Offener, transparenter und individueller

Steuerberaterin Maja Güsmer über den „War of Talents“
in der Kanzleibranche – Plädoyer für ein krisensicheres Berufsfeld.

Von Maja Güsmer

Der Kanzleibranche geht es vergleichsweise gut. Der Wunsch nach Beratung auf Mandantenseite ist in Zeiten von vielen steuerrechtlichen Neuerungen, Corona-Hilfen sowie einer digitalen und globalen Welt hoch wie lange nicht. Aufgrund immer vielschichtigerer Vorschriften und Regelungen sind Experten gefragt, die Komplexität reduzieren und fundierte Empfehlungen geben können. Nach meiner Erfahrung ist auch bei der fortschreitenden Technologisierung von Prozessen ein Faktor dennoch unverändert: das Vertrauen in die Person. Gerade Steuerfragen sind oft sehr persönlich, und somit steht neben Wissen und Digitalisierung unverändert der Mensch im Mittelpunkt – beim Mandanten und beim Berater.

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Das Thema Steuern beschäftigt jeden, was allgemein für eine extrem gute Auftragslage in der Branche sorgt. Kein Grund zum Klagen, könnte man meinen, läge nicht in der hohen Nachfrage gleichzeitig die größte Herausforderung der nahen Zukunft begründet: Das Mehr an Arbeit muss erledigt werden – und dazu sind gut ausgebildete Fachkräfte notwendig. Diese sind im Zuge der immer längeren Ausbildungszeit von jungen Menschen und der extrem großen Auswahlmöglichkeit zunehmend Mangelware. Schon seit Gründung unserer Kanzlei bilden wir selber aus und werden dies auch beibehalten. Einige unserer aktuellen Partner haben übrigens ihre Karriere mal als Azubi begonnen.

Der „War of Talents“ ist bereits in vollem Gange und wird perspektivisch auch die Kanzleibranche betreffen. Zeit, sich auf unsere Position als Arbeitgeber zu fokussieren und an dieser Stelle auch zu zeigen, wie spannend und modern eine Tätigkeit im Bereich Steuerberatung ist.

Die digitale Transformation: Segen und Fluch zugleich

Die digitale Transformation wirkt bei Steuerberatern gleich auf zwei Ebenen: Sie ermöglicht mehr Effizienz und schafft gleichzeitig einen attraktiven und modernen Arbeitsplatz. Da die nachkommenden Generationen Digital Natives sind, passt gerade die Steuerberatung sehr gut in die moderne Lebenswelt.

Zudem ermöglichen die Zentralisierung von Daten und der Zugriff auf diese von überall sowie die Verlagerung von interner und externer Kommunikation in den virtuellen Raum ortsunabhängiges Arbeiten und eine höhere, inzwischen fast normal gewordene Flexibilität. Auch dies macht den Bereich der Steuerberatung nach meiner Einschätzung gerade für die folgenden Generationen so attraktiv. Der Wegfall von repetitiven Tätigkeiten gibt zudem mehr Raum für den Fokus auf Kerntätigkeiten, insbesondere die persönliche Beratung, was meines Erachtens einen weiteren Anreiz für junge Leute darstellt. Mich freut es jedes Mal, wenn wir einen jungen Menschen für unsere Branche begeistern können, die so viel mehr bietet als nur trockene Zahlen und Gesetze. Gerade die Kommunikation und die Freude am Austausch mit Menschen prägt unseren Arbeitsalltag.

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Gleichzeitig steigert die Digitalisierung auch den Wettbewerb um Menschen, die bereits innerhalb der Branche tätig sind. Insbesondere in ländlichen Regionen blieben viele Berufserfahrene aufgrund der Distanz von Arbeits- zu Wohnort vorzugsweise in der kleineren Kanzlei. Dieses frühere Ausschlusskriterium ist dank Remote-Work zumindest entkräftet.

Wir haben gute Erfahrungen mit flexiblem Arbeiten gemacht und sind überzeugt, dass gerade hierdurch die Steuerberatung an Attraktivität gewinnt. Die Möglichkeiten, die wir unseren Mitarbeitern heutzutage hinsichtlich Zeit und Ort bieten können, führen gerade zu einer Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Gegebenheiten.

Die Bedürfnisse der Bewerber: Individualität macht den Unterschied

An Nachwuchs mangelt es generell nicht. Die Branche „Beratung und Prüfung“ boomt bei Studenten der Wirtschaftswissenschaften. Auch Steuerfachwirte und Steuerfachangestellte werden gesucht und gelten als krisensichere Berufsbilder. Die Pandemie hat nochmals deutlich gezeigt, dass Kanzleien wie unsere zu jeder Zeit gebraucht werden. Ganz nach dem Motto – nichts ist gewiss, nur der Tod und die Steuern. Mit zunehmender Digitalisierung der Branche können die Bedürfnisse der Kandidaten nach einem attraktiven, modernen und zeitgemäßen Arbeitsumfeld erfüllt werden.

Neben dem Thema Sicherheit kann der Beruf mit exzellenten Aufstiegschancen aufwarten. Nach unseren Erfahrungen sind jungen Leuten eine echte Perspektive und die Möglichkeit, einen Mehrwert liefern zu können, oft wichtiger als der Firmenwagen oder ein weiterer Bonus. Es gilt, den Unterschied zu machen und individuelle Karrierewege zu ermöglichen. Dabei geraten auch bislang vernachlässigte Zielgruppen wie Mütter immer mehr in den Fokus. Gute Arbeit und Fähigkeiten werden zukünftig nicht mehr in Anwesenheit und Verfügbarkeit gemessen, sondern in Resultaten. Die neue Arbeitswelt wird offener, transparenter und individueller – und wir sind dafür jetzt schon bereit.

Fazit: Auch wenn die Auswirkungen derzeit noch nicht zu spüren sind, so hat der „War of Talents“ längst begonnen, und jeder muss sich diesem stellen. Die Spielregeln bestimmen zunehmend die Umworbenen, die Wahl der Mittel sind für alle gleich. Nur wer nicht antritt, hat bereits verloren. Dank einer fortdauernden Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen sind wir gut gerüstet. Und das Wichtigste ist bei allem unverändert: Der Mensch steht im Mittelpunkt!

>> Web: www.dierkes-partner.de