Wenn Banken plötzlich zögern . . .

Foto: Tobias PuschProjekt- und Finanzierungsberater Stephan Willhaus (links) von der Imentas Immobilienpartner GmbH und Alexander Delmes, geschäftsführender Gesellschafter der bauwelt Delmes Heitmann, im Gespräch über Probleme und Potenziale von Unternehmen in Zeiten von Corona. || Foto: Tobias Pusch

So steuern Imentas und die bauwelt Delmes Heitmann
durch die Krise

Solide Mittelständler wie die bauwelt Delmes Heitmann steuern dank ihrer Substanz und ihrer Routine weitestgehend unbeschadet durch die Corona-Krise. Im Januar wird der geschäftsführende Gesellschafter Alexander Delmes sogar einen neuen Standort eröffnen (siehe auch Seite 20). Doch gerade im Bereich der Unternehmensfinanzierung kann sich inzwischen auch ein Blick auf neuartige Strategien lohnen, wie Stephan Willhaus, Immobilien- und Finanzierungsexperte beim Harburger Projektentwickler Imentas aufzeigt. Sie beantworteten die Fragen von B&P-Mitarbeiter Tobias Pusch.

Herr Delmes, Sie betreiben den größten Baustoffhandel in der Region Hamburg. Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Ihr Geschäft?

Viele Privatpersonen haben gleich zu Beginn der Krise damit begonnen, an Heim und Haus zu puzzeln und sind deswegen zu uns gekommen. Aber das Negative war: Im Bereich großer Bauprojekte, für die wir Baustoffe liefern, war von heute auf morgen alles zu Ende, weil die ausländischen Arbeitskräfte wegen der Grenzschließung fehlten.

Anzeige

Können Sie bereits absehen, wie Sie am Jahresende dastehen werden?

Unsere zehn Standorte sind unterschiedlich aufgestellt. Die ländlichen, wo mehr Hausbesitzer einkaufen, liegen 15 bis
20 Prozent im Plus. Aber die Standorte, die stärker im Objektgeschäft tätig sind, verzeichnen Rückgänge von fünf Prozent oder mehr. Und deren Anteil am Umsatz ist natürlich größer.

Wird es also eine Null werden, sei es eine rote oder eine schwarze?

Wir bezeichnen uns derzeit als glücklichen Gewinner. Wir sind in der Lage, unser Unternehmen weiter zu betreiben. Selbst ein leichtes Minus wäre gefühlt ein großes Plus, im Vergleich zu dem, wie es andere getroffen hat.

Herr Willhaus, Sie waren 20 Jahre lang Firmenkundenbetreuer für Immobilienkunden bei der Haspa. Seit Jahresbeginn sind Sie nun beim Harburger Projektentwickler Imentas an Bord und dort zuständig für Projekt- und Finanzierungsberatung. Wie ist in Ihren Augen die Lage für Unternehmer in Zeiten der Corona-Krise?

Anzeige

Hamburg kannte immer nur den einen Weg: nach oben. Im Tourismus sind die Zahlen gestiegen, der Flugzeugbau und der Hafen liefen stets gut. Doch mit einem Mal sind wir mit einer Sache konfrontiert, deren Auswirkungen wir noch gar nicht abschätzen können. Das gilt insbesondere für unsere Vorzeigebranchen.

Wie verhalten sich die Banken angesichts dieser Lage beim Thema Unternehmensfinanzierungen?

Die lokalen Sparkassen und Volksbanken sind dem Mittelstand tendenziell deutlich mehr zugetan als die Großbanken und haben auch schon viele große Stürme immer an der Seite der Mittelständler durchgestanden. Gleichwohl wird das Umfeld auch für sie um einiges rauer, zumal die Eigenkapitalanforderungen der EZB deutlich umfangreicher werden. Alle Banken müssen sich aktuell überlegen, welches „Klumpenrisiko“ sie eingehen. Wenn ich beispielsweise schwerpunktmäßig Finanzierungen in der Region Hamburg habe, dann ist das plötzlich ein „Klumpen“.

Erleben wir im Bereich der Banken also gerade eine Zeitenwende?

Ob es eine Zeitenwende ist, weiß ich nicht. Aber so wie jeder Unternehmer jetzt jede Investitionsentscheidung auf den Prüfstand stellt, machen das die Banken logischerweise auch. Aktuell gibt es beispielsweise viele Fragen dazu, wie sich der Bereich Büroflächen in Zeiten von Homeoffice entwickeln wird. Und wenn die Banken die aktuellen Risiken abschließend nicht beurteilen können, dann sagen sie: Vielleicht muss ich erst mal gucken, wie sich der Markt entwickelt. Da waren sie noch vor Kurzem weniger zögerlich.

