Von Martin Mahn, Geschäftsführer der Tutech Innovation GmbH und der Hamburg Innovation GmbH
Da lese ich neulich in der letzten Ausgabe von Business & People: Der Glasfaser-Breitbandausbau im Landkreis Harburg sei abgeschlossen. Das müsste ich aber wissen, denke ich mir – bei uns im Ort hat zumindest keiner gebuddelt. Also direkt schnell mal im Rathaus angerufen. Ja und nein, sagt man mir. Ja, abgeschlossen schon, aber nicht alles, denn das beträfe nur das sogenannte Weiße-Flecken-Programm. Das vom Bund finanziert wird. Und soll Haushalte anschließen, die bisher weniger als 30 MBits Bandbreite oder gar kein Internet haben (gibt es das wirklich noch?). Für die anderen Gebiete seien von den Kommunen private Netzunternehmen beauftragt. Blöd nur, dass die erst anfangen zu arbeiten, wenn sie mindestens 40 Prozent der Haushalte eines Ortes unter Vertrag haben. Und ohne Werbung weiß davon keiner.
Ob ich das also noch erlebe, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht meine zukünftigen Enkelkinder. Also eine klassische Pattsituation. Die Privatunternehmen bauen erst, wenn es für sie wirtschaftlich ist und die Kommunen dürfen nicht, weil sie die Gebiete abgegeben haben. Großartig, so wird das nie was mit der Digitalisierung unseres Landes. Auf dem Land vor allem nicht.
Also erstmal weiter mit der Kabelverbindung. Die ist ja nicht schlecht. Wenn sie denn läuft. Tut sie aber nur unwillig. Weshalb ich seit Monaten Stammkunde der Hotline bin. Die Ansagen kann ich schon mitsprechen. Das V des Anbieters steht aber leider nicht für Victory, sondern eher für Versagen. Totalversagen. Zumindest was den Dienst am Kunden angeht. Ein Paradebeispiel für die Servicewüste Deutschland. Am liebsten hätte ich gekündigt, aber die einzige Alternative wäre die Trümmertruppe mit dem Magenta-T. Die versucht uns seit Jahren – ernsthaft – 50 MBits als Breitbandinternet anzudrehen. Bis zu, versteht sich. Denn über die popelige Telefonlitze kommen grad mal 20 MBits im Download an. Ein Upload ist quasi unmöglich.
50 Anrufe später mit 50 unterschiedlichen Call-Center-Zombies am anderen Ende (ich habe schon längst begonnen, das als Handy-Spiel zu sehen) kommt Bewegung in die Sache. Inzwischen zähle ich zu den Top-Spielern der Bestenliste: Erst einen Level 4-, dann sogar einen Level 3-Techniker (der darf an den Backbones auf der Straße messen) vor Ort gehabt. Das fühlt sich gut an, aber die Verbindung ins Web bricht immer noch regelmäßig ab.
Was also tun? Ich werde mein Kaminholz anfeuchten und Rauchzeichen zum nächsten Netzknoten senden. Ein Dutzend Brieftauben werde ich mir auch zulegen, man weiß ja nie. Und bei uns im Dorf gibt es reichlich Pferde – und viele Reiter. Vielleicht gründe ich einfach einen Ponyexpress. Als Startup. Die Investoren werden Schlange stehen . . .
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