Dr. Olaf Krüger (Süderelbe AG) zieht in der Elbmarsch eine erste vorsichtige Zwischenbilanz
Die Wege in der Elbmarsch sind lang, ein Dorf reiht sich an das nächste. Hier an der Elbe bestimmen saftige Wiesen und Äcker das Bild. Das nächste Krankenhaus ist in Winsen, die großen Fachmärkte sind dort ebenfalls zu finden. Und beispielsweise das Corona-Impfzentrum (Stadthalle). Auch der Zug nach Hamburg oder Lüneburg hält in der Kreisstadt – wer hier wohnt, braucht auf jeden Fall ein Auto, um mobil zu bleiben. Oder doch nicht? Diese Frage wird derzeit im Rahmen eines großangelegten Feldversuchs mit dem elbMobil geklärt. B&P traf sich mit Dr. Olaf Krüger, Vorstand der Süderelbe AG, zu einer exklusiven Tour im „Shuttle-On-
Demand“ von Niedermarschacht nach Tespe und zurück.
Das elbMobil wartet in der Buskehre vor der Grundschule in Niedermarschacht. An Bord: Siegfried Merten. Er ist als Gruppenleiter im Testgebiet Elbmarsch eingesetzt und betreut elf Fahrer, die ein Jahr lang einen ganz speziellen Shuttle-Service mit fünf Fahrzeugen anbieten. Wer hier in Tespe, Laßrönne oder Drage wohnt und beispielsweise in Hamburg arbeitet, der kann sich per Telefon oder über eine App anmelden und morgens zum Winsener Bahnhof chauffieren lassen. Und abends zurück. Wichtig: Am Start oder am Zielpunkt muss ein ÖPNV-Anschluss sein. Merten: „Wir holen die Fahrgäste zu Hause ab und bringen sie zum Zug. Das sind hier von Niedermarschacht aus schnell mal
20 Kilometer.“ Liegen passende Anfragen vor, steigen unterwegs weitere Fahrgäste zu.
Merten: „Mittlerweile haben wir sogar Stammgäste. Wir fahren auch Kinder zur Schule oder von der Schule nach Hause.“ Wer einen gültigen HVV-Ausweis hat, zahlt pro Tour lediglich einen Euro Zuschlag – ein unschlagbares Angebot. Wer keine HVV-Karte hat, kann das elbMobil trotzdem buchen. Die Tour nach Winsen kostet dann 3,10 Euro plus ein Euro Zuschlag. Merten: „Dieselbe Strecke mit dem Taxi läge bei 36 Euro.“
Im Fokus: Der ländliche Raum
Das Pilotprojekt, eines von dreien im Bereich Shuttle-On-Demand-Verkehre im Großraum Hamburg, ging im Dezember 2020 an den Start und ist bis Dezember 2021 ausgelegt. „In dieser Zeit sollen Daten und Erkenntnisse über die Akzeptanz so eines Mobilitätsangebotes im ländlichen Raum gesammelt werden“, erläutert Olaf Krüger. Das elbMobil („Auf dem Land kommt man auch wech“) und das Pendant im Hamburger Osten
(Brunsbek/Lütjensee/Trittau) werden von der Süderelbe AG koordiniert. Ein drittes Versuchsfeld ist die Stadt Ahrensburg.
Krüger: „Durch Corona ist das Mobilitätsaufkommen insgesamt zurückgegangen. Das beeinflusst auch unser Projekt, und deshalb ist es nach knapp drei Monaten noch etwas zu früh, um konkrete Zahlen zu nennen. Aber: Die Nachfrage steigt. 441 Mal wurde die App vom Kooperationspartner ioki bislang heruntergeladen, mehr als jeder zweite App-Besitzer ist auch ein aktiver Nutzer. Unter dem Strich sind wir mit dem Start zufrieden.“ Was ihn besonders freut: Seit Februar wird das elbMobil auch für Touren zum Impfzentrum in Winsen genutzt. Krüger weiter: „Die weitläufige Elbmarsch ist ein Reallabor. Die Auswertung der Angaben in der App zeigen, dass die Nutzer in allen drei Kategorien die Höchstzahl von fünf Punkten vergeben: Fahrerbewertung, Pünktlichkeit und Wartezeit.“ Ob das elbMobil – Verkehrsträger ist die KVG Stade, Lead-Partner des Projekts der Landkreis Harburg – eine längerfristige Perspektive hat, muss die anschließende Analyse der gesammelten Daten und der Kosten ergeben. wb
π Das elbMobil ist montags bis donnerstags von 5 Uhr bis 23 Uhr unterwegs, freitags von 5 bis 2 Uhr sowie samstags von 8 bis 2 Uhr und sonntags von 8 bis 23 Uhr. Es kann ganz einfach per App oder telefonisch unter 0 41 05/57 20 83 gebucht werden. Es gelten die üblichen HVV-Tarife zuzüglich eines elbMobil-Zuschlages in Höhe von einem Euro
pro Fahrt.
Über das RealLabHH
Im Reallabor Hamburg (RealLabHH) soll die Mobilität von morgen im Hier und Jetzt einer Metropole erprobt werden und darauf aufbauend eine Blaupause für die digitale Mobilität der Zukunft entstehen. Die gesellschaftliche Debatte zu digitalen Mobilitätsservices steht dabei im Zentrum, um wichtige Erkenntnisse darüber zu liefern, welche Ansätze sich in der Praxis bewähren. Die geplanten elf Teilprojekte des RealLabHH reichen vom Mobilitätsbudget anstelle eines Dienstwagens über die Schaffung einer anbieterunabhängigen Mobilitätsplattform bis hin zu Lösungen für besonders schutzbedürftige Teilnehmer im Straßenverkehr. Unter der Konsortialführerschaft der Hamburger Hochbahn AG ist dabei die kontinuierliche und umfassende Einbeziehung der Bürger vorgesehen. Auf dem für den Herbst geplanten ITS-Weltkongress 2021 sollen die Ergebnisse des RealLabHH präsentiert werden.
Ein neuer Baustein in der Hightech- Landschaft der Hansestadt Buxtehude: Mit der Stader Carbon Truck & Trailer GmbH erweitert ein Unternehmen seine Produktionsfläche, das zweifellos zu den Vorreitern im Bereich der modernen Mobilität zählt. Carbon TT fertigt für den Fahrzeugbau ultraleichte Strukturbauteile aus Kohlefaserverbundstoffen (CFK) und ist zurzeit dabei, im Sirius Business Park Buxtehude eine eigens entwickelte Anlage in Betrieb zu nehmen, mit der – so das Ziel – Carbon-Chassis für bis zu 70 000 Fahrzeuge entstehen sollen. Für die Berliner Sirius Facilities GmbH ist damit nach der CLS
Cleanaway Logistics Services GmbH der zweite große Mieter gefunden.
>> Web: www.suederelbe.de