B&P VOR ORT Mit Arent Bolte und Marcel Sluppke (beide Haspa) zu Gast beim Innovation Hub der Sparkassen-Finanzgruppe – Hier wird die Zukunft gestaltet.
1800Quadratmeter im Haus der Star Finanz GmbH am Grünen Deich in Hamburg: Hier ist der Sparkassen Innovation Hub (kurz: S-Hub) zu Hause – ein Think Tank, der seit 2017 von einem knappen Dutzend Partnern, überwiegend Sparkassen aus dem ganzen Bundesgebiet, unterstützt wird. Auf der kreativen Spielwiese des S-Hubs arbeiten mittlerweile mehr als 30 Kreative und Strategen (fast alle ohne Banking-Hintergrund) unter anderem daran, neue Produkte auf den Weg zu bringen, Trends zu erkunden und das Netzwerk auszubauen. Einer von ihnen ist Jean-Philippe Tonyigah, ein sympathischer 27-Jähriger, der sich als „JP“ vorstellt und für strategische Partnerschaften, Marketing und Events verantwortlich ist. Er stellt die Ideenschmiede der Sparkassen vor und erzählt, was es mit den „Finanztieren“ auf sich hat.
Neun Partner aus der Sparkassen-Finanzgruppe sind derzeit am Innovation Hub in Hamburg beteiligt, darunter die Haspa, Deutschlands größte Sparkasse. Zu dem Gespräch haben Arent Bolte und Marcel Sluppke eingeladen, die als Direktoren die Haspa-Region Süd leiten. Ebenfalls dabei: Philipp Eichberg, S-Hub-Koordinator aus der Abteilung Strategie und Innovation der Haspa. Er arbeitet im Innovationsmanagement und sitzt an der Schnittstelle zwischen der Haspa und dem S-Hub.
„Nah am Geist der Jugend“
Ein Thema, mit dem sich die Kreativen im S-Hub intensiv befasst haben, ist die „Generation Z“: Das sind die heute etwa 13- bis 27-Jährigen, die als „Digital Natives“ in vielen Bereichen ein völlig anderes Verhalten und Denken als die vermeintlich klassischen Sparkassenkunden haben. Denn sie sind die Zukunft. „Da stellen sich uns ganz neue Fragen. Beispielsweise: Wie funktioniert eigentlich das Wertpapiergeschäft im Metaversum?“, sagt Marcel Sluppke laut (siehe auch Hauptausgabe Seite 4). JP sieht den S-Hub als „Schnellboot, das nah am Geist der Jugend“ unterwegs ist: „Es ist absolut spannend, sich mit der Generation Z auseinanderzusetzen, weil wir nur so die Zielgruppe verstehen.“ Arent Bolte ergänzt: „Dazu zählt auch die Frage, auf welchen sozialen Medien wir unsere Zielgruppe treffen – eigentlich brauchen wir alle Kanäle.“
Gemeinsam mit Spezialisten aus den Partner-Sparkassen, die sich um den Jugend-Markt kümmern, veranstaltete das S-Hub-Team mehrere Workshops. JP: „Die Frage war: Was muss die Sparkasse machen, um diese Altersgruppe zu erreichen? Wir haben uns zum Start dieser Exploration mit einem Dutzend Leuten von der Haspa, deren Tochter Haspa Next und weiteren Sparkassenvertretern zweimal eine Woche lang weggesperrt, recherchiert, Hypothesen aufgestellt und der Kreativität freien Lauf gelassen. Am Ende hatten wir mehr als 35 Ansätze, wie wir diese Altersgruppe digital erreichen können. Daraus wurden dann fünf Top-Ideen, von denen wir am Ende drei in der Umsetzung begleitet haben.“
Erlebnisgesteuert: Die „Gen Z“
Zu diesem Prozess gehörten auch mehrere Umfragen in der Altersgruppe und eine Workshop-Einheit mit drei Gästen aus der „Gen Z“. JP berichtet: „Es war sehr interessant zu sehen, mit welchen Themen die unterwegs waren und welches Verhalten dadurch deutlich wurde.“ Am Ende sei herausgekommen, dass die Sparkasse und die Generation Z wie ein „100-prozentiges Tinder-Match“ zusammenpassen. Es gebe aber auch ein Delta – insbesondere in der Wahrnehmung. Viele Kontaktpunkte funktionierten noch nicht auf Augenhöhe.
Im Klartext: Sparkassen erfüllen durchaus die Bedürfnisse der Generation, von der JP und Philipp Eichberg sagen: „Das ist die Altersspanne, in die alle großen Lebensentscheidungen hineinpassen: Ehe, Kinder, Hausbau. Diese Generation ist total erlebnisgesteuert. Aber es mangelt an der Tonalität: Die Sparkasse spricht nicht immer die Sprache dieser Altersgruppe.“ Das wiederum wirkt sich aufs Image aus, denn nur wenn die Sprache stimmt, wird die Sparkasse auch als modernes Unternehmen wahrgenommen – so die Erkenntnis.
Das S-Hub-Team, das sich übrigens auch mit ganz anderen Fragestellungen und Altersgruppen befasst, ebnet den Weg, der am Ende in den Partnerunternehmen zu konkreten Aktionen oder auch Produkten führt. Im Falle der „Gen Z“ kam dabei unter anderem eine neue Funktion für die App Sparkasse heraus, die alle Kunden nutzen können, deren Sparkasse den Finanzplaner anbietet. Unter diesem Button lässt sich ein Rückblick freischalten, der dem Nutzer quartalsweise Informationen über sein personalisiertes Finanzverhalten gibt. Dieser Rückblick spricht die Sprache der Generation Z. „Wir haben dazu in einer Variante eine Vielzahl an Finanztieren entwickelt und selbst gezeichnet, um einen spielerischen Lerneffekt zu erzeugen“, sagt JP. Philipp Eichberg mit Blick auf sein Handy: „Dort steht jetzt: ‚Dein Finanztier ist die Schwalbe.‘ Das bedeutet, ich habe überdurchschnittlich viel Geld für Reisen investiert.“ Der Pfau steht für hohe Ausgaben im Bereich Kleidung, der Otter für Investitionen in Wellness- und Beauty.
Der Rückblick kann darüber hinaus melden, ob die Konto-Eingänge höher als die Ausgänge (oder andersherum) sind, und er gibt an, wie es um den CO2-Abdruck steht. Das alles auf eine lockere Art und Weise. „Eines Tages tauchte in den Sozialen Medien ein Post auf – mit dem Kommentar ‚Mein Finanztier hat mich gebrochen‘. Es folgten
145 000 Impressionen, und wir dachten, es bräche ein Shitstorm los. Doch das Gegenteil war der Fall. Die Leute fanden das total witzig und wurden neugierig“, erinnert sich JP. Für Marcel Sluppke eine positive Entwicklung: „Der Rückblick bringt Lockerheit in das Thema Finanzen.“ Und das offenbar über die „Gen Z“ hinaus. Der Jahresrückblick, der von der App zum Jahreswechsel ausgespielt worden ist, wurde bereits 100 000mal angezeigt. wb
>> Web: https://sparkassen-hub.com/