Ein ganzer Raum von und für Eggsperten

Der Nachhaltigkeitsraum trägt ihre Handschrift: Geschäftsführerin Ruth Staudenmayer. Foto: B&P

Das Ei im Fokus: Schönecke eröffnet Informations- und Nachhaltigkeitsraum für Kunden, Schulungen und Spontanbesucher.

U mweltschutz, Klimaschutz, Tierwohl, das Nebeneinander von Tier und Mensch, technische Innovationen, mediale Erfordernisse, Produktsicherheit, Work-Life-Balance, Transparenz – das Thema Nachhaltigkeit hat insbesondere auf der Erzeugerseite unzählige Aspekte, mit denen sich die Lebensmittelbranche auseinandersetzen muss. Hinzu kommen Dokumentationspflichten, Rückverfolgungsmechanismen und am Ende juristische Erfordernisse, die dafür sorgen, dass das Ei, gelegt von einer freilaufenden Henne, als sicheres Produkt auf den Markt kommt. Und dann soll mit diesem Ei auch noch Geld verdient werden. Trotzdem hat sich das Elstorfer Unternehmen „Schönecke seit 1914“ konsequent auf den Pfad der Nachhaltigkeit begeben. 2020, so heißt es, habe Geschäftsführer Henner Schönecke, Inhaber in vierter Generation, eines Morgens seine Idee auf den Tisch gepackt: „Dieses Jahr wollen wir in allen Bereichen schauen, wie nachhaltig wird sind. 2023 wird das Jahr der Nachhaltigkeit bei Schönecke.“ Diese Ansage endete im neuen Nachhaltigkeitsraum über dem Freilandstall in Ardestorf – hier werden Besucher zu Eggsperten.

Bachelor-Arbeit über Schönecke

Anzeige

So richtig überraschend war die Ansage 2020 nicht, denn das Thema ist vor allem bei landwirtschaftlich geprägten Unternehmen gesetzt. So auch bei Schönecke, wie Geschäftsführerin Ruth Staudenmayer sagt: „In der Landwirtschaft ist Nachhaltigkeit ein Muss. Kein Bauer wird sein Kapital, den Boden, sehenden Auges ruinieren. Alles ist darauf ausgerichtet, über Generationen hinweg Erträge zu erzielen. Das gilt im Anbau ebenso wie in der Tierhaltung. Deshalb hatten wir ohnehin schon eine ganze Reihe Maßnahmen umgesetzt, die heute den Stempel Nachhaltigkeit tragen. Das ist über Generationen hinweg gewachsen.“

Richtig Fahrt nahm das Thema im Unternehmen auf, als eine duale Studentin 2020 als Teil des Teams ihre Bachelor-Arbeit im Studiengang BWL – Food Management unter das Thema „Identifikation der wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen der Geflügelhof Schönecke GmbH“ stellte. Ruth Staudenmayer: „Teil der Bachelor-Arbeit war eine Befragung der Mitarbeiter, von denen ein erstaunlich hoher Anteil ankreuzte, mit dem Fahrrad zum Arbeitsplatz zu kommen. Da wurde uns erst richtig klar, wie viele Beschäftigte unseres Unternehmens im direkten Umfeld leben. Nicht etwa nur in Neu Wulmstorf, das gilt auch für unsere Standorte in Hamburg-Niendorf oder Altona. Wer dort arbeitet, der wohnt in der Regel in der Nähe. Auch das ist Nachhaltigkeit. Dasselbe gilt für unsere Lieferanten und unsere Kunden im Einzelhandel – die Vertriebswege sind kurz; das meiste bewegt sich im Umkreis von 40 Kilometern.“

Konzipiert wie eine Ausstellung

Auch diese günstigen Bedingungen sind über Generationen gewachsen, denn ursprünglich war Heinrich Schönecke I. als Begründer des Markthandels nichts anderes als ein Landwirt, der 1914 in die Direktvermarktung einstieg – was damals vielfach noch an der Tagesordnung war. Er verkaufte auf dem Wochenmarkt in Harburg das, was der Hof am Fliegenmoor in Elstorf hergab. Darunter auch Eier. Heute wird das Unternehmen Schönecke kaum noch als landwirtschaftlicher Betrieb wahrgenommen. Der Marktauftritt sowohl mit fünf hochmodernen Verkaufsfahrzeugen auf Wochenmärkten als auch der Laden im Mercado-Einkaufszen­trum Altona setzen Maßstäbe. Längst haben sich zu Ei und Geflügel Wild und Fleisch gesellt. Und immer wieder geht es dabei um das Thema Nachhaltigkeit.