Wie können Unternehmer diesem Trend begegnen und sich angesichts vorsichtigerer Banken ihre finanzielle Handlungsfähigkeit bewahren?

Was, glaube ich, zukünftig viel mehr Raum einnehmen wird, ist, dass der Unternehmer sich mit den Banken und Sparkassen überlegen muss, welche Investitionsentscheidungen getroffen werden. Ich muss mich als Unternehmer erklären und die Banken auf meine Reise mitnehmen.

Geht es manchmal auch einfach nur darum, die Assets eines Unternehmens gut aufzubereiten, damit die Banken diese erkennen?

Das ist sicherlich ein riesiges Thema: Was mache ich mit meinen Assets und welche Assets habe ich eigentlich? Grundsätzlich unterstelle ich jedem Unternehmer, dass er in seinem originären Geschäft gut aufgestellt ist. Aber ob das auch für alle anderen Bereiche gilt, die mit dazugehören, weiß ich nicht. Was ist zum Beispiel mit nicht notwendigem Anlagevermögen? In der aktuellen Situation kann man stille Reserven heben, um sich dadurch zusätzliche Beinfreiheit zu verschaffen und einer drohenden wirtschaftlichen Schwäche zuvorzukommen.

Genau diese Dienstleistung bieten Sie seit Kurzem ja auch bei Imentas an. Wie heißt dieser Bereich?

Wir nennen das Unternehmerberatung, also nicht Unternehmensberatung. Wir stehen dem Unternehmer und der Unternehmerin zur Seite, um zu sagen: Guck mal links und rechts von Deinem eigentlichen Geschäftsbereich.

Können Sie ein paar Beispiele für unentdeckte Schätze nennen?

Primär geht es da natürlich um das Anlagevermögen. Wir heißen ja nicht umsonst Imentas Immobilienpartner. Das können freistehende Areale sein oder vielleicht auch nicht mehr benötigte Büroflächen, die sich im Eigentum befinden. Verkaufen ist immer die einfachste Lösung, aber spannend ist ja die Frage: Was kann ich eigentlich noch damit machen?

Verstehen Sie sich als eine Art Sparringspartner für Unternehmer?

Willhaus: Absolut! Wir nehmen Unternehmer ernst, aber auch die Banken.

Delmes: Sparringspartner sind für Unternehmer wirklich wichtig. Wir haben da so­gar ein eigenes Netzwerk für aufgebaut. Schon damals, als Herr Willhaus noch bei der Haspa gearbeitet hat, haben wir oft darüber gesprochen, wohin die Reise gehen soll.

Der Begriff des Sparrings kommt ja aus der Welt des Boxens. Ist das bisweilen also auch mit Schmerz verbunden?

Delmes: Wir haben ja Handschuhe, dann tut das nicht ganz so doll weh (lacht).

Willhaus: Wenn man sagt, dass das Sparring das Training ist, dann tut es vielleicht auch mal weh. Aber im Zweifel bringt es mich ja auch weiter, deswegen nehme ich die Schmerzen in Kauf.

>> Web: www.imentas.de;
www.bauwelt.eu

Zum 1. Januar 2021 wird die bauwelt Delmes Heitmann den alteingesessenen Hamburger Standort Hummelsbüttel im Poppenbütteler Weg 31 übernehmen. Der Mietvertrag des jetzigen Betreibers, Bauking, läuft zum Jahresende aus. Der Standort in Hummelsbüttel, der seit 1934 durch das Hamburger Traditionsunternehmen Möller und Förster betrieben wurde, soll zukünftig in neuem Glanz erstrahlen und die bestehenden zehn Standorte der bauwelt ergänzen. „Der Standort Hummelsbüttel ist strategisch ausgesprochen gut gelegen und bietet uns die Möglichkeit, das Hamburger Stadtgebiet noch besser zu versorgen,“ sagen Alexander Delmes und Dirk Heitmann, die geschäftsführenden Gesellschafter der Delmes Heitmann GmbH & Co. KG. „Wir sind bemüht, neue Mitarbeiter für den Standort zu finden und freuen uns, dort eine starke und kompetente Mannschaft auf die Beine zu stellen.“ Es werde sowohl der gewerbliche Kunde, vom großen Bauunternehmen über mittelständische Handwerksbetriebe bis zum mobilen Generalisten, wie auch der private Immobilienbesitzer kompetent beraten und bedient.