Mahnende Worte bei Kohl und Kassler

Die stellvertretenden Harburger Bezirkshandwerksmeister Rainer Kalbe (links) und Dierk Eisenschmidt rahmen die Gastrednerinnen Franziska Wedemann (Mitte rechts) und Sophie Fredenhagen ein. Foto: Wolfgang Becker

Grünes Polit-Essen: Harburgs Handwerk und Buchholzer Wirtschaftsrunde baten zu Tisch.

Novemberzeit – Grünkohlzeit: Sowohl das Harburger Handwerk als auch die Buchholzer Wirtschaftsrunde laden traditionell im Herbst zu dem beliebten deftigen Essen ein, servieren als Vorspeise jedoch mahnende, wenn nicht gar dringliche Worte in Richtung Politik, die üblicherweise mit am Tisch sitzt. So war es auch dieses Mal.

Die Hamburger Mobilitätskrise

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In Harburg starteten die rund 150 Teilnehmer mit einer Gedenkminute für den kürzlich überraschend verstorbenen Bezirkshandwerksmeister Peter Henning. Sein Stellvertreter Rainer Kalbe würdigte das Engagements Hennings und kam dann auf die Krisen dieser Zeit zu sprechen. Darunter eine Krise, die hausgemacht ist: die unhaltbare Verkehrssituation in Hamburg. Kalbe: „Man hat den Eindruck, dass hier Politik gegen das Handwerk gemacht wird.“ Ein Beispiel: In Quartieren mit Anwohnerparken zahlten die Bewohner 65 Euro pro Jahr, um parken zu dürfen. Handwerksbetriebe und auch andere Unternehmen, die im selben Quartier zu Hause seien, würden mit 300 Euro pro Jahr und Fahrzeug zur Kasse gebeten.

Kalbe richtete einen deutlichen Appell an die Politik, eine Regelung zu schaffen, die es Handwerkern ermögliche, in die Wohnquartiere zu fahren, ohne Gefahr zu laufen, mit teuren Bußgeldern belegt zu werden: „Unsere Fahrzeuge sind mobile Werkstätten und Materiallager. Die brauchen wir beim Kunden.“ Es gebe bereits Kollegen, die Aufträge in bestimmten Hamburger Quartieren nicht mehr annehmen.

Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen weiß um die Stellplatzkrise des Handwerks. Es müsse da ein Interessenausgleich gefunden werden, sagte sie und rief den Handwerkern zu: „Ich stehe an Ihrer Seite.“ Franziska Wedemann, Vorsitzende des Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden, schlug in dieselbe Kerbe, geißelte die Hamburger Verkehrspolitik (siehe auch Seiten 33 und 36) und empfahl: „Treiben Sie die Politik vor sich her – Sie verdienen das Geld. Politiker geben es nur aus.“

Anpacken in Buchholz

„Unser gemeinsames Ziel ist es, Buchholz zu einer prosperierenden Stadt zu entwickeln“, sagte Corinna Horeis, Vorsitzende der Buchholzer Wirtschaftsrunde, vor rund 150 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Kultur. „Wir geben der Wirtschaft eine Stimme.“ Wir ist in diesem Fall die Wirtschaftsrunde als Ganzes, ein Verein mit 160 Mitgliedern aus Buchholz und Umgebung.

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Als Redner hatte die Vorsitzende den neugewählten Landtagsabgeordneten Jan Bauer und den Präsidenten der IHK Niedersachsen, Andreas Kirschenmann, gewonnen. Bauer berichtete, dass er sich im Landtag für die Mitarbeit im Sozialausschuss entschieden habe – nicht, weil er nun „ein verkappter Sozi“ geworden sei, sondern weil dort unter anderem über Ausbildung, Fachkräftegewinnung und weitere Themen besprochen werden, die direkt mit Wirtschaft zu tun hätten. Angesichts der vielen aktuellen Krisen sagte er: „Wir müssen uns gegenseitig stützen.“

Kirschenmann sprach über sein persönliches Leitthema: Beschleunigung – Deutschland müsse schneller werden, risikofreudiger und entschlussfreudiger. wb

>> Web: https://buchholzer-wirtschaftsrunde.de

www.hwk-hamburg.de