Unruhe auf den Werften

Foto: ScheerDie Lloyd Werft gehört zum selben Konzern wie MV Werften. Der ostdeutsche Schiffbaubetrieb steckt in großen Schwierigkeiten. || Foto: Scheer

Krise bei MV Werften betrifft auch die Lloyd Werft – Genting-Konzern in Schwierigkeiten

Von Thorsten Brockmann

In den Gesprächen mit der Bundesregierung zur Rettung der MV Werften sind offenbar auch die Finanzen der Lloyd Werft ein Thema. Das Unternehmen selbst will sich zur Situation bei seiner ostdeutschen Schwester nicht äußern. Die Gespräche über einen möglichen Verkauf der Lloyd Werft sollen nach Informationen der NORDSEE-ZEITUNG aber so lange ruhen, bis es Ergebnisse zur Zukunft in Mecklenburg-Vorpommern gibt.

Carsten Haake war lange Geschäftsführer der Bremerhavener Werft und ist nun im Vorstand der MV-Werften verantwortlich für die Finanzen. Sein Ziel: die ostdeutschen Betriebe unter den Schutzschirm des Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes zu bringen. Es geht um Kreditbürgschaften über rund 500 Millionen Euro. Haake bestätigt, dass es in den Verhandlungen um die gesamte MV Werften Holding gehe. Unter deren Dach wird auch die Lloyd Werft geführt. Weiter äußern aber will Haake sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zur Zukunft des Bremerhavener Betriebes.

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Im Dezember hatte er bereits Sondierungsgespräche über einen Verkauf der Lloyd Werft bestätigt. Nach Informationen von Doreen Arnold, der Ersten Bevollmächtigten der IG Metall Weser-Elbe, sollen zwei Kaufinteressenten die Wirtschaftsdaten der Werft abgefragt haben. Nachdem die Leitung der MV Werften nun bestätigt habe, in Wismar, Rostock und Stralsund bis zu 1200 Arbeitsplätze abzubauen, „haben wir auch in Bremerhaven die Antennen aufgestellt“, sagt Arnold. Am Donnerstag sei sie zu Gesprächen beim Lloyd gewesen, habe vom Betriebsrat aber auch nur gehört: „Wir haben keinerlei Informationen.“

Die Lloyd Werft sei breiter aufgestellt als ihre ostdeutschen Schwestern, sagt Arnold, deshalb stehe die Werft auch nicht im Fokus des Genting-Konzerns. Wenn der Gesellschafter aber sein Interesse an den ostdeutschen Werften aufgebe, dann sicher auch in Bremerhaven, urteilt die Gewerkschafterin. Eine der Befürchtungen sei, dass der Betrieb abgewickelt werden könnte.

Bei einem Verkauf bestehe die Chance, dass es weitergehe. „Uns geht es darum, den Standort und die Beschäftigung zu sichern“, sagt Doreen Arnold.

Die IG Metall Küste hofft, dass es in Mecklenburg-Vorpommern unter dem asiatischen Mutterkonzern weitergeht. Genting habe sich in der Vergangenheit als verlässlicher Partner erwiesen. Der Bau der Schiffe sei als Folge der Corona-Pandemie ins Stocken geraten. Genting konnte die Finanzierung der Schiffe für den eigenen Bedarf nicht mehr sicherstellen. Jetzt geht es darum, eine Insolvenz der MV Werften abzuwenden. Der Bund soll mit seiner finanziellen Hilfe den Weiterbau der Schiffe „Global 1“ und der „Crystal Endeavor“ absichern. Das Expeditionsschiff wolle MV jetzt im Mai in Stralsund abliefern, sagt Haake, die „Global 1“ Mitte 2022. Zu den Überlegungen gehöre es nach wie vor, das dann größte in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff beim Lloyd in Bremerhaven auszurüsten, sagt Haake.

Die Bundesregierung knüpft an die Hilfen Bedingungen – die erfüllt Genting Hongkong bis jetzt aber offenbar nicht. Eine endgültige Entscheidung über den Großteil der Summe und damit auch über die Zukunft der Werften wird bis Ende März erwartet. Die Verhandlungen über einen Sozialplan wurden am Mittwoch mit dem Betriebsrat und der IG Metall aufgenommen.

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Die bis zu 80 Mitarbeiter des Bremerhavener Design-Centers hätten auch für MV gearbeitet, sagt Arnold. In den Bau der Kreuzfahrtschiffe waren bis zum vergangenen Frühjahr auch immer Arbeiter aus Bremerhaven eingebunden. Zurzeit, sagt Arnold, seien viele Kollegen an Stahlbau Nord ausgeliehen, um dort den Bau der Fregatten zu unterstützen. Insgesamt aber, sagt die Gewerkschafterin, sei in der Belegschaft Unruhe spürbar mit Blick auf die MV Werften.