Torsten Meinberg und Michael Heinrich, Geschäftsführer von Lotto Hamburg, über das Ausnahmejahr 2020 und die Perspektiven
Das lag nicht an Corona, sondern passierte mit Corona: Im Pandemie-Jahr 2020 haben die Hamburger so viel Lotto gespielt wie selten zuvor. Wie die Geschäftsführer von Lotto Hamburg, Torsten Meinberg und Michael Heinrich, im B&P-Gespräch sagten, stieg der Spieleinsatz im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent auf rekordverdächtige 168 Millionen Euro – ein Höchstwert seit der Novellierung des Glücksspiel-Staatsvertrags – im Jahr 2008. Heinrich: „Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.“ Die Ursachen sind allerdings andere als vermutet.
Das zurückliegende Jahr war geprägt von zwei Lockdown-Phasen und einer zunehmenden Verunsicherung in der Bevölkerung – Kurzarbeit, Entlassungen, geschlossene Geschäfte, Homeoffice, Home Schooling. Jede Menge Anlässe, sich Sorgen zu machen und von einem besseren, vor allem finanziell unabhängigen Leben zu träumen. Ein Weg dahin: der große Lotto-Gewinn. So zumindest eine weit verbreitete Vorstellung. Tatsächlich stiegen die durchschnittlichen Spieleinsätze leicht, die Zahl der abgegebenen Scheine um fünf Prozent auf zwölf Millionen an. Doch Corona hat dem Ergebnis von Lotto Hamburg eher geschadet: „Ohne die Pandemie wäre es vermutlich drei Millionen Euro höher gewesen“, schätzt Heinrich. Der Grund für den negativen Corona-Effekt: „Wir mussten teilweise bis zu 20 unserer 430 Annahmestellen stilllegen, weil sie sich in von Schließung betroffenen Läden befinden, beispielsweise Baumärkten.“ An normalerweise hochfrequentierten Standorten wie dem Flughafen und dem Hauptbahnhof waren zudem deutlich weniger Menschen unterwegs. Profitiert hat auch bei Lotto das Internet-Angebot.
2020 war ein Jackpot-Jahr
Der Grund, warum trotz widriger Umstände ein Rekordergebnis erzielt wurde: „2020 war ein gutes Jackpot-Jahr. Tatsächlich steigen viele Spieler erst ab 20 bis 30 Millionen Euro ein. Im Eurojackpot dürfen maximal 90 Millionen Euro liegen, im Lotto-Jackpot seit September 2020 immerhin 45 Millionen. Tatsächlich hatten wir in den letzten sechs Monaten einmal 45 Millionen und zweimal 40 Millionen Euro im nationalen Jackpot von Lotto 6aus49“, erläutert Heinrich. Und
Torsten Meinberg beantwortet die Frage nach dem messbaren Erfolg: „Deutschlandweit wurden im vergangenen Jahr 145 Millionengewinne ausgeschüttet. Zwei Hamburger wurden 2020 zu Lotto-Millionären, in Niedersachsen gab es sogar elf neue Millionäre.“
Meinberg weiter: „Lotto – das ist der große Traum, das Leben von Grund auf zu ändern. Bei unseren Kundenbefragungen gab es dieses Mal eine auffällige Besonderheit. Durch die Pandemie treten Wünsche wie schnelle Autos, große Reisen und Luxusklamotten in den Hintergrund, stattdessen geht es plötzlich um finanzielle Sicherheit, mehr Zeit für die Familie, nachhaltige Investitionen beispielsweise in eine Immobilie und die Absicherung von Familienangehörigen, ja sogar Freunden. Das ist für uns eine neue Entwicklung.“
Jetzt kommt der neue Staatsvertrag
