Windforce: Sogar 70 Gigawatt Offshore-Wind in Deutschland sind bis 2045 möglich.
Rund 250 nationale und internationale Experten, unter anderem aus dem Konferenz-Partnerland Frankreich, trafen sich auf dem Gelände der Bremerhavener Lloyd Werft. Das Motto „Offshore-Wind: Klimaschutzziele umsetzen und Arbeitsplätze schaffen“. Wenn jetzt für Fachkräfte und für die Offshore-Wind-Zulieferindustrie sowie die maritime Industrie die richtigen Weichen gestellt würden, könne aus Sicht der WAB der Ausbau von 30 Gigawatt bis 2030 und mindestens 70 Gigawatt Offshore-Wind in Deutschland bis 2045 gelingen.
„Wir setzen uns dafür ein, dass der Ausbau der klimaschützenden Windenergie auf See wieder für mehr Beschäftigung und Wertschöpfung sorgt und ,grüner‘ Wasserstoff wirtschaftlich produziert werden kann“, sagte WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler. „Die Bundesregierung sollte bei der aktuellen Überarbeitung des Windenergie-auf-See-Gesetzes die Initiative des Bundesrats aufgreifen und die klimaschädlichen Emissionen bei der Produktion eines Offshore-Windparks über die Berücksichtigung des CO2-Fußabdrucks als Ausschreibungskriterium sowie ein Sprinterprogramm für ,grünen‘ Wasserstoff integrieren“, meinte sie. „Vor allem braucht es eine Qualifizierungs- und Ausbildungsoffensive entlang der Wertschöpfungskette, die Unterstützung der maritimen Industrie und die erforderliche Häfen-Infrastruktur.“
„Das Ziel einer klimaneutralen Volkswirtschaft sowie die Notwendigkeit, sich angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine weitestgehend unabhängig vom Import von fossilen Energieträgern zu machen, ist nur zusammen mit leistungsfähigen Hafeninfrastrukturen zu realisieren“, betonte auch Claudia Schilling (SPD), Bremer Senatorin für Wissenschaft und Häfen. Sowohl für den ambitionierten Ausbauplan der Bundesregierung für die Offshore-Windkraft als auch für die Entwicklung von Wertschöpfungsketten für „grünen“ Wasserstoff seien die Häfen als Umschlagsort unverzichtbar. Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen deswegen weiter beschleunigt werden. Für Investitionen in die Infrastruktur der Hafenstandorte sei indes die Unterstützung des Bundes notwendig. „Nur so lässt sich die deutsche Energiewende schaffen und an der energiepolitischen Unabhängigkeit Deutschlands arbeiten“, sagte sie.
Die WAB setze sich zudem für den politischen Dialog zu einem nachhaltigen Aufbau von Wind-auf-See-Lieferketten in Europa ein. Fast alle Offshore-Wind ausbauenden Länder unterstützten in dieser internationalen Branche die heimische Wertschöpfung und Beschäftigung. „Unser Ziel ist ein Europa mit fairen Wettbewerbsbedingungen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Unabdingbar ist dafür der enge Austausch innerhalb Europas“, sagte Winkler.
„Der ambitionierte Offshore-Ausbau ist der Schlüssel zu Klimaschutz und einer sicheren, günstigen und unabhängigen Energieversorgung. Aber ohne die richtigen Weichenstellungen gefährden wir das Erreichen des Ziels für 2030“, warnte Martin Gerhardt (Foto: Scheer), Geschäftsführer von Siemens Gamesa in Deutschland. „Wir brauchen einen dynamischen Inflationsausgleich und einen Verzicht von Zusatzzahlungen in den Ausschreibungen, eine Beschleunigung der Genehmigungen sowie ein höheres und gleichmäßig verteiltes konkretes Auftragsvolumen“, forderte er.
„Wir unterstützen die Ausbauziele der Bundesregierung, um so die Versorgung von Deutschland mit grüner Energie voranzutreiben“, sagte Jörg Kubitza, Geschäftsführer von Ørsted Deutschland. Das Gebot der Stunde laute, dass die Ausschreibungen für Offshore-Windparks systemintegrativ und volkswirtschaftlich sinnvoll sind sowie gesellschaftlich vernünftig. „Wir drohen sonst, diese Chancen in Deutschland zu verspielen.“
Ein schnellerer Offshore-Ausbau gehe allerdings nur Hand in Hand mit einer starken und flexiblen Netzanbindung. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet spiele dabei eine wichtige Rolle in Europa. „In Deutschland und in den Niederlanden streben wir an, jeweils rund 20 Gigawatt Offshore-Windenergie bis 2030 anzubinden“, sagte Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens. „Mit unserer Erfahrung und einer Vielzahl technischer Innovationen wie unserem 2-GW-Standard oder der Vermaschung des Gleichstromnetzes sind wir gut vorbereitet für diese ambitionierte Aufgabe.“ Nun müsse aber die Politik die Überregulierung beenden und den Unternehmen zutrauen, die Energiewende verantwortungsvoll umzusetzen, sagte Meyerjürgens.