Die Maßnahmen, die das Unternehmen in den Jahren aufgebaut und umgesetzt hat, füllen nun einen ganzen Raum. „Wir haben diesen Raum wie eine Ausstellung konzipiert“, erläutert Ruth Staudenmayer. „Der Raum ist über dem Stall platziert. An den Wänden wird alles dargestellt, was wir tun, um unsere nachhaltigen Produkte anbieten zu können. Das Spektrum reicht von technischen Investitionen beispielsweise in Photovoltaik sowie die Nutzung von Biogas und Windkraft über das Thema Futter und nachhaltige Verpackungen bis hin zur Haltung und zur Versorgung der ‚Tafeln‘ vor Ort mit noch nutzbaren Lebensmitteln. Was tun wir, um Beutegreifer wie Raubvögel, Fuchs und Marder auf Abstand zu halten? Wie lassen sich die Legehennen-Herden nachhaltig im Freiland halten, ohne dass sie dezimiert werden?“ Als erster Betrieb im Elbe-Weser-Dreieck ließ Schönecke 1997 die Hühner laufen. Ein spezielles Thema übrigens, denn Freilandhaltung bedeutet auch, dass die Hennen natürlichen Feinden ausgesetzt sind. In jedem der beiden Ställe mit ausgedehnten Freilauf- und Schutzzonen verliert der Betrieb auf diese Weise pro Jahr 1000 Legehennen.

Anzeige

Im Nachhaltigkeitsraum erfahren Besucher, zum Beispiel spontan hereinschauende Spaziergänger (der Raum ist im Tagesbetrieb stets geöffnet) oder angemeldete Gruppen, was alles abseits der vertrauten Eierpappe passiert (die bei Schönecke ein individueller Karton ist). Ruth Staudenmayer: „In dem Raum starten wir unsere Führungen. Durch eine Fensterfront haben die Gäste freie Sicht in den Stall und können den Hennen sozusagen beim Eierlegen zuschauen. Wir werden ihn auch für die Schulungen von Mitarbeitern und Verkäufern aus dem Einzelhandel sowie für Kundenveranstaltungen nutzen. Wer sich hier informiert, wird automatisch zum Eggsperten.“ wb

Schönecke seit 1914: Das sind die „Glaubenssätze“

Mit dem Bewusstsein über das, was war und ist, setzen wir unsere Ziele für die Zukunft. Das Vertrauen und die Erwartungen unserer Kunden und Mitarbeiter nehmen wir ernst. Wir übernehmen Verantwortung für unser Handeln als Arbeitgeber, als Erzeuger von Lebensmitteln und als landwirtschaftlicher Betrieb. Mit Innovation als Antrieb richten wir uns darauf aus, Land, Wasser und energetische Ressourcen für künftige Generationen zu bewahren.

Eventprogramm für das 1. Halbjahr 2023

Anmeldung unter besichtigung@schoenecke.de

 Mi., 12. April, 14-15.30 Uhr

Eier in der Ernährung, mit der
„Eggspertin für Huhn und Ei“
Janna Hauschild

 Do., 20. April, 15-16.30 Uhr

Schinkenschule, mit dem Experten Robert Oldehaver

 Mi., 24. Mai, 14-16 Uhr

Fleisch in der Ernährung, mit
Fleischermeister und Fleisch­sommelier Andreas Stockfleth

 Do., 8. Juni, 15-17 Uhr

Eggsperten-Wissen mit Henner Schönecke: Auslaufgestaltung
und Herdenschutz

 Do., 6. Juli, 16-18 Uhr

Afterwork-Grillen: Verschiedenen Grillwürste im Test

Genuss auf Tour

 Sa., 20. Mai, 17. Juni, 1. Juli, 15. Juli, 5. August und 26.
August, jeweils 8.30-11 Uhr

Genuss auf Tour – eine Veranstaltung von „Erlebniskochen in
Hamburg“. Entdeckertag bei
einheimischen Erzeugern.
Weitere Infos und Buchung:
https://www.erlebniskochen.de/event/genuss-auf-tour-2023/