Marahrens-Hashagen mahnt Perspektive für alle Branchen an
Von Denise von der Ahé
„Der Druck auf die Wirtschaft kam durch die Corona-Pandemie von vielen Seiten“, sagte Handelskammer-Präses Marahrens-Hashagen: „Angeordnete Schließungen, Mitarbeiter in Quarantäne, gestörte Lieferketten und das mitunter sehr lange Warten auf die finanziellen Soforthilfen haben die Unternehmen in Bremen und Bremerhaven massiv belastet.“ Vor allem der Einzelhandel, die Gastronomie und Hotelbranche, die Reise-, Kultur- und Veranstaltungswirtschaft seien hart getroffen. „Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen reichen für viele Unternehmen nicht aus“, machte Marahrens-Hashagen deutlich. Jetzt müsse alles daran gesetzt werden, „eine Insolvenzwelle mit hohen Beschäftigungsverlusten zu vermeiden“.
Es sei ein richtiger Schritt, dass sich die Regierungschefs von Bund und Ländern für Lockerungen in der Wirtschaft ausgesprochen hätten und mit „Date & Collect“, also Termin-Shopping, zumindest teilweise wieder Geschäft ermöglicht werde. „Der Einzelhandel und die anderen vom Lockdown besonders betroffenen Branchen brauchen aber ebenfalls zügig realistische und vor allem kurzfristige Öffnungsperspektiven“, so die Unternehmerin weiter. „Diese dürfen nicht allein an Inzidenzwerten festgemacht werden.“ Ebenso müssten die Anzahl der Intensivbetten in den Krankenhäusern und die Hygienekonzepte der Einzelhändler berücksichtigt werden.
Die Kammer kritisierte außerdem, dass die Unternehmen ihren Beschäftigten jetzt einmal wöchentlich Schnelltests anbieten sollten. „Das wird ein Riesenproblem“, sagte Marahrens-Hashagen. „Viele kleinere Unternehmen haben keinen Betriebsarzt, der das machen könnte.“ Eine rasche Impfung der Bevölkerung in Bremerhaven und Bremen sei der Schlüssel, „damit die Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben wieder volle Fahrt aufnehmen können“. Die Handelskammer habe der Politik vorgeschlagen, dass die Betriebsärzte beim Impfen unterstützen könnten.
Die wirtschaftliche Entwicklung im Land Bremen sei wegen ihrer starken Exportorientierung 2020 schlechter gewesen als im Bundesschnitt, so Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger. Allein im ersten Halbjahr sei die Wirtschaftsleistung um 8,7 Prozent zurückgegangen (Bund: minus 6,6 Prozent). Dass die Wirtschaft nicht noch stärker eingebrochen sei, habe an einer leichten Wiederbelebung des Außenhandels gegen Jahresende gelegen. Fonger geht davon aus, dass das Land Bremen 2021 etwas schneller aus der Krise herauskommt und die Wirtschaftsleistung in Bremerhaven und Bremen etwas über dem Bundesschnitt liegen könnte. „Es wird stark davon abhängen, wie sich die Exportnachfrage weiter entwickelt“, so Fonger. Das Land Bremen komme wegen der Exportabhängigkeit meist schneller in die Krise rein, aber auch schneller wieder heraus als andere Länder.