Als Vorsitzender der AG Spielerschutz im Deutschen Lotto- und Totoblock befasst sich Meinberg intensiv mit dem Thema Spielsucht-Prävention. Er sagt: „Wir haben eine bundesweite Telefon-Helpline eingerichtet. Die meisten Menschen, die dort anrufen, haben allerdings Suchtprobleme mit anderen Anbietern wie Glücksspielautomaten oder den Online-Casinos, die übrigens zurzeit immer noch illegal sind. Im Zusammenhang mit Lotto haben wir keine nennenswerte Steigerung der Suchtproblematik festgestellt. Am 1. Juli 2021 tritt der neue Staatsvertrag in Kraft, der unter anderem das Online-Spiel regelt, auch unter steuerlichen Aspekten.“ Und: „2020 hat die illegale Online-Spiel-Branche durch den Wirecard-Skandal einen heftigen Schlag erlitten, denn über das Unternehmen wurden unter anderem die Abbuchungen für Online-Casinos und Pornoseiten im Internet abgerechnet. Seriöse Banken tun sich in diesen Gefilden eher schwer, deshalb ist das Geschäft für diese Akteure deutlich schwieriger geworden.“
Um für die Marktveränderungen gewappnet zu sein, stellt sich auch Lotto Hamburg online neu auf und treibt die Digitalisierung massiv voran. Im nächsten Jahr sollen sogar Rubbellose online vertrieben und freigerubbelt werden können. Meinberg und Heinrich kündigen zudem an, dass unter der Marke Lotto Unterhaltungsformate angeboten werden können – kostenpflichtige Spiele, bei denen man gewinnen kann. Michael Heinrich: „Wir prüfen zurzeit, ob und wie wir unser Angebot im Bereich Gamifizierung erweitern wollen. Allerdings kommen Ballerspiele und schnöde Drei-Walzen-Automaten-Spiele für uns nicht in Frage.“
Wer profitiert von den Lotto-Einnahmen?
Etwa die Hälfte des Spieleinsatzes (168 Millionen Euro in 2020) wird als Gewinn wieder ausgeschüttet. Rund 62 Millionen Euro kommen dem Gemeinwohl zugute. Sie fließen über die Lotteriesteuer (16,7 Prozent) und die Konzessionsabgabe in den Landeshaushalt – und können für gemeinwohlorientierte Vorhaben eingesetzt werden. Mit Geldern der Glücksspirale und Bingo! fördert Lotto verschiedene Projekte im sozialen, sportlichen und kulturellen Bereich sowie – eine Hamburger Besonderheit – sowie für den Katastrophenschutz. Von dem „Rest“ werden unter anderem die rund 100 Mitarbeiter bezahlt. In Niedersachsen übernimmt nicht das Land, sondern eine Lotto-Stiftung die Verteilung der Mittel. wb
Vorsicht Betrug: „Wir rufen niemals an!“
Immer wieder versuchen Betrüger, ahnungslose Menschen mit der Aussicht auf einen vermeintlichen Lotto-Gewinn oder ein angeblich abgeschlossenes Abo dazu zu bringen, „Gebühren“ zu überweisen. Sie geben sich als
„Lotto-Mitarbeiter“ aus und verlangen Bankdaten von ihren Opfern. Michael Heinrich stellt klar: „Wir rufen niemals an! Weder um über einen Gewinn zu informieren noch um Bankdaten abzufragen.“ Und Torsten Meinberg sagt: „70 Prozent unser Spieler sind für uns anonym. Sie müssen ihren Tippschein vorweisen, sich also selbst melden. Wir kennen weder Namen noch Telefonnummern.“ Anders sei dies bei Abonnenten oder im Onlinebereich, weil sich der Spieler dort registriert. Angerufen werde dennoch nicht.
Übrigens werden im Durchschnitt pro Jahr Gewinne in Höhe von etwa 800 000 Euro nicht eingelöst. In Baden-Württemberg sorgte 2020 ein besonderer Fall für Aufsehen: Dort meldete sich niemand, um seinen Elf-Millionen-Euro-Gewinn abzuholen. In Hamburg blieb vor einigen Jahren ein Zwei-Millionen-Gewinn liegen. Wenn es sich um anonymes
Lotto-Spiel handelt, besteht keine Chance, den Gewinner direkt anzusprechen. Nach drei Jahren fließen die verwaisten Gewinne zurück in den großen Pott. wb
>> Web: www.lotto-hh.de