Ein zweites Leben für die Schiene

Vossloh und das Schieneninfrastrukturunternehmen der Deutschen Bahn AG, die DB Netz AG, setzen ihre erfolgreiche Zusammenarbeit auf dem Gebiet der präventiven Schieneninstandhaltung mit der von Vossloh entwickelten HSG-(High Speed Grinding)Technologie fort. Foto: VTM

Hightech made in Harburg: Die Vossloh Rail Services GmbH zieht ins Aqua2Dock und
baut die Kapazitäten für den Bau von mobilen Schienenschleif- und Fräsmaschinen deutlich aus

High Speed Grinding? Kaum jemand weiß, was sich dahinter verbirgt und was HSG, so das Kürzel, mit Harburg zu tun hat. Das Hochgeschwindigkeitsschleifen von Schienen ist eine Technologie der Vossloh Rail Services GmbH, einer Tochter der Vossloh AG. Die entsprechenden Schleifmaschinen und Schleifsteine werden vom weltweit agierenden Unternehmen entwickelt und produziert. Das patentierte Instandhaltungsverfahren ist weltweit einzigartig und erlaubt die Pflege der Schienen bei laufendem Bahnbetrieb. Die Zentrale der Vossloh Rail Services GmbH ist derzeit noch in einem Gebäude auf dem ehemaligen Gelände der New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie an der Hannoverschen Straße zu Hause, wird aber in absehbarer Zeit in das Aqua2Dock verlegt. Die Produktion der kompakten Schleif- und Fräsmaschinen, die Vossloh in Harburg herstellt, wechselt in den geplanten Hallenneubau Dock18 am Dampfschiffsweg.

Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte die Schiene als Verkehrsträger eher den Ruf eines vernachlässigten Auslaufmodells. Streckenstilllegungen, Ausfälle, Verspätungen – der Ruf der Bahn war lädiert. Doch mit der Mobilitätswende und dem Streben nach CO2-Neu­tralität erlebt die Bahn zurzeit eine Renais­sance. Die Schiene ist wieder attraktiv, denn mit keinem anderen Transportmittel lässt sich mehr CO2 einsparen. Allerdings: Der Zugverkehr ist nur so gut wie die Schienen, auf denen er rollt. Deshalb müssen Schienen gepflegt werden. Genau das ist die Aufgabe, die Vossloh mit seinen Hightech-Maschinen erledigt. Das Unternehmen bietet nicht weniger als ein zweites Leben für die Schiene.

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Unterwegs mit Tempo 80

Das Alleinstellungsmerkmal von Vossloh: Der große Schleifzug kann seine Arbeit mit Tempo 80 verrichten und nachts in den Fahrplan des dann rollenden Güterzugverkehrs eingefädelt werden. Während konventionelle Schleifzüge aus qualitativen Gründen mit höchstens etwa 15 Stundenkilometern arbeiten sollten – was zwangsläufig eine Streckensperrung bedeutet – kann die Strecke dank HSG im laufenden Betrieb geschliffen werden. Gezogen von einer Lokomotive, bearbeitet der HSG-2 während der Fahrt die Lauffläche der Schienen. Drei Mal pro Abschnitt fährt der Schleifzug über die Strecke und nimmt bei dem Einsatz insgesamt 0,1 Millimeter Material vom Schienenkopf herunter. Die abgeschliffenen Metallbestandteile werden abgesaugt und später entsorgt. Außerdem ist der Schleifzug bei großer Trockenheit mit einem System zur Böschungsbewässerung ausgestattet, da selbst beim HSG-Schienenschleifen ein Funkenflug nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann.

In Harburg wird die kleine Ausführung des HSG-2 gebaut: der HSG-city. Diese Maschine schleift mit bis zu 60 Stundenkilometern und wird vor allem im Nahverkehrsschienennetz eingesetzt. Parallel zum Thema Schleifen entwickelte Vossloh auch zwei eigene Fräsmaschinen, die den Namen Vossloh Track Milling (VTM) tragen. Seit vier Jahren werden in Harburg auch die äußerst kompakten Fräsmaschinen (VTM-compact) gebaut. Diese kommen zur Anwendung, wenn es um stark geschädigte Schienen geht, die mit geringem Materialabtrag nicht wiederhergestellt werden können.

