New Work oder was?

Martin Mahn Foto: Wolfgang Becker

Von Martin Mahn, Geschäftsführer der Tutech Innovation GmbH und der
Hamburg Innovation GmbH.

„Morgen werden wir wie Bosses in einem Coworking Space arbeiten, wo wir unsere Skills zum Next Level bringen. Du wirst in deinem Smart Office sitzen und mit deinem Laptop wie ein Pro arbeiten. Vergiss nicht, deine Brainstorming-Sessions zu multitasken! Wir werden unsere Teamwork-Fähigkeiten nutzen, um Out-of-the-Box zu denken und synergetische Lösungen zu finden. Mit einem Can-Do-Ansatz werden wir Probleme zu Challenges machen und outperformen!

Aber hey, lassen wir den Nine-to-Five-Kram hinter uns und denken an den TGIF – den Freitag! Wir können uns auf eine Happy Hour im Coffee Shop freuen, um unsere Work-Life-Balance zu feiern. Und wenn du dich gestresst fühlst, mach dir keine Sorgen! Geh einfach zum Yoga oder zum Asia Garden und finde deine Zen-Momente. Atme tief ein und aus, während du den Stress wegschüttelst und deine Chakras in Einklang bringst. Du wirst dich fühlen, als wärst du auf Wolke sieben!

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Also, mein Freund, bereite dich vor, denn morgen werden wir wie Rockstars arbeiten und den Hustle zum Bustle machen. Setz dein Game Face auf und lass uns die Business-Welt erobern! Zusammen werden wir die Limits knacken und die Welt mit unserem Wow-Faktor beeindrucken! Bereit für morgen? Dann lass uns den Workplace rocken und ein Smiling Emoji auf unsere Gesichter zaubern! Los geht’s!“

Hört sich komisch an? Nach neumodischem Kram? Und Bullshit-Bingo? Ja, ich stimme zu. Dieser Teil der Meinung ist auch nicht von mir. Sondern von unserem vermeintlich allwissenden Helferlein ChatGPT. Das hab ich mal zur Arbeit von morgen befragt. Und im Prompt unter anderem eine gewisse Kürze, eine Prise Humor und die Verwendung von Anglizismen verlangt. Ergebnis siehe oben. Bin nur etwas verwundert, dass Begriffe wie Burn-Out fehlen. Merkwürdig. Aber ansonsten beschreibt das ja eigentlich schon recht gut unseren heutigen Zustand.

Nur wie sieht’s denn nun morgen aus? Verschwimmen dann endgültig alle Grenzen zwischen Büro und Zuhause, zwischen Arbeit und Familie, zwischen realer und physischer Welt? Leben und arbeiten wir zukünftig nur noch in Communities mit Co-Creation, Co-Working und Co-Living? Verhaspeln wir uns wie ein schlecht programmierter Algorithmus ständig in digitalen Abstimmungsschleifen? Und erzeugen die neuen Technologien, die Entlastung bringen sollen, nicht genau das Gegenteil? Offenbar schon. So werden wir im nicht enden wollenden Mahlstrom der Nachrichten aus gefühlt 50 Kanälen wohl bald wieder vom Jäger zum Gejagten. Wenn die Inbox überquillt, der Kalender voller Zooms, aber der Kopf leer ist, dann wollen wir vielleicht einfach nur wieder zurück in unser stinknormales Büro.