Von Corinna Horeis,
Diplom-Kauffrau und Personalberaterin.
Hand aufs Herz: Wissen Sie, was einen guten Arbeitgeber ausmacht? Welche Besonderheiten Sie als Arbeitgeber auszeichnen? Was Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Ihnen als Arbeitgeber schätzen? Und was sie sich von Ihnen für die Zukunft wünschen? Nur jedes dritte Unternehmen in Deutschland weiß, wie es von potenziellen Bewerbern und Mitarbeitern wahrgenommen werden möchte und wird. Gleichzeitig rechnen zwei Drittel der Unternehmen damit, dass die Bedingungen für die Personalgewinnung und -bindung schwieriger werden.
Das wirft doch die Frage auf, warum sich die deutschen Unternehmer nicht verstärkt mit dem Thema Arbeitgebermarke auseinandersetzen. Eigentlich liegt es doch auf der Hand, was zahlreiche Studien zur Arbeitgeberattraktivität belegen, nämlich Marketing in eigener Sache zu betreiben und sich am Arbeitsmarkt bestmöglich zu verkaufen. Die Maßnahmen wirken sich sowohl positiv nach außen und innen aus, zum Beispiel durch bessere Bewerbungsquoten und höhere Mitarbeiterbindung. Es hat den Anschein, dass die meisten Unternehmen die Alleinstellungsmerkmale ihrer Produkte oder Leistungen wesentlich besser vermarkten können als die eigenen Besonderheiten als Arbeitgeber. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die Vorzüge der Produkte/Leistungen bekannt sind, die als Arbeitgeber jedoch nicht.
Die positiven Aspekte einer Arbeitgebermarke sind offensichtlich: Steigerung der Bekanntheit und Attraktivität, Verbesserung der Mitarbeiterbeziehungen, Aufbau eines Images, Erhöhung des Engagements der Mitarbeiter und – neben weiteren Pluspunkten – Aufbau eines Wettbewerbvorteils gegenüber den Mitbewerbern. Ich denke, dass die Nachteile derzeit die Unternehmen an einem Aufbau hindern: Der Marketingprozess ist kein Spaziergang, sondern ein Marathon – und der zeitliche Aufwand ist hoch. Die Investitionskosten sind hinsichtlich des Return on Investment schwer messbar.
Eine Marke muss dauerhaft nach innen und außen gelebt werden, damit sie authentisch ist. Lohnt sich der Aufwand? Ja! Haben die Unternehmen eine Wahl, wenn sie sich bei der Gewinnung und Bindung der begehrten Fachkräfte nicht von der starken Konkurrenz geschlagen geben wollen? Ich sehe ein sehr großes Potenzial im Employer Branding. Hier aktiv zu werden, wird das Bewusstsein für Bedürfnisse und Wünsche der Arbeiternehmer, für die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und die Besonderheiten der unterschiedlichen Generationen schärfen.
Und welche Anforderungen stehen aktuell bei Beschäftigten und Suchenden auf der Wunschliste? Arbeitsplatzsicherheit und finanzielle Stabilität des Unternehmens, attraktive Löhne und Sozialleistungen, flexible Arbeitszeiten und -orte, gute Arbeitsatmosphäre und angenehmes Betriebsklima sowie berufliche Perspektiven und Weiterbildungsmöglichkeiten. Das bieten Sie als Unternehmen? Dann stellen Sie doch bitte heraus, dass Sie ein guter Arbeitgeber sind.
(Siehe auch Bericht Seite 20 im Special #Fachkraft)