative Süderelbe AG“ mit 42 Aktionären an den Start, darunter die Kommunen, Sparkassen und einige Unternehmen. Zunächst hatte die Personalplanung sieben Mitarbeiter vorgesehen, heute sind es um die 30. Binnen zehn Jahren ist die Zahl der Aktionäre auf 125 gestiegen. Nach wie vor finanziert sich  die Süderelbe AG nicht aus eigener Kraft, aber der ursprünglich anvisierte Kostendeckungsbeitrag von 40 Prozent liegt mittlerweile bei 75 Prozent. Aus Sicht von Schlarmann ist das rekordverdächtig. Allerdings liegt der Etat auch viel höher als anfangs kalkuliert. Als besonderen Verdienst hob er die Cluster-Politik hervor, die von der Süderelbe AG strukturiert vorangetrieben wurde.

Das Konzept kann funktionieren

Eine interessante Analyse lieferte Wirtschaftsminister Olaf Lies. Aus Sicht von Hannover seien die nördlichen Landkreise damals weit weg gewesen – sie wurden fast schon zu Hamburg gehörig wahrgenommen. Für Harburg galt aus Sicht Hamburgs dasselbe – der städtische Süden war eher weniger im Blickfeld. Lies: „Vielleicht waren das gerade die richtigen Voraussetzungen, eine länderübergreifende regionale Initiative zu starten.“ Heute zeige die SAG, dass so ein Konzept funktionieren kann. Lies: „Wir sind doch keine Konkurrenten, wir brauchen uns! Die Süderelbe AG ist ein Erfolgsmodell mit Vorbildcharakter auch für andere Regionen. Wir freuen uns auf jeden Fall auf die weitere Zusammenarbeit.“

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