Cuxhavener Foto-Fachgeschäft übernimmt Umwandlung von analogen Filmen.
Von Christoph Bohn
In vielen Haushalten schlummern noch Schätze in Form von Videos und Super-8-Filmen – kostbare Erinnerungen, die in das digitale Zeitalter übertragen werden wollen. Zwölf Jahre lang hat sich Folkert Tienken (67) mit seiner Firma Everloid in Sievern (Stadt Geestland, Landkreis Cuxhaven) darum gekümmert. Jetzt hat er den Geschäftsbereich abgegeben. Trotzdem bleibt er Ansprechpartner.
Zwei Entwicklungen haben Tienken zu dem Schritt bewogen. Zum einen hat er einen Großkunden verloren – ein Foto-Fachgeschäft mit mehreren Filialen. „Das Unternehmen ist an einen Anbieter aus den Niederlanden verkauft worden“, erzählt Tienken. Zwar habe er mehrere Gespräche mit den neuen Eigentümern geführt, letztlich hätten diese sich aber dazu entschieden, für den Bereich Film- und Videodigitalisierung mit einer niederländischen Firma zusammenzuarbeiten. „Das ist schon ein großer Verlust“, meint Tienken.
Pandemie setzt Firma zu
Zum anderen hat aber auch die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns der Firma Everloid zugesetzt. 2020 habe das Unternehmen noch gut überstanden. „Im Lockdown haben viele Leute festgestellt, dass sie noch Erinnerungen auf Video oder Super 8 haben, die sie gerne digitalisiert hätten“, erzählt der 67-jährige Sieverner. Das habe zu einem richtigen Auftragsboom geführt – leider zur falschen Zeit: „Wir haben 9000 Euro Überbrückungshilfe von der N-Bank bekommen. Da wir aber genau in dem Zeitraum, der für die Abrechnung ausschlaggebend war – nämlich der Sommer –, Gewinn gemacht haben, müssen wir die volle Summe zurückzahlen.“
So sei aus einem hellroten ein tiefrotes Minus geworden, bedauert Tienken. Für die kleine Firma kaum zu bewältigen. Zumal das Jahr 2021 noch schlechter gelaufen sei. „Die meisten Leute hatten ja nun digitalisiert“, sagt Tienken.
So habe er sich schweren Herzens entschlossen, den Bereich zu verkaufen. Einen Interessenten fand er in einem Kunden: Ringfoto Schattke aus Cuxhaven. „Mit der Firma haben wir lange zusammengearbeitet. Die Inhaber Ralf und Claus Duderstadt hatten Interesse, unser Geschäft zu übernehmen“, berichtet Tienken. Doch einen Haken sahen die Cuxhavener: „Sie meinten, dass das Digitalisierungsgeschäft in der Region in und um Bremerhaven eng mit mir verknüpft sei. Deswegen hatten sie die Befürchtung, dass dieser Markt entfallen könnte“, erzählt der 67-Jährige.
Doch hier konnte eine Lösung gefunden werden: „Wir haben quasi das Geschäft umgedreht. Ich nehme ab sofort die Aufträge hier entgegen und gebe sie nach Cuxhaven“, erläutert Tienken. So werde er für den Südkreis und die Seestadt einen kostenlosen Abhol- und Bringservice einrichten. „Das ist für die Kunden gut, denn viele mögen ihre analogen Schätze nicht einem Paketdienst übergeben. Wenn da was verloren geht, ist es unwiederbringlich weg, und das sind unbezahlbare Erinnerungen“, weiß Tienken.
Großer Markt für Digitalisierungen
Den Markt für Video- und Filmdigitalisierungen sieht Tienken als riesig an – und das noch für viele Jahre. Allerdings: Stammkunden gebe es hier nicht. „Wer digitalisiert hat, ist damit durch. Wir leben von Empfehlungen“, sagt der Everloid-Geschäftsführer. Zudem änderten sich jetzt auch noch die Ausgabemedien weg von DVD auf beispielsweise USB-Sticks. „Und irgendwann kann man seinen digitalisierten Film online abrufen – aus der Cloud“, denkt Tienken. Auch das sei ein Grund gewesen, den Geschäftszweig in jüngere Hände abzugeben, denn hier hätte noch ordentlich investiert werden müssen.
Tienken hat das Geschäft selber vor zwölf Jahren übernommen. Denn digitalisiert wird in Sievern bereits seit 30 Jahren. Schon vor zwölf Jahren sei die Nachfrage groß gewesen, berichtet Tienken. Deswegen seien die Geschäftsräume schnell zu klein geworden. Everloid zog in die Gewerberäume im Gewerbe- und Technologiepark in Sievern. Jetzt hat Tienken seine gesamte Ausrüstung an Ringfoto Schattke verkauft, seine Büromöbel über Kleinanzeigen. Derzeit sucht er noch einen Nachmieter.
Setzt sich Tienken nun zur Ruhe? Weit gefehlt. Denn mit seinem zweiten Standbein macht der 67-Jährige weiter: dem Produzieren von Filmen, hauptsächlich von Image-Filmen für Firmen und Institutionen. Zu seinen Kunden gehören beispielsweise die Tourismusgesellschaft Erlebnis Bremerhaven, die Museumsbahn Bremerhaven-Bederkesa, aber auch der Bremerhavener Magistrat: „Dort geht es um Imagefilme für Nachwuchsgewinnung“, sagt Tienken. Für die Filmproduktion arbeitet er mit zwei Selbstständigen zusammen – in den Bereichen Ton und Drohnenaufnahmen.
Außerdem bietet Tienken weiterhin Kurse fürs Filmen an. „Und dafür werde ich wohl Schulungsräume im Sieverner Gewerbe- und Technologiepark nutzen.