Vossloh ist der weltweit einzige Hersteller und Dienstleistungspartner, der das gesamte Portfolio rund um die Schiene anbietet. Chronoglogisch betrachtet ist die Langschienenproduktion sowie deren Logistik zur Baustelle das Kerngeschäft. Eine Urzelle des Hamburger Unternehmens bedindet sich Am Reller in Rönneburg – das Schienenschweißwerk, intern Rail Center. Als eines von drei Rail Centern in Deutschland werden hier seit 1948 Schienenprofile aus dem Walzwerk zu 180 Meter langen Strängen verschweißt, die auf den Streckenbaustellen verbaut werden.

Harburg ist mittlerweile einer von zehn Standorten in Deutschland. Allein in Hamburg beschäftigt Vossloh Rail Services 220 Mitarbeiter, davon 150 in Harburg. Diese werden in Zukunft an zwei Standorten arbeiten: nach Fertigstellung des Neubaus im Aqua2Dock sowie wenige hundert Meter weiter nördlich: Die Entwicklungsabteilung, zuständig unter anderem für die kleinen Schleif- und Fräsmaschinen, bekommt Büros direkt am neuen Produktionsstandort am Dampfschiffsweg. Dort entsteht eine 3500 Quadratmeter große Halle mit einem Dutzend Montageplätzen. Geplanter Umzugstermin: Ende 2025/Anfang 2026.

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Weltweit nachgefragt

Vossloh ist seit Jahren auf Wachstumskurs. Die Maschinen made in Harburg sind weltweit – insbesondere in China – sehr gefragt, weshalb die Produktion vergrößert und optimal aufgestellt werden soll. Das Unternehmen ist ein zentraler Player, wenn es um Streckenverfügbarkeit geht. Um eine erhöhte Streckenverfügbarkeit geht es auch bei dem eingangs erwähnten Servicevertrag mit der DB Netz. Der Schwerpunkt der Arbeiten wird wieder auf den am stärksten beanspruchten Streckenverbindungen des deutschen Eisenbahnnetzes liegen, wobei der Umfang des Hochgeschwindigkeitsschleifens für 2024 um 1000 Kilometer auf mindestens 13 000 Kilometer ausgeweitet wird.

Grundsätzlich gilt: Je stärker eine Strecke befahren wird, desto höher der Verschleiß und eben auch der Instandhaltungsaufwand. Das gilt insbesondere für Hochgeschwindigkeitsstrecken, die regelmäßig gemessen und aktuell drei Mal pro Jahr geschliffen werden. Bereits Unebenheiten im Mikrometer-Bereich (0,001 Millimeter) können negative Folgen haben, wenn ein Intercity-Express mit Tempo 300 daherkommt.

Die Vossloh AG ist ein weltweit agierender Technologiekonzern, der seit rund 140 Jahren für Qualität, Sicherheit und Innovationskraft steht. Mit seinem umfassenden Angebot an Produkten und Dienstleistungen rund um den Fahrweg Schiene zählt Vossloh zu den Weltmarktführern in diesem Bereich. Vossloh bietet ein einzigartig breites Leistungsspektrum unter einem Dach an: Schienenbefestigungssysteme, Betonschwellen, Weichensysteme und Kreuzungen sowie innovative und zunehmend digitalbasierte Dienstleistungen für den gesamten Lebenszyklus von Schienen und Weichen. Vossloh Produkte und Services sind in mehr als 100 Ländern im Einsatz. Mit etwa 75 Konzerngesellschaften in knapp 30 Ländern und mehr als 40 Produktionsstandorten ist Vossloh weltweit vor Ort aktiv. Vossloh bekennt sich zu einer nachhaltigen Unternehmensführung und zum Klimaschutz und leistet mit seinen Produkten und Dienstleistungen einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität von Menschen und Gütern. Im Geschäftsjahr 2022 erzielte Vossloh mit etwa 3800 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,046 Milliarden Euro.

Vossloh Rail Services erbringt als Geschäftsfeld des Vossloh-Konzerns Dienstleistungen rund um das Portfolio Schiene. Das Leistungsspektrum deckt den gesamten Lebenszyklus der Schiene und Weiche ab – von der Herstellung und dem Transport der Langschienen über die Instandhaltung und präventive Pflege bis zur Aufarbeitung und Rückführung von Altschienen.

>> Web: www.vossloh.com