„Das Ei ist ein sehr emotionales Produkt“

Henner Schönecke über harte Schachteln, Transparenz,
Bruderhähne und „vierbeiniges Geflügel“: Lamm, Schwein und Rind

Im Volksmund heißt es „Ein Ei gleicht dem anderen“ – stimmt das eigentlich?

Die Eier aus unserem Betrieb sind sowohl vom Geschmack als auch von der Qualität schon deshalb anders als andere, weil wir unsere Kunden direkt beliefern – das garantiert ein Höchstmaß an Frische. Wir achten zudem auf die Schalenstabilität. Wir vermarkten fast nur braune Eier – die können eine härtere Schale haben und sind durchschnittlich größer. Hochwertiges Futter ist ebenfalls ein Qualitätsmerkmal. Am Ende ist das Ei aber ein Ei. Unsere Produkte stehen deshalb vor allem für Transparenz, Geschichte, Tierwohl und Ethik.

Das ist ja das Schöne an einem regionalen Erzeugerbetrieb – da kann ich mir theoretisch auch mal das Huhn von nebenan im Freiland anschauen. Transparenz und kurze Wege – das sind gute Argumente für den Kauf regionaler Produkte. Der Geflügelhof Schönecke setzt sich von der Konkurrenz auch optisch deutlich ab – das sieht man schon an den Schachteln. Welche Idee steckt dahinter?

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Es gibt auch noch andere Erzeuger, die diese Schachteln benutzen, aber wir sind im Hamburger Bereich der größte Kunde des Lieferanten. Ein Hauptgrund: Man kann auf diesen Eierschachteln einfach mehr erzählen und abbilden, weil sie mehr Oberfläche haben. Und die Schachtel ist sehr fest.

Fühlt sich das Ei nicht in einer herkömmlichen weichen Eierpappe wohler?

Die ersten Diskussionen gingen tatsächlich in diese Richtung, aber das muss man sich so vorstellen: Ein Fahrradfahrer, der eine Mütze trägt und stürzt, verletzt sich viel schneller als einer, der einen Helm trägt. Der harte Helm schützt – so ist das auch bei den Schachteln. Über die Auswirkung harter Eierschachteln gibt es sogar eine Bachelorarbeit, die an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Bergedorf erstellt wurde.

Sich mit dem Produkt Ei gegen die Konkurrenz abzusetzen, erscheint ja gar nicht so einfach, aber Ihnen gelingt das – was ist das Geheimnis?

Wir waren schon immer sehr nah am Kunden. In den 90er-Jahren fing das an, als sich die Kunden erstmals fragten, woher denn das Lebensmittel kommt. Das ist uns früh aufgefallen. Uns wurde schnell klar, wenn wir uns neu aufstellen, dann gehen wir nicht von der Käfig- auf die Bodenhaltung, sondern sofort ins Freiland. Das war damals ein sehr teurer und engagierter Schritt, denn wir konnten tatsächlich nur die Hälfte der Freilandeier auch als solche vermarkten. Der Markt war noch gar nicht reif. Mittlerweile bekommen wie die Eier sehr gut verkauft. Ein weiterer Zweig mit starker Nachfrage ist das Bio-Ei. Das wird massiv mehr. Das Ei ist ein sehr emotionales Produkt.

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Das Unternehmen Schönecke ist Erzeuger, Vermarkter und Händler in einem, aber eben keine Brüterei. Wie gehen Sie mit dem umstrittenen Töten von männlichen Eintagsküken um?

Wir haben in der Tat keine Küken im Betrieb, fühlen uns aber verantwortlich für die ganze Kette. Grundsätzlich gilt: Die getöteten männlichen Küken, die aus dem genetischen Stamm der Legehennen kommen und aufgrund ihres Geschlechtes nun mal keine Eier legen können, aber eben als Fleischhähnchen ungeeignet sind, werden nicht auf den Müll geworfen. Sie landen beispielsweise in der Tierfutterproduktion. Auch der Bruderhahn aus der genetischen Legehennen-Linie, da überleben die männlichen Küken, wird ja nicht in die Freiheit entlassen und läuft irgendwo fröhlich herum, auch dieses Tier wird letztendlich getötet, um das Fleisch zu verzehren. So gibt es beispielsweise Pfefferbeißer aus Bruderhahn-Fleisch.

Aber ist das nicht unwirtschaftlich?

Das Töten eines Tieres ohne einen wirtschaftlichen Grund ist verboten – so steht es im Tierschutzgesetz. Es bleiben zwei Wege: Entweder, wir lassen das männliche Küken gar nicht schlüpfen, was meines Erachtens der optimale Weg wäre, oder aber wir ziehen den Hahn trotzdem auf und führen das Fleisch der menschlichen Ernährung zu. Zurzeit sieht es deshalb danach aus, dass wir in Deutschland viel stärker in die Junghahnmast gehen.

Die Pandemie hat im vergangenen Jahr einen Großteil der Gastronomie-Umsätze in den Lebensmitteleinzelhandel verschoben – konnten Sie durchgängig liefern?

Wir haben unsere Kunden auch auf den Wochenmärkten durchgängig beliefert. Was uns freut, ist, dass der Lebensmitteleinzelhandel und vor allem die Menschen, die dort arbeiten, sehr in den Fokus gerückt sind. Die Mitarbeiter haben sich tagtäglich auf den Weg zu ihren Arbeitsplätzen gemacht. Eierverkauf aus dem Homeoffice geht eben nicht.

Und hat sich die Pandemie auf das Sortiment ausgewirkt?

Die Nachfrage nach Bioprodukten hat spürbar angezogen. Die Kundenstruktur hat sich verändert – für viele ist der Einkauf sozusagen das letzte Event, was in dieser Zeit noch geblieben ist. Und die Leute haben auch Zeit, sich beraten zu lassen. Da kauft man dann auch mal etwas anderes ein als normalerweise – Perlhühner, Maishähnchen, Biogeflügel, hochwertiges Schweinefleisch. Wir haben schon 2005 Freilandgeflügel aus Frankreich angeboten – als einer der ersten in Hamburg. Dasselbe gilt für Bioprodukte. Entsprechend ist unsere Kundschaft. Schönecke steht heute aber für mehr als nur Eier und Geflügel.

Schwein, Lamm und Rind – sozusagen „vierbeiniges Geflügel“? Worauf darf sich der Verbraucher einstellen?

Eigentlich denken wir schon seit 2014 über das Geflügelthema hinaus. Das Gute: Wenn man aus dem Geflügelbereich kommt, ist man hochsensibel für Themen wie Tierwohl und gesunde Ernährung. Unseren Qualitätsanspruch, nämlich das sorglose Genusserlebnis, übertragen wir ganz aktuell auf andere Produkte. Ganz neu gibt es jetzt Fleisch von Duroc-Schweinen aus Dithmarschen. Die Marke heißt Ringelswin und steht für absolut regionale Produktion auf Topniveau. Das sind wirklich glückliche Schweine.

Hör-Tipp: Henner Schönecke im B&P BusinessTalk Podcast

>> Web: www.schoenecke.de