Gartenbau-Ingenieur Heino Harms: Wenn die kleine Rotbuche plötzlich zehn Meter hoch ist…

Foto: Gabriele Münchow-BeckerNur ein Job für Erfahrene ohne Höhenangst: ein Baumkletterer im Einsatz.

Darum ist Gartenpflege wichtig: Gartenbau-Ingenieur Heino Harms zum Thema Baumschnitt.

Der klassische Fall: Beim Waldspaziergang wird der 20 Zentimeter hohe Spross einer Rotbuche am Wegesrand ausgegraben und im heimischen Garten direkt an den Zaun gepflanzt – mal sehen, ob er anwächst. 20 Jahre später steht da ein strammer Baum: fast zehn Meter hoch und mit einem Stammdurchmesser von an die 30 Zentimeter in gut einem Meter Höhe. Dieser Baum fällt nun möglicherweise unter die Baumschutzsatzung – was im Einzelfall bedeuten kann, dass er nicht gefällt werden darf.

Die regelmäßige Pflege von Bäumen und Büschen im Garten ist eines der Hauptgeschäfte, die Heino Harms, Garten- und Landschaftsbauer aus Francop, mit seinem Unternehmen betreibt. Dabei liegt die Betonung auf regelmäßig, denn nur so ist gewährleistet, dass sich die Bäume nicht zu stark auswachsen. Harms kennt sich mit den Satzungen aus und weiß, was er wo tun darf. In Hamburg müssen beispielsweise sogar Korrekturschnitte an Bäumen genehmigt werden. In den ländlichen Regionen außerhalb der Hansestadt geht es zum Teil deutlich moderater zu.

Die Brutzeit ist tabu

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Harms: „Ein regelmäßiger Erhaltungsschnitt ist nicht nur notwendig, um den Baum in der Größe zu beschränken, sondern auch, um ihn gesund zu erhalten.“ Der Francoper Gartenbau-Ingenieur weiß auch, wann Bäume, Büsche und Hecken beschnitten werden dürfen. Üblicherweise ist das im Zeitraum vom 1. Oktober bis Ende Februar der Fall. Danach beginnt die Brutzeit, und die ist tabu. Hecken dürfen in Hamburg dann wieder ab 15. Juni in Form gebracht werden.

Für den Laien ist der Baumschnitt oder gar das Fällen häufig ein Abenteuer, das nicht ohne Risiko ist. Fachfirmen rücken mit dem Hubsteiger an oder beauftragen geschulte Baumkletterer, die den Baum Stück für Stück abtragen. Diese Experten werden speziell für den Kletter- und Sägeeinsatz geschult.

Ebenfalls speziell ist der fachgerechte Baumschnitt. Gemeint ist das Stutzen der Äste. Harms: „Das ist eine Aufgabe für die kalte Jahreszeit. Einige Bäume treiben sehr früh aus. Werden sie dann unfachmännisch beschnitten, können sie regelrecht ausbluten und sterben ab. Sobald der Baum im Frühjahr Saft zieht, sollte kein Beschnitt mehr stattfinden. Der Zeitpunkt ist von Art zu Art unterschiedlich.“

Heino Harms beschäftigt gut ein Dutzend Mitarbeiter. Das Unternehmen legt Gärten an, begrünt Dächer (siehe Bericht unter www.business-people-magazin.de) und ist in der Gartenpflege unterwegs. Dazu zählen neben der Pflege öffentlicher und gewerblicher Grünflächen auch Einsätze im Privatgarten.

 ! Tipp: Eigentlich sollte jedes Jahr ein Korrekturschnitt gemacht werden. Wer das versäumt, neigt dazu, Bäume und Büsche alle paar Jahre radikal einzukürzen. Heino Harms: „Das führt dazu, dass das Gehölz danach ebenso radikal austreibt. Damit werden die Probleme noch größer. Die Pflanze muss mit ihrer Kraft ja irgendwo hin.“

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Die regelmäßige Gartenpflege entwickelt sich neben der Neuanlage und Renovierung von Gartenflächen derzeit zu einem immer stärkeren Standbein für das Unternehmen Harms. Die Kundschaft ist in der Regel in der Altersklasse 45plus angesiedelt und nicht mehr gewillt oder in der Lage, die teils beschwerliche Arbeit zu leisten. Der Blick auf die demografische Entwicklung eröffnet demnach rosige Zeiten für Garten- und Landschaftsbauer . . . wb