Harburger Tech- Unternehmen startet
Testphase für eine neu entwickelte Plattform- Technologie, die komplette Unternehmens- Prozesse digitalisiert.
Mit seinen Software-Programmen Momo und zukünftig auch Maia ist Tiplu bisher speziell im Gesundheitswesen zu verorten. Momo steht für die automatisierte Vervollständigung von Krankenhausabrechnungen und setzt dazu auf die Vorzüge des Machine Learning, eines Bereichs der Künstlichen Intelligenz. Mit Maia sollen ebenfalls durch den Einsatz von maschinellem Lernen Patientendaten analysiert und drohende Komplikationen beispielsweise nach einer Operation vorhergesagt werden. Mit Momo ist Tiplu, wie in B&P ausführlich berichtet, seit 2015 auf der Erfolgsspur und groß geworden (derzeit 130 Mitarbeiter), Maia steht in den Startlöchern. Doch nun setzen die Tiplu-Gründer Dr. Lukas Aschenberg (Mediziner), sein Bruder Tim Aschenberg (IT-Spezialist) und Peter Molitor (Leiter Vertrieb) bereits zum nächsten Schritt an. Mit Flowa ist eine Software in der Entwicklung, die für jede Branche interessant ist, in der die Digitalisierung zu einer Ansammlung von Systemen geführt hat, die jedes für sich sinnvoll, aber nicht in der Lage sind, gemeinsam miteinander zu kommunizieren. Kurz: Es geht um „Digitalisierung 4.0“. B&P sprach darüber mit Johannes Hagedorn, der Anfang 2021 zu Tiplu kam und im Bereich Sales & Marketing /Public Affairs tätig ist.
Optimierung im laufenden Prozess
Hagedorn: „In vielen Unternehmen, gleich welcher Branche, haben wir es mit organisch gewachsenen IT-Strukturen zu tun. Häufig können die verschiedenen Systeme nicht miteinander kommunizieren – das führt im Gesamtprozess durch etliche Systembrüche nicht nur zu einer extremen Fehleranfälligkeit, sondern vernachlässigt auch das riesige Potenzial der Daten, die bei jedem Prozess-Schritt anfallen. Diese können ein Unternehmen jedoch intelligenter und deutlich transparenter machen. Wir sind überzeugt, dass sich Flowa – ursprünglich für die komplexen und sensiblen Prozesse in Krankenhäusern geschaffen – mühelos auch auf andere Anwendungen und Branchen übertragen lässt, beispielsweise in Behörden oder in der Logistik. Meines Erachtens sind die Chancen, die sich durch eine solche Prozess-Plattform ergeben, für jedes Unternehmen riesengroß. Mit Flowa verlassen wir nun erstmals den Medizin-Bereich, was für uns extrem spannend ist.“
Ziel des neuen Projektes ist es beispielsweise, sich wiederholende Aufgaben zu automatisieren und Abläufe durch den Einsatz intelligenter Software zu optimieren. Ein Beispiel: Einmal eingegebene Daten (wie zum Beispiel persönliche Daten) stehen entlang der gesamten Prozesskette automatisch zur Verfügung und müssen nicht mehrfach eingegeben werden, weil eine andere Abteilung ein anderes System benutzt oder die Schnittstellen nicht kompatibel sind. Darüber hinaus lernt das System, dass bei bestimmten Ausgangsdaten immer die gleichen Entscheidungen im Prozess getroffen werden. Auf das Krankenhaus bezogen bedeutet das beispielsweise, dass Flowa erkennt, wenn bei bestimmten Patientengruppen mit bestimmten Beschwerden immer die gleiche Diagnostik als erstes angeordnet wird. Diese kann dann zukünftig gleich vorgeschlagen werden. Flowa lernt, optimiert die Abläufe und übernimmt dann im Idealfall sogar die gesamte Ressourcenplanung.
Johannes Hagedorn: „Wir sind davon überzeugt: Wenn wir eine solche Plattform in Krankenhäusern realisieren können, wo viele verschiedene Systeme im Einsatz sind, dann funktioniert das auch in anderen Branchen.“ Flowa legt sich wie ein Nervensystem über die verschiedenen IT-Systeme und ermöglicht eine flexible, selbstlernende, intelligente Kommunikation. Sämtliche Arbeitsprozesse werden vernetzt. Die Software steuert die Abläufe und trifft sogar Entscheidungen – ein digitales Netzwerk verknüpfter und interagierender Systeme entsteht.
In der Mitte der Systeme
Eine Herausforderung als Chance: „Viele Unternehmen haben bisher keine definierten Prozesse oder haben diese noch nie dokumentiert“, sagt Johannes Hagedorn. „Aber das ist die Grundlage für eine Digitalisierung. Ich muss genau beschreiben können, wie was im Unternehmen abläuft. Konkret bedeutet dies, dass zunächst einmal klar definiert wird, wie ein Arbeitsablauf A zur Erledigung der Aufgabe B wirklich funktioniert. Allein sich mit den eigenen Prozessen tiefergehend zu beschäftigen, wird in Unternehmen schon erste Potenziale aufdecken – sobald Flowa implementiert ist, wird sich das dann um ein Vielfaches verstärken.“
Mittlerweile hat Tiplu erste Kontakte zu Behörden geknüpft – Musterbeispiele, wenn es um komplexe Prozesse mit verschiedenen Systemen geht. Johannes Hagedorn: „Der Bedarf ist unbestritten, und wir merken, dass auch erstes Interesse da ist. Das freut uns, denn bei uns im Unternehmen mit den vielen sehr jungen Mitarbeitern sind wir auch Idealisten. Wir wollen etwas entwickeln, was Menschen wirklich hilft.“ Und weiter: „Bei Tiplu ist der Ansatz dabei immer derselbe: Wir haben eine Vision, nutzen inhaltliche Fachkompetenz aus der jeweiligen Berufsgruppe und hinterfragen immer wieder ehrlich, ob unsere Ideen am Ende auch realistisch umsetzbar sind – nur so können wir dem Vertrauen gerecht werden, das viele Partner bereits in uns setzen.“
Flowa geht jetzt in die konkrete Testphase. Dazu wurde ein Partner aus der Gesundheitsbranche gewonnen. Der Test findet auf vertrautem Terrain statt – im Krankenhaus. Hagedorn: „Bisher läuft alles nach Plan, und wir befinden uns auch bereits in Gesprächen mit unseren anderen Zielbranchen – nichtsdestotrotz freuen wir uns natürlich ebenso über einen Austausch mit allen anderen, die unseren Ansatz spannend finden!“ wb
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