Hamburg Innovation GmbH unterstützt Start-up repath – B&P-GESPRÄCH mit Gründer Julius Pröll.
Die in Harburg ansässige Tutech Innovation GmbH ist als Tochter der Technischen Universität Hamburg ein verlässlicher Partner für Wissenschaftler, die in die Wirtschaft wollen, und Unternehmer, die den Kontakt zur Wissenschaft suchen. Doch das Transfergeschäft wird längst über Harburgs Grenzen hinaus betrieben und unter dem Label der Schwestergesellschaft Hamburg Innovation GmbH auch für andere Universitäten der Hansestadt angeboten. Drei Gründer unterstützt die Hamburg Innovation an der Uni Hamburg – die Klimaforscher Julius Pröll und Dr. Thomas Remke und der auf Datenanalyse spezialisierte Sebastian Bartels haben das Start-up repath aus der Taufe gehoben. Ihre Idee: physikalische Klimarisiken wie Starkregenereignisse oder Hitze für Unternehmen weltweit sichtbar machen. Ebenfalls unterstützend tätig sind die Gründungsplattform beyourpilot und das Start-up-Dock aus Harburg.
Starkregen, Hitze, Dürre & Co.
Die Idee stammt bereits aus dem Jahr 2018, wurde also nicht durch die Überflutungskatastrophe im Ahrtal inspiriert. Julius Pröll: „Viele Unternehmen sind sensibilisiert und nehmen das Thema ernst. Sie brauchen Klimaprojektionen für ihre strategischen Planungen, um sich aktiv mit den zunehmenden Klimarisiken auseinandersetzen.“ Anders als bei der Wetter-App, die ein paar Tage vorausschaut, setzt die repath GmbH komplexe Klimamodelle ein. Julius Pröll: „Und das ist eine große Herausforderung. Da kommen schnell mal 1000 Terabyte zusammen. Bei der Beurteilung von Risiken reicht es unserer Meinung zudem nicht aus, sich auf ein Modell zu konzentrieren, denn unterschiedliche Modelle kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Wir schauen uns deshalb viele Klimamodelle an. Das ist zwar aufwendiger, ermöglicht aber eine einzigartige individuelle Betrachtung der Klimarisiken für Unternehmen.“ Und: „Wir versuchen für Unternehmen Klimamodelle so fein aufzulösen, wie es derzeit möglich ist. Das ist regional unterschiedlich fein möglich, in Europa gelingt uns dies aber heute in einem Raster von zwölf mal zwölf Kilometern.“ Will heißen: Metergenaue Aussagen zu Extremwetterereignissen wie im Ahrtal sind heute noch nicht seriös projizierbar. Bei den langfristigen Risiken für Unternehmen geht es zum einen um die Infrastrukturen, die von Starkregen, Überflutung, Wind, Dürre oder Hitze betroffen sein können, aber auch um die Lieferketten, wie Julius Pröll im B&P-Gespräch erläutert: „Unternehmen, die auf funktionierende globale Lieferketten angewiesen sind, müssen möglicherweise ihre Lieferantenbasis anpassen oder absichern, um disruptive Ereignisse zu vermeiden.“ repath ist also global unterwegs. Pröll: „Wir können dazu beitragen, Klimarisiken für Lieferketten sichtbar zu machen und damit global resilienter aufzustellen. Wenn ein Unternehmen beispielsweise 100 Lieferanten weltweit hat, können wir die Standorte in unser sogenannten „Climtelligence Solution“ einspeisen und analysieren, ob zum Beispiel bestimmte Extremwetterereignisse an diesen Standorten zunehmen. Das hilft, strategische Entscheidungen zur Absicherung zu treffen.“ Die Klimaforschung ist laut Pröll weit fortgeschritten und die Erkenntnisse sollen heute Unternehmen helfen, die richtigen Entscheidungen für morgen zu treffen. Das Start-up ist im Gespräch mit mehreren Großunternehmen. Das Trio hat ein Exist-Gründerstipendium erhalten, ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, welches durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert wird, und nun ein Jahr lang Zeit, sich auf eigene Beine zu stellen – eine sportliche Aufgabe angesichts eines komplexen Themas. Julius Pröll: „Wir waren jahrelang in festen Jobs, möchten aber jetzt unbedingt dazu beitragen, unsere Welt resilienter und damit nachhaltiger zu machen. Bislang haben wir aus der Wirtschaft gute und spannende Resonanz.“