Ziel: Am Ende steht das Optimum

Foto: B&PThorsten Wefelmeier || Foto: B&P

KI-Kolumne von Thorsten Wefelmeier

Das Wort Paradigma steht umgangssprachlich ausgedrückt für ein Denkschema oder eine Art Welt­ anschauung. Ein Schema gibt uns Sicherheit und Verlässlichkeit, kann aber auf der anderen Seite bei der Suche nach der optimalen Lösung einschränkend wirken, da wir häufig in unseren gewohnten Mustern verharren. Diese beruhen auf Erfahrungswerten und Emotionen – dem „Bauchgefühl“.

Paradigmen existieren auch im ökonomischen Bereich und spiegeln sich beispielsweise in Unternehmenskulturen und -strategien wider. Der Satz „Das haben wir schon immer so gemacht.“ ist eigentlich nichts anderes als ein solches ökonomisches Paradigma. Aber was haben Paradigmen mit Künstlicher Intelligenz (KI) zu tun? Diverse Studien zeigen, dass sich Deutschland in Bezug auf die Forschung zum Themenkomplex der KI in der Weltspitze bewegt. In Bezug auf die ökonomische beziehungsweise industrielle Nutzung der KI-Technologie weisen diese Studien jedoch ein anderes, nicht so erfreuliches Bild auf – eher Mittelmaß statt „Top 5“.

Warum geht es gefühlt bei uns nur im Schneckentempo voran, während andere Nationen auf der digitalen Autobahn allem Anschein nach auf der Überholspur unterwegs sind? Eine der Erklärungen dürfte darin liegen, dass die Eigenschaften des Paradigmas im diametralen Widerspruch zur Entwicklungsgeschwindigkeit der Digitalisierung und Globalisierung stehen und wir uns, vielleicht mehr als andere, mit einem Paradigmenwechsel schwertun.

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Die „PI mal Daumen“-Planung der Vergangenheit wird in Zukunft nicht mehr tragen. Das Paradigma „So haben wir schon immer geplant“ ist perspektivisch gesehen nicht mehr haltbar. Die Anzahl und Komplexität der zu berücksichtigenden Parameter steigt permanent – Produktdiversifizierung, Lieferketten, Transportkosten, Marktsituation, Internetbewertungen und so weiter müssen in Folge der Geschwindigkeit der globalen Veränderungen, sich ständig ändernden Verordnungen und Gesetze sowie Technologien ständig analysiert und beobachtet werden. Das genannte Paradigma mag das Gefühl von „Sicherheit“ und „Orientierung“ verleihen, doch das ist trügerisch.

Die Künstliche Intelligenz kennt keine Paradigmen, keine eingetretenen Denkpfade und keine Emotion. Sie basiert rein auf Zahlen und Fakten. Die InputParameter, also die Rahmenbedingungen, werden mathematisch, algorithmisch in allen Kombinationen variiert, sodass am Ende das beste mögliche Ergebnis, ein Optimum, als Output steht. Das ist eine Rechenleistung, die das menschliche Gehirn schwer bis gar nicht erbringen kann – und mit Hilfe der KI auch nicht muss. Diese Arbeit können Maschinen effizienter und exakter für uns erledigen. Dabei ist die KI skalierbar: Sie passt sich den Rahmenbedingungen wie den Änderungen der Input-Parameter an. Doch genau hier entsteht häufig der genannte Widerspruch – Erfahrung und Bauchgefühl des Paradigmas auf der einen Seite, auf der anderen Seite eine datenbasierte Faktenlage maschineller Rechen­ergebnisse. Aus dieser Situation resultieren oft mehr oder weniger sinnhafte Diskussionen – und schon ist die Innovationsbremse voll durchgetreten. „Wer bremst, verliert“ – wie die Studien belegen – Mittelfeld statt Weltspitze. Wer es schafft, seine Weltanschauung, also das Paradigma, zu ändern, kann die Bremse lösen und auf die Überholspur wechseln.

Es ist Zeit für einen ökonomischen Paradigmenwechsel: Mathematik statt Meinung, Wahrscheinlichkeit statt Schätzung, Rechnen statt Glauben.

>> Fragen an den Autor? Kontakt: 0151/50427300, Web: www.sequence6.de

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