Makler Alexander Wünsche von Dahler & Company: Gesucht sind Objekte mit Homeoffice-Qualität.
Das ideale Haus muss ein Zimmer mehr haben – auf diese einfache Formel lässt sich die Auswirkung der Corona-Krise auf das Suchverhalten von potenziellen Hauskäufern bringen. Den Grund erläutert Alexander Wünsche, Inhaber von Dahler & Company Nordheide in Bendestorf: „Wo für eine Familie mit zwei Kindern bislang vier oder fünf Zimmer ausreichten, ist nun ein weiteres Zimmer nötig – Homeoffice ist mittlerweile zur Normalität geworden. Also braucht man ein Arbeitszimmer.“ Dieser Wunsch tauche jetzt bei Käufern immer häufiger auf. Wünsche: „Die Objekte werden größer.“
Insgesamt bescheinigt der Makler, der zwischen Winsen und Buxtehude, Harburg und Egestorf, ja sogar im Bereich Schneverdingen/Soltau tätig ist, dem Markt eine ungebrochene Vitalität. Und das, obwohl es keineswegs einfacher geworden ist, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen. Aus der Praxis berichtet Wünsche: „Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus werden heute schnell 700 000 Euro und mehr angesetzt. Wird es teurer, werden die Banken unruhig. 20 bis 30 Prozent Eigenanteil muss der Käufer da schon mitbringen. Ohne ausreichendes Eigenkapital geht im Grunde nichts mehr.“ Wie sich das vor Ort auswirken kann, macht er an einem Fall in Ramelsloh deutlich: „Das wurde ein Haus für 600 000 Euro angeboten. Am Freitag habe ich es ins Internet gestellt. Am Sonntag hatte ich zehn Besichtigungen und von acht Leuten eine Kaufzusage. Die meisten hatten bereits eine Finanzierungszusage ihrer Bank dabei. Es ist wirklich unglaublich, was sich derzeit auf dem Immobilienmarkt abspielt.“
Der Bodenrichtwert hinkt hinterher
Die hohe Nachfrage hat noch einen anderen Effekt: Die Preise steigen schneller als es die üblichen Bodenrichtwerte widerspiegeln. Wünsche: „Die Entwicklung ist zu schnell. Legt man die aktuellen Bodenrichtwerte zugrunde, kann man gleich noch mal 50 000 oder 75 000 Euro drauflegen.“
Was der Städter auf dem Land sucht
Tatsächlich sind auch diese Richtwerte äußerst unterschiedlich, was nicht zuletzt von den Transaktionen abhängt. Laut Wünsche können in der Gemeinde Rosengarten derzeit 330 Euro pro Quadratmeter angesetzt werden, in einzelnen Orten ist es aber auch teurer – zum Beispiel in Vahrendorf mit 400 Euro. Hier mache sich die Nähe zu Hamburg bemerkbar. Wünsche: In den benachbarten Schwarzen Bergen auf Hamburger Stadtgebiet setzen wir dagegen nur 205 Euro an – zum einen, weil die Grundstücke dort sehr groß sind und weil dort sehr wenig Bewegung auf dem Markt ist. Wer dort Grund und Boden hat, der bleibt. Das schlägt sich in den Richtwerten nieder – die statistische Basis ist zu klein.“
Über die „neue Landlust“ hatte Alexander Wünsche bereits im vorigen Jahr im B&P-Immobilienspecial berichtet. Er sagt: „Zwar ziehen vereinzelt auch mal Leute aus dem Umland zurück in die Hamburger Innenstadt, aber das ist eher die Ausnahme. Eigentlich geht die Bewegung entgegengesetzt.“ Ein Umstand, von dem die Makler im Speckgürtel durchaus profitieren. Wünsche hat dabei eine interessante Beobachtung gemacht: „Eine Stadt wie Buchholz, die immer sehr auf dem Suchradar war, rückt meines Erachtens etwas in den Hintergrund. Das Landlust-Erlebnis habe ich eher in Hollenstedt oder Hanstedt. Beide Gemeinden sind sehr nachgefragt. Sie haben vor Ort eine gute
Infrastruktur, werden aber dennoch dörflich erlebt. Das ist Buchholz mittlerweile in vielen Bereichen verloren gegangen. Was übrigens nicht für Holm-Seppensen gilt – auch hier ist die von Städtern gesuchte Atmosphäre zu finden, wobei Hollenstedt und Hanstedt eindeutige Vorteile durch die sehr gute Autobahnanbindung haben.“
Dasselbe gelte auch für das ungleich kleinere Bendestorf, während Hittfeld etwas von seinem einstigen Glanz verloren habe. Dass der Landkreis Harburg insgesamt ein sehr attraktiver Lebensraum ist, steht aber auch für Alexander Wünsche außer Frage. Seine Analyse bezieht sich auf das Suchverhalten der Kunden, die es „raus aufs Land“ zieht. Sie wünschen sich ländliches Erleben gepaart mit guter Infrastruktur und guter Nahversorgung – eine Mischung, die nicht jeder Ort zu bieten hat, und eine Entwicklung, die ihre Ursache ebenfalls in der Pandemie hat. wb
>> Web: www.dahlercompany.com/
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