Textgeneratoren sind bei der Sparkasse Harburg-Buxtehude seit Jahren im Einsatz – Sechs B&P-Fragen zur KI im Finanzwesen.
Nicht die Technologie ist neu, sondern die Anwendung. Auf diese einfache Formel bringen Thomas Rienecker, Pressesprecher beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband, sowie Stephan Rohn, Leiter Geschäftsfeldentwicklung und Grundsatzfragen bei der Sparkasse Harburg-Buxtehude, die aufgeheizte Debatte um die Künstliche Intelligenz. Sie haben gemeinsam sechs Fragen von B&P zum Einsatz der KI im Finanzwesen beantwortet. Beide sagen: „Die Modelle, die hinter ChatGPT liegen, gibt es seit mehreren Jahren. Nur hat es niemand als Chat-Funktion genutzt. Und diese Technologie ist längst in der Sparkassen-Finanzgruppe angekommen. Die Anwendungsfälle sind vielfältig und wachsen stetig.“
1 ChatGPT ist zurzeit ein Hype-Thema – gibt es Bereiche im Finanzwesen, speziell bei den Sparkassen, in denen Textgeneratoren hilfreich sein können? Und wenn ja, welche wären das?
Rienecker: Die Sparkassen-Finanzgruppe arbeitet gerade an einer Kundendialogplattform, die Kundenanfragen mittels generativer KI besser versteht und besser beantworten kann. Zukünftig nicht nur in der Internetfiliale, hier kennt man ja schon die „Linda“, sondern auch zum Beispiel in der Sparkassen-App und unterstützend in der Telefonie. Überall dort, wo ein Kundenanliegen schnell und einfach bearbeitet werden kann und Mitarbeiter entlastet werden können.
2 Kommt Software mit selbstlernenden Funktionen bereits zum Einsatz? Falls ja, wo?
Rohn: Wir setzen bereits an verschiedenen Stellen selbstlernende Funktionen ein. Dazu gehört beispielsweise die Fotoüberweisung. Außerdem wird die Sparkasse noch in diesem Jahr KI in der Betrugsbekämpfung einsetzen. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Ticketbearbeitung der Finanz Informatik, Digitalisierungspartner der Sparkassen-Finanzgruppe, im Supportbereich. Diese können zum einen klassifiziert werden, um schneller bearbeitet zu werden. Oder die KI wird zukünftig erkennen, dass es zu ähnlichen Anfragen bereits Lösungen gab und darauf hinweisen.
3 Wie kann der Datenschutz sichergestellt werden, wenn KI auf Massen von Daten zurückgreift, um beispielsweise Trends oder kritische Situationen frühzeitig zu erkennen?
Rienecker: Im Verbund der Sparkassen wird dieses Thema im Rahmen eines KI-Projektes beleuchtet. Wir arbeiten unter anderem am AI-Act mit. Datenschutz hat bei den jeweiligen Instituten wie auch in der gesamten Sparkassen-Finanzgruppe natürlich höchste Priorität. Bei der Trenderkennung oder der Erkennung von kritischen Situationen kann beispielsweise mit synthetisierten oder anonymisierten Daten gearbeitet werden.
4 Spielt KI bei Zukunftsplanungen eine Rolle?
Rienecker: KI spielt eine große Rolle. Es werden in den nächsten Monaten Leitplanken für KI erarbeitet, die wir uns in der Sparkassen-Finanzgruppe selber setzen werden. Innerhalb dieser Leitplanken werden dann zukünftige Entwicklungen stattfinden.
5 Wie könnte sich KI auf die Mitarbeiterstruktur auswirken?
Rohn: KI wird es uns ermöglichen, in großen Datenmengen Zusammenhänge zu erkennen und daraus automatisiert Erkenntnisse zu ziehen. Diese Tätigkeiten fallen dann für unsere Mitarbeitenden weg, die sich dadurch auf vertriebliche Themen fokussieren können. Wir gehen davon aus, dass wir für KI-Themen Mitarbeiter bei den zentralen Dienstleistern aufbauen müssen, beispielsweise Data Scientists.
6 Was wären mögliche Vorteile für Kunden?
Rohn: Der Kunde kann bessere und schnellere Leistungen erwarten. Dazu gehört zum Beispiel der ChatBot Linda, der 24/7 in der Lage ist, in hoher Qualität zu antworten. Wir sind also immer und jederzeit für unsere Kunden erreichbar. Auch Services und Kundenansprachen werden noch zielgerichteter auf die Kunden ausgerichtet werden. Gleiches gilt für unseren Zahlungsverkehr, den wir damit noch sicherer machen werden. Und schließlich profitieren unsere Kunden vom KI-Einsatz in der Betrugsprävention.