Wirtschaftsverein: Sanktionen gegen Putin zwingen OTG zu Produktionsverlagerung nach Russland
Die angespannte politische Lage in der Ukraine und damit in ganz Europa geht auch an der Ostfriesischen Tee Gesellschaft OTG nicht spurlos vorbei. Wie Michael Spethmann, Vorstandsmitglied und Gesellschafter, im Rahmen eines Vortrags beim Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden bestätigte, wird das weltweit aktive Unternehmen mit Hauptsitz in Hittfeld als Folge der Export-Sanktionen gegen die Ukraine-Politik von Putin künftig in Russland Früchtetees produzieren müssen. Eine aufwendige und im Grunde unnötige Kraftanstrengung, um den russischen Markt weiterhin zu bedienen, wie Spethmann sagte.
In dem sehr gut besuchten Vortrag im Hotel Lindtner ging es eigentlich um Hightech bei der Teebeutel-Produktion. Spethmann erläuterte den Werdegang eines Teebeutels und beeindruckte mit Zahlen und Fakten. Die Maschinen, in denen das filigrane Produkt in einem Durchgang vom losen Tee bis zum fertig gepackten Karton entsteht, sind binnen 14 Jahren gemeinsam mit dem italienischen Hersteller IMA (Bologna) immer weiter entwickelt worden. Rund 1000 Verbesserungen habe man in diesem Zeitraum realisiert. In der Folge produziert eine Maschine (Preis: rund eine Million Euro) heute 400 Teebeutel in der Minute. Ein rasend schneller Vorgang, der die Faltung des Zweikammerbeutels, das Befüllen, das Rändeln, die Befestigung des Fadens sowie des Etiketts und schließlich das Packen der Kartons einschließt. Kurz: acht Teebeutel in der Sekunde, 30 Millionen Teebeutel pro Tag (auf den insgesamt
200 OTG-Maschinen) und elf Milliarden Teebeutel pro Jahr – eine Spitzenleis-tung. Und das alles ohne Kleber und Metallklammer, wie der Referent betonte.
Mit den Marken Meßmer, Milford und Onno Behrends ist die OTG im Einzelhandel omnipräsent. 700 verschiedene Teesorten kommen zum Einsatz, 2100 Produkte sind auf dem Markt. Auch im Bereich der Cerealien und des Süßstoffs ist das Unternehmen erfolgreich. Jahresumsatz: 485 Milliarden Euro, die von den insgesamt zwölf Gesellschaften der Holding erwirtschaftet werden. 70 Prozent entfallen auf die Produktion und den Handel mit Tee. Arnold G. Mergell, Vorstandsmitglied des Wirtschaftsvereins, versprach nach diesem Ausflug in die Welt des Tees und zahlreichen Fragen aus den Reihen der Gäste augenzwinkernd einen weiteren Umsatzschub – zumindest sei das nach diesem Vortrag nicht ausgeschlossen . . . wb