„Manchmal entscheiden zwei Sekunden . . .“

Nahmen Impulse mit: Geschäftsführerin Angelika Brauer und Michael Golnik, beide vom Jobcenter Lüneburg, beim AV-Forum in Lüneburg. Foto: B&P

Wenn der „Tatort“ zum Tatort wird: AV-Forum des Arbeitgeberverbandes Lüneburg  Nordostniedersachsen zum Thema „Vertrauen“.

Rund 150 Gäste aus Unternehmen, Verwaltung und Bildung trafen sich zu der jährlichen Konferenz des Arbeitgeberverbandes Lüneburg Nord­ostniedersachsen, dem AV-Forum. Diskutiert wurden kontroverse und zugleich innovative Perspektiven über die zukünftige Arbeits- und Wirtschaftswelt. Bernd Wiechel, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes, machte in seiner Begrüßungsrede unmissverständlich klar, dass sich etwas ändern muss: „Wir müssen uns ehrlich machen, vor allem in der Politik!“ Er kritisierte insbesondere die wirtschaftlichen Folgen politischen Handelns in verschiedenen Branchen, wie beispielsweise in der Pflege, und den Druck, der auf Unternehmen durch steigende Energie- und Lohnkosten lastet.

Doch war es der ehemalige Pilot Philip Keil, der mit seinem Vortrag über Entscheidungsfreudigkeit, Verantwortung und Mut die Anwesenden buchstäblich in seinen Bann zog. Keil vermittelte eindringlich, wie entscheidend wenige Sekunden im Leben, aber auch in der Unternehmensführung sein können: „Manchmal entscheiden zwei Sekunden zwischen einem Crash oder einer Punktlandung“, so Keil, der zudem betonte, dass wahre Führungskräfte ihre Teams in den Rollentausch involvieren und den Mut zu „überlebbaren Fehlern“ fördern sollten.

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Unternehmer-Bashing

Einen weiteren markanten Impuls setzte Dr. Andreas Bachmeier, Kommunikationsexperte, der den Finger in eine oft vernachlässigte Wunde der gesellschaftlichen Wahrnehmung legte. Unter dem Hinweis, dass 109 von 1000 Mördern in der Krimi-Reihe „Tatort“ Unternehmer sind, sprach er über das Unternehmer-Bashing in der Öffentlichkeit und unterstrich die Wichtigkeit eines verstärkten ökonomischen Verständnisses und einer vermehrten Wertschätzung für unternehmerische Wertschöpfung in der Gesellschaft. Denn Fakten verlieren nach Bachmeier zusehends an Gewicht gegenüber Gefühlen und das habe „klare Konsequenzen für unser wirtschaftliches und gesellschaftliches System, wie etwa einen rückläufigen Wunsch nach Selbstständigkeit“.

„Unser AV-Forum ist nicht nur eine Bühne für den Austausch von Expertenwissen, sondern ermöglicht auch den Blick über den Tellerrand des eigenen Wirtschaftsbereiches hinweg und liefert zahlreiche Impulse für die Zukunftsgestaltung von Unternehmen und Arbeitnehmern in Lüneburg Nordostniedersachsen“, zeigte sich Bernd Wiechel zufrieden.

Stimmen von Teilnehmern

Angelika Brauer, Geschäftsführerin des Jobcenters Lüneburg: „Der Vortrag von Philip Keil hat mich als erfahrene Führungskraft sehr beeindruckt und mich dabei gestärkt, dass mutige Entscheidungen, die man trifft, besser sind, als wenn man keine Entscheidungen treffen würde. Die Konsequenzen, keine Entscheidungen zu treffen, können häufig sehr gravierend ausfallen.“ Und Christian Sommer, Vorstandsvorsitzender der Werum AG, sagte: „Für mich war der Vortrag von Dr. Andreas Bachmeier ein wichtiger Impuls. Rechtzeitige Kommunikation mit Empathie für die ‚andere Seite‘ ist ein Schlüssel, um gemeinsam voranzukommen. Unwissenheit und Dogmen sind die aktuellen Blockaden. Im Forum Arbeitsrecht zum Thema Vertrauensarbeitszeit musste ich erschrocken erkennen, dass die politischen Entscheider rein gar nichts von der Realität im Arbeitsleben kennen beziehungsweise diese ideologisch ignorieren.“

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