Die intelligente Revolution ist überfällig!

Foto: hs21Lehrt an der hs21 in Buxtehude: Dr. Nicolei Beckmann, Professor für Gebäudetechnik mit Schwerpunkt Energietechnik und Gebäudeautomation, bildet Ingenieure für Gebäudetechnik aus. || Foto: hs21

Prof. Dr. Nicolei Beckmann
über das riesige Einsparungs- und
Optimierungspotenzial der Gebäudetechnik.

Auf der Homepage der hochschule 21 steht, dass Gebäudetechnik einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Was ist damit gemeint?

Ich würde sogar sagen: leisten muss! Der Gebäudesektor verursacht aktuell etwa 40 Prozent des europäischen Energieverbrauchs und ist damit der größte Einzelverbraucher in der Europäischen Union. Darin inkludiert sind die Wohn- aber auch die Nichtwohngebäude wie Schulen, Krankenhäuser, Einkaufszentren und ähnliche Gebäude. Wenn wir das auf die äquivalenten Treibhausgasemissionen beziehen, dann emittiert der Gebäudesektor etwa 36 Prozent der ausgestoßenen Emissionen in Europa. Das Verbesserungspotenzial ist also enorm, und die Gebäudetechnik ist ein – wenn nicht sogar der – Schlüssel, die Effizienz zu steigern. Bereits jetzt ist der Gebäudesektor Spitzenreiter bei der Nutzung regenerativer Energien. Nun wird es Zeit, die Gebäude mit intelligenter Gebäudetechnik auszustatten.

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Was meinen Sie mit intelligent?

Die intelligente Revolution sollte global beginnen! Smarte Stromnetze müssen die fluktuierenden regenerativen Energiequellen intelligent verteilen und Überschüsse speichern oder umwandeln in Power to Heat oder Power to Power.

Das können die Netze aber nur in Kombination mit den Abnehmern umsetzen, und damit kommen wir zu Smart Citys. Die bezogene Energie muss nach dem Grad der Verfügbarkeit und der Dringlichkeit verteilt werden. Jetzt zu den Gebäuden: Smarte Buildings werden immer mehr zu Prosumern, also sowohl Produzenten als auch Konsumenten, und analysieren den Bedarf in Abhängigkeit der vorliegenden Randparameter. Das Gebäude wird lernen, Energiebedarfsstrukturen vorherzusagen und den Verbrauch möglichst ressourcenschonend abzudecken, beispielsweise über ein Energiemanagementsystem. In Kombination mit einer modernen, ressourcenschonenden Anlagentechnik können wir so signifikante Einsparungen generieren.

Und dazu braucht es Ingenieure?

Ja, der Gebäudetechnikingenieur hat komplexe Aufgaben. Er oder sie muss die smarten Systeme verstehen und zusammenführen, damit die Gesamtenergieeffizienz in der beschriebenen Prozesskette ansteigt und der Verbrauch deutlich absinkt.

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Das Berufsfeld rund um die Gebäudetechnik ist in den vergangenen Jahren bereits deutlich anspruchsvoller geworden und dieser Trend wird sich fortsetzen.

Wie hoch ist denn der Bedarf?

Der Bedarf ist enorm, und ich bin überzeugt, dass er in den nächsten Jahren noch steigen wird. Die Unternehmen aus dem Bereich der Gebäudetechnik sehen, dass es schwieriger wird, auf dem Markt zu bestehen, wenn sie nicht über qualifiziertes Personal verfügen. Es fehlt tatsächlich an Ingenieurinnen und Ingenieuren.

Sie bilden an der hochschule 21 Ingenieure für Gebäudetechnik aus . . .

Ja, der Studiengang ist 2018 gestartet und etabliert sich jetzt. Die Inhalte sind am tatsächlichen Bedarf ausgerichtet, sehr praxisorientiert und wir bilden auch hier im dualen System aus. Also gemeinsam mit den Firmen, die sich den eigenen Ingenieurnachwuchs sichern wollen.

Was raten Sie den Unternehmen?

Die kommenden Herausforderungen als Chance anzunehmen. Mein Rat an Unternehmer: Betreiben Sie aktive Personalbindung und Personalentwicklung, und investieren Sie in die eigenen guten Leute. Es hat sich gezeigt, dass sich gerade Mitarbeiter mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und Berufserfahrung durch ein aufbauendes Studium im Unternehmen weiterentwickeln können.